Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1069 (06:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0952 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,68. In der Folge notiert EUR-JPY bei 119,20. EUR-CHF oszilliert bei 1,0585.

Zunächst gilt es, festzustellen, dass die Corona-Krise uns weiter fest im Griff hat. Die Wasserstandsmeldungen, an denen wir uns auch mit den verfügbaren Daten von Johns Hopkins beteiligen (nicht perfekt, aber allgemein anerkannter "Krückstock"), bleiben zu Wochenbeginn kritisch. Das gilt insbesondere für die Zahl der Neuinfizierten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Menge der Tests drastisch ausgeweitet wurde. Das ist ein qualitativer Unterschied zu den Vorwochen, der eine quantitative Funktion hat. Anders ausgedrückt wandert die Dunkelziffer von gestern sukzessive in die Statistik der Aktualität. Das ist zu begrüßen. Erfreulich ist, dass die Zahl der Genesungen dynamisch zunimmt.

Wir wiederholen an dieser Stelle noch einmal, dass es zwingend erforderlich ist, eine Exit-Strategie im Rahmen einer "Contingency-Policy" vorzubereiten. Es heißt nicht, sie sofort umzusetzen. Es macht Sinn, die Dynamik der Infektionswelle zu brechen, um, dann pragmatisch die Risikogruppen zu isolieren. Er ist aber erforderlich, sich darauf vorzubereiten, damit auch die Unternehmen sich vorbereiten können. Wir verweisen auf den <link anleihen-und-devisenwelt beitrag nie-haben-weniger-menschen-mehr-umwaelzungen-bewirkt>Report vom 27. März.

Krisen sind die besten Zeiten, strukturelle Veränderungen zu forcieren, weil die Bedrohungslage in einer Krise die Bereitschaft im gesellschaftlichen Körper erhöht, Umbrüche zu akzeptieren. Diese Veränderungen können positiv, sie können aber auch negativ ausfallen.

Unser Bundeswirtschaftsminister scheint diese Chance erkannt zu haben. Herr Altmaier arbeitet an einem weitreichenden Wirtschaftsprogramm, das nicht nur die Konjunktur beleben, sondern strukturell die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen soll. Das ist richtig, das ist gut. Herr Altmaier bedient damit das Thema "Chance in der Krise"!

Der Rückstand bei der Digitalisierung müsse aufgeholt werden. Wir fordern seit 2015 in diesem Report, den deutsch/europäischen "IT-Airbus" zu bauen.

Es kann nicht toleriert werden, dass die gegebenen Abhängigkeiten von den US-Unternehmen fortgeschrieben werden, weil wir seit 2015 von Herrn Snowden wissen, dass es eine missbräuchliche Datenverwendung seitens der US-IT-Unternehmen im Schulterschluss mit Armen der US-Administration (Geheimdienste, auch Wirtschaftsspionage) gab/gibt.

Auch blindes Vertrauen in Angebote weiterer Drittländer außerhalb Europas kann nicht zielführend sein, obwohl sie hinsichtlich Sicherheit und Offenlegung höhere Standards bieten als die US-Unternehmen (hier China).

Nur wer seine eigenen Daten sichern und kontrollieren kann, ist wirklich souverän. Es wird Zeit, dass Europa (ex UK wegen "five eyes") die politische Pubertät verlässt und erwachsen wird. Mehr gibt es hier nicht zu sagen.

Herr Altmaier will die Produktion in den Sektoren Medizin und Biotech stärker in Deutschland ansiedeln. Auch das begrüßen wir.

Diese Corona-Krise verdeutlicht, dass manche der Abhängigkeiten, die durch die unbändige Lust auf kurzfristige Gewinnmaximierung oder naive ethische Debatten geschaffen wurden ("Danke" an die Grünen), den Ansprüchen einer umfänglichen Versorgung im eigenen Land entgegenstehen.

Das Unternehmen CureVac zeigt, wie bitter nötig diese Branche für Deutschland und Europa ist. An dieser Stelle zollen wir Dank an Herrn Dietmar Hopp. Er hat nicht nur IT-Software in Deutschland aufgebaut (SAP), nein er ist auch in diesem Feld ein loyaler Protagonist. In Fußball-Stadien mag Herrn Hopp aus welchen Gründen auch immer keine Anerkennung zukommen. In diesen strukturellen Themen verdient Dietmar Hopp sich mehr, als viele anzuerkennen bereit sind. Merci aus tiefsten Herzen und Verstand Herr Hopp!

