Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0490 (05:48 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0481 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,93. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,66. EUR-CHF oszilliert bei 0,9890.

Finanzmarkt: Konsolidierung

Am Finanzmarkt wurde gestern zu Wochenbeginn erst einmal konsolidiert. Es gab keine nachhaltig belastenden Daten und Fakten, die dafür verantwortlich zeichneten. Ganz im Gegenteil lieferten insbesondere Stimmungsindikatoren positive Akzente. So nimmt beispielsweise die Zuversicht im Einzelhandel und in der deutschen Automobilindustrie zu. Frankreichs Notenbankchef votierte gestern für einen „milden“ Zinsschritt um 0,50 % auf der kommenden EZB-Ratssitzung. Die Nachrichten aus China implizieren einen zügiger als erwarteten Exit aus der extremen Corona-Politik, die sowohl die Wirtschaft Chinas lähmte als auch Lieferkettenprobleme zur Folge hatte.

An den westlichen Aktienmärkten wurden die erhöhten Niveaus zunächst einmal abverkauft. Dieses Muster wiederholt sich in den letzten Wochen. „Climbing against a wall of worry“ beschreibt das Bild am treffendsten.

Am Kapitalmarkt kam es zu einer moderaten Versteifung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren heute früh mit 1,88 % (Vortag 1,82 %) und 10-jährige US-Staatsanleihen mit 3,59 % (Vortag 3,54 %).

Der USD konnte gegenüber dem EUR an Boden gewinnen. Gold und Silber, die Währungen ohne Fehl und Tadel, verloren gegenüber dem USD an Boden.

Wirtschaftsministerium unbesorgt!

Das Wirtschaftsministerium rechnet wegen des verfügten Öl-Preisdeckels und des Öl-Embargos gegen Russland nicht mit Engpässen bei Öllieferungen. Die Versorgungssicherheit sei in ganz Deutschland gewährleistet.

Kommentar: Ich hoffe, dass das Wirtschaftsministerium eine belastbare Prognose abgegeben hat. Die bisherigen Prognosen im Rahmen der Sanktionspolitik dämpfen Hoffnungen. Anzumerken ist, dass Japan als G-7 Land massive Extrawürste (Sachalin Felder) bekommt. DIW-Chef Fratzscher ist zuversichtlich, dass die Maßnahmen wirken. Ich teile seine Zuversicht nicht, denn wie schon der IEA-Präsident sagte, geht es in der Weltversorgung nicht ohne Russland (normativ faktisch).

Kanzler Scholz/Hellmeyers Repliken

Bundeskanzler Scholz hat vor einer Isolierung Chinas und einer neuen Blockbildung in der Welt gewarnt.

Kommentar: Herr Scholz, ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung in diesem Punkt. Ich freue mich, dass Sie sich damit von einigen anderen Politakteuren in Berlin, Brüssel, London und Washington positiv abheben.

Er forderte China auf, sich an UN-Regeln zu halten und Wettbewerbsgleichheit für europäische Firmen zuzulassen.

Kommentar: Ich stimme Ihren Forderungen zu, wir sollten sie aber auch gegenüber dem „Elefanten im Raum“ stellen, denn dort wird ungleich größerer Schaden angerichtet.

Der Kanzler widersprach der Einschätzung, dass sich die Welt in eine neue Ära der Bipolarität zwischen den USA und China hineinbewege.

Kommentar: Das hängt wesentlich von Europa ab. Die USA forcieren diese Bipolarität aus Eigennutz durch hybride Kriegsführung im Wirtschafts- und Finanzsektor (nach Kaltstellung der WTO). Wo stellt sich Europa auf? Das wird mitentscheidend sein.

Scholz: Während der Phase der Globalisierung nach dem Kalten Krieg sei auch China zu einem „Global Player" geworden, wie es dies bereits früher in der Weltgeschichte über lange Zeiträume gewesen sei. Chinas Aufstieg sei weder eine Rechtfertigung für die Isolation Pekings noch für eine Einschränkung der Zusammenarbeit.

