Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9830 (05:43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9754 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,84. In der Folge notiert EUR-JPY bei 142,35. EUR-CHF oszilliert bei 0,9750.

Die Finanzmärkte konsolidieren. Dabei hilft den westlichen Aktienmärkten kalendarisch der Monatsanfang, da institutionelle Anleger ihre Kapitalzuflüsse investieren. Lediglich Hongkongs, Chinas und Vietnams Märkte standen heute früh unter Druck. An den Anleihemärkten kam es zu beachtenswerten Renditerückgängen von zuvor deutlich erhöhten Niveaus, die auf Aktienmärkte unterstützend wirkten. Nachdem am 28. September bei der Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe Höchststände bei 2,34 % erreicht wurden, ergab sich gestern ein Rückgang im Tagesverlauf von 2,11 % auf 1,91 %. Die 10-jährige US-Staatsanleihe rentiert derzeit bei 3,62 % nach einem Hoch bei 4,00 % am 28. September 2022. Hinsichtlich der Ausrichtungen der Notenbankpolitiken darf die aktuelle Entwicklung am Anleihemarkt als Korrektur verstanden werden.

Am Edelmetallmarkt konnten Silber und Gold markant zulegen. Gold bewegt sich im Dunstkreis von 1700 USD und Silber konnte die Marke von 20 USD deutlich überbieten. Der Euro gewann in den letzten Tagen an Boden. Hinsichtlich der labilen Strukturlage Kontinentaleuropas und der anhaltenden Eskalation der Ukraine-Krise sprechen wir von einer überfälligen technischen Korrektur im Abwärtstrend.

Europa labil

Das labile Bild Westeuropas lässt sich an folgender Einlassung der EU-Kommission festmachen. Die EU-Kommission bereitet sich wegen des Ukraine-Kriegs auf eine Energiekrise und Stromausfälle vor. Diverse Maßnahmenpakete würden vorbereitet. Es lässt sich aber auch daran festmachen, dass es jetzt in Bulgarien zu einer Machtübernahme einer Regierung kommen wird, die tendenziell Moskau freundlicher gesinnt ist als die Vorgängerregierung. Die Fliehkräfte in der EU nehmen zu. Das hat auch eine Wechselwirkung mit der Wahrnehmung der Eurozone.

Großbritannien. Dieses Land zerrüttet sich selbst und zerstört seinen Nimbus. Kein Handelsabkommen mit den USA, Dissens wie nie zuvor seit 1945 mit Kontinentaleuropa, Verhältnisse zu Peking und Moskau zerstört. Aktuelle Politikansätze werden von Finanzmärkten konterkariert (Misstrauensvotum) und das Land verliert seine Mitte.

Das 200 Mrd. Euro Paket – eine Würdigung

Die Bundesregierung plant ein 200 Mrd. Euro-Paket, um die hohen Energiekosten für Unternehmen und Bürger bis März 2024 abzufedern. Details sind bisher offen.

Kommentar: Die Maßnahme ist aus der aktuellen Notlage heraus verständlich. Die markante Unachtsamkeit bei Verfügung der Sanktionen (Thema nicht bedachter Zweitwirkungen, mangelnde Abstraktion) und der Beginn des „Energiekriegs“ durch den Westen hat einen hohen Preis. Um den Preis dieser Maßnahme in ein Verhältnis zu setzen, vergleichen wir diesen Betrag von 200 Mrd. EUR als Einzelmaßnahme Deutschlands in der Ukraine-Krise mit dem BIP der Ukraine per 2021, das bei 198,3 Mrd. USD lag.

Es handelt sich vordergründig um eine konsumtive Maßnahme der Bundesregierung. Konsumtive Maßnahmen haben ökonomische Einmaleffekte zur Folge und belasten die kommenden Generationen. Auf ersten Blick wird damit kein struktureller Nutzen erreicht, da Symptome, aber nicht Ursachen des Problems adressiert werden. Das Paket ist aber zu befürworten, denn es ermöglicht erst, für unseren Kapitalstock, der uns ernährt, Zeit bis ins Frühjahr 2024 zu gewinnen. Ansonsten bräche der Kapitalstock zeitnah. Ergo ist diese konsumtive Maßnahme in Höhe von circa fünf Prozent unseres BIP elementar, um die Chance zu generieren, größte Teile des Kapitalstocks (Struktur) überhaupt erst erhalten zu können. Damit lässt sich eine Analogie zu den konsumtiven Corona-Maßnahmen herstellen. Es gibt jedoch einen signifikanten Unterschied. Pandemien sind temporärer Natur. Die aktuelle Eskalationspolitik erhöht jedoch ultimative Risiken, ein Ende dieser Krise ist nicht absehbar.

