Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0518 (06:58 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0511 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 130.34. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137,12. EUR-CHF oszilliert bei 1,0250.

Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise bleiben die Finanzmärkte nervös und angeschlagen. Die Risikoaversion bleibt hoch, weil es beiderseitig keine Anzeichen für ernsthafte diplomatische Bemühungen und damit für Deeskalation gibt.

Diesbezüglich eröffnet das Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags Grund zur Sorge, dass Deutschland als offen Kriegsbeteiligter eingestuft werden könnte. Zu den Fakten:

Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an westlichen Waffen kann laut Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags völkerrechtlich eine Kriegsbeteiligung darstellen. Waffenlieferungen gelten völkerrechtlich nicht als Kriegseintritt. Wenn aber neben der Belieferung mit Waffen auch die Einweisung beziehungsweise Ausbildung an solchen Waffen in Rede stünde, würde man den gesicherten Bereich der Nichtkriegsführung verlassen (Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland). Ich verweise auf das Buch „Die Schlafwandler“ (1914 – 1918) von Christopher Clark. Lernen wir denn nicht aus Geschichte?

Aus Moskau erreichen uns Meldungen. Russlands Parlamentsvorsitzender Wolodin will ausländische Vermögen in Russland einfrieren lassen. Er sagte, es sei richtig, spiegelbildliche Maßnahmen gegen Firmen zu ergreifen, deren Eigentümer aus unfreundlichen Staaten kommen. Die Aktion und damit die Aggression ging vom Westen aus, der unter Anderem Zentralbankguthaben in Höhe von 300 Mrd. USD beschlagnahmte. Die in Frage kommenden Vermögensgegenstände des Westens in Russland belaufen sich laut Angaben auf bis zu 500 Mrd. USD. In einer Bruttobetrachtung wirft das Fragen über „Smartness“ des Westens auf?

Russland will nach Angaben seines Außenministeriums den Handel mit China stark ausweiten. Die Rohstoff- und Warenlieferungen sollen markant wachsen. Bis 2024 solle das Handelsvolumen 200 Milliarden USD erreichen. Chinas Firmen seien trotz möglicher US-Folgesanktionen bereit, die Kooperation mit Moskau deutlich auszubauen. Was heißt das für die Versorgungssicherheit des Westens und das Preisniveau für den Westen? Kein weiterer Kommentar von meiner Seite.

Fed: Größter Zinssprung seit 22 Jahren?

Die Möglichkeit, dass die Federal Reserve angesichts des Preisanstiegs die größte Zinserhöhung seit mehr als 20 Jahren beschließt, ist erheblich.

Fed-Chef Powell signalisierte zuletzt, dass bei der Sitzung am Mittwoch eine Erhöhung um 0,5 % realistisch sei. So etwas gab es das letzte Mal im Mai 2000. In den dann kommenden Monaten erwarten die Investoren und Experten eine Serie weiterer derartiger Schritte um jeweils 0,5 % auf bis zu 3,00 % oder sogar 3,50 %.

Ob die Fed damit Rohstoffpreise, die der wesentlichste Treiber sind, beeinflussen können oder ob das vielmehr mit dem weiteren Verlauf der Ukraine-Krise im Kontext steht, wird sich weisen. Die Kausalität bezüglich der Preisentwicklung ist in diesem Jahr klar durch die Ukraine-Krise definiert.

Fakt ist also, dass die Prognosen über die Inflationsentwicklung wegen der Folgen der Ukraine-Krise (exogener Einfluss) und der daraus resultierenden Anstiege der Rohstoffpreise zur Makulatur wurden. Diese erhöhten Preise belasten die Wirtschaft und Haushalte global. Jetzt wird der Stress für Unternehmen und private Haushalte durch erhöhte Kapitalkosten noch ergänzt. Mit Zinserhöhungen kann man sehr gut endogene Einflussfaktoren bekämpfen, aber nicht vorrangig exogene Faktoren. Diese Fakten fallen derzeit unter den Tisch.

Das Thema erheblicher Wohlstandsverluste und Rezessionsrisiken insbesondere im Westen, das zu wenig im Fokus steht, wird täglich aktueller. Die globalen Kosten der Ukraine-Krise weiten sich massiv aus.