Kommentar: Ich stimme absolut zu. Nehmen wir den Wettbewerb an. Das erfordert übrigens Investitionen in unser Bildungssystem, in den IT-Airbus und in Infrastruktur. Mehr noch bedarf es eines Planes, der aufzeigt, wo unsere Ziele sind (Achse Paris/Berlin). Die Zeit reaktiven Verhaltens, häufig als Platzwart von US-Interessen, muss einer proaktiven Zeit weichen. Schaffen wir das?

Scholz: Aber zugleich rechtfertige Chinas wachsende Macht keine Hegemonialansprüche in Asien und darüber hinaus.

Kommentar: Zunächst einmal ist aus meiner Sichtweise das „darüber hinaus“ kein Thema. Das ist ein Thema des Westens, der regelmäßig „Regime-Change“ im Interesse der USA inszeniert und darüber hinaus dabei zumeist Völkerrecht bricht. Kann der Westen als „notorischer Täter“ einen glaubwürdigen Ankläger abgeben? Die Antwort des „Nicht-Westens“ ist extrem laut, zwölf Länder wollen 2023 den BRICS beitreten. Das Thema Taiwan ist völkerrechtlich bindend durch die UN Resolution 2758 geklärt (Chinas Alleinvertretungsrecht).

Deutschland/Indien: Baerbock in Neu Delhi

Außenministerin Baerbock betonte auf Ihrem Besuch in Indien, dass die Beziehungen zu Indien ausgebaut werden sollen.

Kommentar: Das gilt es, zu unterstützen. Handel hilft! Es ist aber nicht einfach, denn Indien hat ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Moskau und intensiviert diese Beziehung.

Der indische Außenminister hat sehr zurückhaltend auf den europäischen Preisdeckel für russisches Öl reagiert. Er verwies darauf, dass die Europäer seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mehr fossile Energieträger aus Russland importiert hätten als die nächsten zehn Staaten weltweit zusammen. Er verstünde, dass es einen Konflikt gebe. Die EU hätte ihre Position. Indem Europäer aber zunehmend fossile Rohstoffe aus dem Mittleren Osten einkauften, trieben sie die Preise auch für Länder wie Indien nach oben. Er wünsche sich, dass europäische Regierungen stärker wahrnehmen würden, wer eigentlich wo was kaufe.

Kommentar: Auch das Thema Doppelstandards wird hier zurecht adressiert. Klare Ansage!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Sentix-Index besser als erwartet

S&P PMIs per November, finale Werte

Dienstleistungssektor:48,5 (Prognose und vorläufiger Wert 48,6)
Composite Index:47,8 (Prognose und vorläufiger Wert 47,8)

 

Die Einzelhandelsumsätze fielen per Oktober im Monatsvergleich um 1,8 % (Prognose -1,7 %) nach zuvor +0,8 % (revidiert von 0,4 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,7 % (Prognose -2,6 %) nach zuvor 0,0 % (revidiert von -0,6 %).

Der Sentix-Index legte per Dezember von -30,9 auf -21,0 Zähler zu (Prognose -27,6) und markierte den höchsten Indexwert seit Juni 2022 (-15,80).

UK: Keine neuen Erkenntnisse

S&P PMIs per November, finale Werte

Dienstleistungssektor:48,8 (Prognose und vorläufiger Wert 48,8)
Composite Index:48,2 (Prognose und vorläufiger Wert 48,3)

 

USA: Divergenz zwischen S&P und ISM PMI wirft Fragen auf

S&P PMIs per November, finale Werte

Dienstleistungssektor:46,2 (Prognose 46,1)
Composite Index:46,4 (Prognose 46,3)

 

Der vom ISM ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors nahm per November von zuvor 54,4 auf 56,5 Punkte zu (Prognose 53,3). Die Divergenz zum S&P PMI wirft Qualitätsfragen auf.

Der Auftragseingang der Industrie verzeichnete per Oktober einen Anstieg im Monatsvergleich um 1,0 % (Prognose 0,7 %) nach zuvor 0,3 %.

Der Index Employment Trends sank per November von zuvor 118,74 (revidiert von 119,57) auf 117,65 Zähler.

Russland: Dienstleistungssektor gewinnt an Dynamik

Der S&P Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stieg per November von zuvor 43,7 auf 48,3 Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg

 


 

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