Ob diese Maßnahmen der Bundesregierung bis März 2024 ausreichen werden, wird sich zeigen. Wie sagten die ehemaligen Nobelpreisträger der Ökonomie vor einigen Wochen so treffend in Lindau: „Europa ist der Verlierer dieser Krise“. Das stand in diesem Report bereits sehr viel früher. Warnungen verhallten, Gesprächsangebote blieben aus, denn in Echokammern mag man das Echo, alles andere stört.

China: 20 % Anstieg Auslandsinvestitionen in den ersten acht Monaten

In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres 2022 ergab sich ein Anstieg der direkten Auslandsinvestitionen um 138,4 Mrd. USD. Das entsprach im Jahresvergleich einem Anstieg um 20 %. Die Investitionen aus Deutschland legten um 30 %, die aus Japan um 27 % und die aus Südkorea um 59 % zu.

Kommentar: Investitionsentscheidungen sind Ausdruck von Vertrauen. Das gilt vor allen für Auslandsinvestitionen. Es gilt um so mehr, als dass dieses Jahr geopolitischer Stress markant zugenommen hat. Wenn man die drei Länder Südkorea, Japan und Deutschland betrachtet, ist die Entwicklung bemerkenswert, denn aus den USA wurde und wird seit Jahren öffentlich und durch hybride Maßnahmen (Finanz- und Wirtschaftskrieg) der Druck verstärkt, den Investitionsstandort China zu meiden oder zu verlassen. Offenbar treffen Unternehmen andersartige Entscheidungen. Das sollte die Politik wahrnehmen. Das gilt um so mehr, sofern die Investitionstätigkeit im Inland unter Umständen wegen der geopolitischen Ausrichtung und deren Folgen (Versorgungssicherheit, Preise) unterproportional läuft oder sogar abnimmt (Risiko schrumpfender Kapitalstock). Werfen wir einen Blick auf Deutschland: Der Absatz deutscher Automobilunternehmen (Volkswagen, Audi, BMW, Daimler) in China liegt zwischen 34 % - 49 % des Gesamtabsatzes der Unternehmen. Ähnliches gilt für die Unternehmen Siemens, BASF und Bayer. Welche Intentionen verfolgt die Bundesregierung gegenüber China? Wo stünde die deutsche Wirtschaft ohne diese Konzerne und ohne China? Wer dem Wohl Deutschlands verpflichtet ist, muss dem Geschäftsmodell Deutschlands Rechnung tragen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Finaler PMI-Wert etwas schwächer

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) des Verarbeitenden Gewerbes stellte sich per September gemäß finaler Berechnung auf 48,4 (vorläufiger Wert und Prognose 48,5) Punkte und signalisiert damit Kontraktion in diesem Sektor (Index kleiner als 50 Punkte).

UK: Finaler PMI-Wert etwas schwächer

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes stellte sich per September gemäß finaler Berechnung auf 48,4 (vorläufiger Wert und Prognose 48,5) Punkte und signalisiert damit Kontraktion in diesem Sektor (Index kleiner als 50 Punkte).

USA: Verarbeitendes Gewerbe wächst im Gegensatz zu Europa

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes stellte sich per September gemäß finaler Berechnung auf 52,0 (vorläufiger Wert 51,8) Punkte und signalisiert damit Wachstum in diesem Sektor (Index größer als 50 Punkte). Die USA haben eben nicht unsere Probleme der Versorgungssicherheit und der hohen Gaspreise.

Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe sank per September von zuvor 52,8 auf 50,9 Zähler (Prognose 52,2).

Die US-Bauausgaben fielen per August im Monatsvergleich um 0,7 % (Prognose -0,3 %) nach zuvor -0,6 % (revidiert von -0,4 %).

Japan: Preisniveau im Vergleich zum Westen unkritisch

Die Verbraucherpreise lieferten per September einen Anstieg im Jahresvergleich um 2,8 % nach zuvor 2,9 %. Die Kernrate lag bei 0,8 % nach zuvor 0,6 %.

Südkorea: Verarbeitendes Gewerbe in Kontraktion

Der von S&P ermittelte PMI für das Verarbeitende Gewerbe sank per September von 47,6 auf 47,3 Zähler.

Australien: Markterwartungen (0,50 %) mit Zinsschritt um 0,25 % enttäuscht

Die Reserve Bank of Australia erhöhte den Leitzins von zuvor 2,35 % um 0,25 % auf 2,60 % (Prognose 2,85 %).

Israel: Neuer Leitzins bei 2,75 %

Gestern erhöhte die Zentralbank Israels den Leitzins von zuvor 2,00 % auf 2,75 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag wünscht Ihnen

Folker Hellmeyer

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