Auch will die US-Notenbank die massiv aufgeblähte Bilanz (Anleiheankäufe) reduzieren. Hinsichtlich der massiven Überschussliquidität (auch in Europa, Japan und UK) dürfte das das potenziell unfallfreieste Terrain für die US-Notenbank sein.

Die US-Notenbank Federal Reserve wird im aktuellen Umfeld den schwachen Wirtschaftsdaten, unter Anderem dem BIP (-1,4 % im Quartalsvergleich, Prognose +1,0 %) wenig Beachtung schenken. Das könnte sich im Jahresverlauf ändern. Bekanntermaßen zeichnet die US-Notenbank auch für auskömmliches Wachstum der Wirtschaft verantwortlich.

Dabei werfen wir einen kurzen Blick auf die strukturelle Haushaltslage in den USA. Sollte der Wirtschaft Schaden zugefügt werden, wird sich die ohnehin prekäre Finanzlage der USA verschärfen. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres stellte sich die öffentliche Neuverschuldung auf circa 800 Mrd. USD.

Werfen wir einen Blick auf die Schuldenlage der USA seit der Lehman-Pleite 2008:

 

Wie viel Zinserhöhungen kann dieses US-Finanzierungsmodell ultimativ ertragen? Kurzfristig ist der Weg vorgezeichnet. Konjunkturelle und systemische Aspekte könnten mittel- und langfristig betrachtet erhebliches Potenzial großer Überraschungen bieten.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Zunächst weiter gut verträgliche Daten

Das BIP der Eurozone nahm per erstem Quartal 2022 im Quartalsvergleich um 0,2 % (Prognose 0,3 %) nach zuvor 0,3 % zu. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 5,0 % (Prognose 5,0 %) nach 4,7 % (revidiert von 4,6 %) ein.

Die Verbraucherpreise legten per April gemäß Erstschätzung im Jahresvergleich um 7,5 % (Prognose 7,5 %) nach zuvor 7,4 % zu. Die Kernrate stellte sich auf 3,5 % (Prognose 3,2 %) nach 2,9 %.

Die Geldmenge M-3 der Eurozone stieg per März im Jahresvergleich um 6,3 % (Prognose 6,2 %) nach 6,3 %: Die Kredite an private Haushalte verzeichneten eine Zunahme um 4,5 % nach 4,4 %. Die Ausleihungen an Unternehmen legten um 4,2 % nach 4,4 % zu.

Das BIP Deutschlands verzeichnete per erstem Quartal 2022 einen Anstieg um 0,2 % (Prognose 0,1 %) nach zuvor -0,3 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Plus in Höhe von 3,7 % (Prognose 3,6 %) nach 1,8 %.

China: Corona-Politik (maßgeblich) und globales Umfeld belasten Einkaufsmanagerindices

Der vom staatlichen NBS berechnete Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes stellte sich per April auf 47,4 (Prognose 48,0) nach 49,5 Punkten. Das Pendant von Caixin fiel von 48,1 auf 46,0 Zähler (Prognose 47,0).

Der vom staatlichen NBS ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors sackte von zuvor 48,4 auf 41,9 Punkte.

USA: Hinsichtlich der globalen Lage zunächst weiter gut verträgliche Daten

Die persönlichen Einkommen nahmen im Monatsvergleich per März um 0,5 % (Prognose 0,4 %) nach zuvor 0,7 % (revidiert von 0,5 %) zu. Die realen Konsumausgaben verzeichneten einen Anstieg um 0,2 % nach zuvor 0,1 % (revidiert von -0,4 %).

Im ersten Quartal 2022 legten die Einkommen der Beschäftigten im Quartalsvergleich um 1,2 % nach 1,0 % (revidiert von 1,1 %) zu.

Der Einkaufsmanagerindex Chicagos stellte sich per April auf 56,4 (Prognose 62,0) nach zuvor 62,9 Punkten.

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan lag laut finaler Berechnung per April bei 65,2 (Prognose 65,7) Zählern.

Russland:

Die Zentralbank senkte den Leitzins von zuvor 17 % auf 14 %. Die Prognose lag bei 15 %.

Asien/Australien PMIs: Verarbeitendes Gewerbe per April

Japan: 53,5 nach zuvor 53,4

Südkorea: 52,1 nach zuvor 51,2

Taiwan: 51,7 nach zuvor 54,1

Australien: 58,8 nach zuvor 57,9

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0950 – 1.0980 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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