Es gibt aber auch das Risiko negativer struktureller Veränderungen. Die jetzt getroffenen Maßnahmen der westlichen Regierungen sind die massivsten Einschnitte in Grundrechte, die es seit 1949 je gegeben hat. Dieser Zeitraum der Einschränkung ist so kurz wie nur möglich zu halten. Wer bestimmt, wann es eine Epidemie, wann es eine Pandemie ist? Wurden wegen Pandemien, die 90 % der Betroffenen nur unwesentlich betreffen, jemals so einschneidende Maßnahmen getroffen? "Food for thought!"

Aktuelle Lage zur Ausbreitung:

Die verstärkten Tests sind ein Grund für die Zunahme der nachgewiesenen Infektionen. Damit sinkt tendenziell die Zahl der nicht erfassten Fälle.

Coronavirus global: Die Zahl der nachgewiesenen Infizierten legte über das Wochenende um 191.008 auf 723,700 zu. Die Zahl der Genesungen stieg um 29.360 auf 152.032, während die Zahl der Todesfälle um 9.963 auf 34.018 zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten nachgewiesenen Fälle bei 537.650 (Freitag 385.945).

In Europa nahm die Zahl der Infizierten um 101.066 auf 386.211 (Freitag 285.145) zu. Die Zahl der Genesungen legte um 19.304 auf 48.928 (Freitag 29.624) zu, während die Zahl der Todesfälle um 7.813 auf 24.209 (Freitag 16.396) stieg. Ergo liegt die Zahl der akuten Fälle bei 313.074 (Freitag 238.125).

In den USA hat sich die Zahl der Infizierten um 57.304 auf 143.025 (Freitag 85.991) erhöht. Die Zahl der Todesfälle liegt bei 2.509 (Freitag 1.296). Insgesamt sind 4.856 (Freitag 753) Infizierte geheilt. Die Anzahl der aktuellen Fälle stellt sich auf 135.660 (Vortag 83.942).

In Hubei/Wuhan liegt die Zahl der Infizierten unverändert bei 67.801. Die Zahl der Genesungen stellt sich auf 62.882 (Freitag 61.201). Es kam zu weiteren 17 Todesfällen (aktuell 3.186). Damit gibt es derzeit noch 1.733 akute Fälle (Freitag 3.431).

In Gesamtchina liegt die Zahl der Infizierten bei 82.149 (Freitag 81.782), es kam zu 1.723 weiteren Genesungen (aktuell 75.904) und es sind 3.308 (Freitag 3.291) Todesfälle zu beklagen. Ergo liegt die Zahl der aktuell Infizierten bei 2.937 (Vortag 4.310).

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Paris hält sich vergleichsweise gut

In Frankreich sank der Index des Verbrauchervertrauens unwesentlich per Berichtsmonat März von 104 auf 103 Punkte. Die Prognose war bei 92 Zählern angesiedelt. In Italien brach der Geschäftsklimaindex des Verarbeitenden Gewerbes per März von zuvor 98,8 (revidiert von 100,6) auf 89,5 Zähler ein (Prognose 90,0). Der Index des Verbrauchervertrauens verlor per März von zuvor 110,9 (revidiert von 111,4) auf 101,0 Punkte (Prognose 100,5).

In Irland sanken die Einzelhandelsumsätze per Februar im Jahresvergleich um 0,3 % nach zuvor +5,7 % (revidiert von +3,7 %).

In den Niederlanden sank der Geschäftsklimaindex des Verarbeitenden Gewerbes per März von zuvor 3,7 auf 0,2 Punkte und erreichte den tiefsten Stand seit September 2014.

USA: Licht und Schatten

Die persönlichen Einkommen verzeichneten per Februar einen Anstieg um 0,6 % im Monatsvergleich (Vormonat 0,6 %, Prognose 0,4 %). Die persönlichen Ausgaben nahmen in der saisonal bereinigten Fassung um 0,2 % im Monatsvergleich zu (Vormonat 0,2 %, Prognose 0,2 %). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan sank gemäß finaler Berechnung per März von 95,9 auf 89,1 Punkte (Prognose 90,0). Damit ergab sich der niedrigste Wert seit September 2016.

Kanada: Senkung des Leitzinses auf bisheriges Allzeittief

Die Zentralbank Kanadas senkte am Freitag den Leitzins von zuvor 0,75 % auf 0,25 %. Damit markierte das Leitzinsniveau den Allzeittiefststand von Mitte 2009.

Indien: Senkung des Repo-Satzes auf ein neues Allzeittief

Die indische Zentralbank senkte den Leitzins am Freitag von 5,15 % auf 4,40 %. Damit markierte der Repo-Satz ein Allzeittief (2008 4,75 %) in der uns verfügbaren Historie der letzten 20 Jahre.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0750 - 1.0780 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund & viel Erfolg!

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