Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0842 (05:44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0833 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 130,35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,30. EUR-CHF oszilliert bei 1,0031.
Finanzmärkte: Konsolidierung trotz partiell starker Daten
An den Finanzmärkten bestimmte Konsolidierung das Bild trotz zum Teil unerwarteter positiver Daten und Berichte.
So legte der Economic Sentiment Index der Eurozone unerwartet stark auf den höchsten Indexstand seit Juni 2022 zu. Heute früh setzte die Veröffentlichung der offiziellen Einkaufsmanagerindices Chinas einen Paukenschlag. Der NBS Composite Index (Verarbeitende Gewerbe inklusive der Dienstleistungen) schoss um 10,3 Punkte auf 52,9 Punkte in die Höhe und markiert damit wieder solides Wachstum der Gesamtwirtschaft (siehe Datenpotpourri).
Zusätzlich lieferte der aktuelle World Economic Outlook des IWF mit einer positiven Prognoseanpassung fundamentale Unterstützung (siehe unten).
Aktienmärkte verloren trotz dominierend positiver Daten und Berichte gestern sowohl in den USA als auch in Europa und heute früh in Fernost an Boden.
Erstaunlicherweise galt das auch für den Ölpreis. Warum „erstaunlicherweise“? Weil mit den IWF-Prognoseanpassungen und insbesondere den unerwartet starken PMIs aus China eine unerwartet höhere Nachfrage nach fossilen Brennstoffen im Raum steht.
An den Rentenmärkten kam es zu Zinsversteifungen, die zum gestrigen Datenbild passten. Denn stärkere Konjunktur impliziert bei weiter engen Lieferketten erhöhtes Inflationspotenzial, zumindest aber dessen Risiko. 10-jährige Bundesanleihen rentieren heute früh mit 2,30 % (Vortag 2,22 %), während US-Staatstitel mit 10-jähriger Laufzeit eine Rendite in Höhe von 3,55 % abwerfen (Vortag 3,50 %).
An den Devisenmärkten herrscht weiter weitgehend Ruhe. Gestern dominierte innerhalb der zuletzt etablierten Bandbreite USD-Nachfrage. Der Euro gab heute im Handel in Fernost bis auf 1,0833 gegenüber dem USD nach.
Als Folge der USD-Nachfrage kam Gold gegenüber dem USD unter Druck. Silber hielt sich im relativen Vergleich besser und verlor nur insignifikant gegenüber dem USD an Boden.
IWF: Positive Prognoseanpassung – Neue Erkenntnisse
Der IWF hat turnusgemäß in seinem Update des World Economic Outlook die BIP-Prognose für die Weltwirtschaft überarbeitet. Die Welt-BIP-Prognose wurde per 2023 von 2,7 % auf 2,9 % nach oben angepasst. Damit ergibt sich zwischen der jüngsten negativen Prognoseanpassung der Weltbank (von 3,0 % auf 1,7 %) und der aktuellen Prognose des IWF eine erhebliche Divergenz.
Für die unterschiedlichen Länder ergibt sich folgendes Bild.
In den Ländern des Westens sticht die positive Anpassung um 0,4 % der USA hervor. Negativ sticht die Herabsetzung der BIP-Prognose des UK um 0,9 % auf -0,6 % per 2023 ins Auge. Deutschland ist unter den großen kontinentaleuropäischen Ökonomien trotz der positiven Anpassung um 0,4 % auf 0,1 % das schwächste Glied.
Japan zeigt sich 2023 im Vergleich zur Eurozone, den USA und dem UK mit 1,8 % Wachstum stark. Erinnert sei daran, dass Japan sich wegen des großen Sachalin-Projekts in Russland Sonderregeln bezüglich der Energieversorgung sicherte und an der Nullzinspolitik festhält.
Chinas Prognose wurde um 0,8 % auf 5,2 % nach oben revidiert. Das ist markant. Die Prognose Indiens bei 6,1 % wurde bestätigt. Im Osten sitzen der Motor und die Zukunft der Weltkonjunktur.
Interessant sind die Anpassungen der BIP Prognosen für Russland. Für das abgelaufene Jahr 2022 wurde die BIP-Prognose von -3,4 % auf -2,2 % angepasst. Erinnert sei daran, dass die Prognose des IWF für Russland per April 2022 noch bei -8,5 % lag. Kein anderes Land hat eine vergleichbare positive Anpassung in den letzten neun Monaten erfahren. Eine derartige positive Revision einer BIP-Prognose in diesem Zeitraum von nur neun Monaten ist nach meiner Kenntnis historisch einmalig. Die BIP-Prognose Russlands für 2023 wurde um beachtenswerte 2,6 % auf jetzt 0,3 % angehoben. 2024 soll die russische Wirtschaft laut IWF dann um weitere 2,1 % zulegen (aggregiert 2023/2024 +2,4 %). Der Vergleich zu Deutschland (2023 +0,1 %/ 2024 +1,4 %, aggregiert 1,5 %), aber auch zu den USA (2023 1,4 %, 2024 1,0 %, aggregiert 2,4 %) macht deutlich, dass die Ziele der Sanktionen bezüglich des russischen BIP verfehlt wurden.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass die globale Situation aufgehellter ist.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Die interessanteste Erkenntnis der letzten 24 Stunden von der Datenfront ist die Tatsache, dass die chinesische Ökonomie laut Einkaufsmanagerindices markant an Fahrt aufnimmt. Das impliziert bei Fortsetzung dieser Tendenz insbesondere für Asien, aber auch für den Rest der Welt eine Beschleunigung der positiven Konjunkturkräfte. Es impliziert aber auch einen höheren Rohstoffverbrauch und impliziert Resilienz der Inflation.
China: Fulminanter Anstieg der Einkaufsmanagerindices
NBS Einkaufsmanagerindices (staatlich) per Januar:
Verarbeitendes Gewerbe: | 50,1 nach 47,0 (höchster Wert seit 09/2022) |
Dienstleistungen: | 54,4 nach 41,6 (höchster Wert seit 06/2022) |
Composite Index: | 52,9 nach 42,6 (höchster Wert seit 06/2022) |
Die Gewinne der Industrieunternehmen verzeichneten per Januar bis Dezember 2022 einen Rückgang um 4,0 % (Elfmonatsperiode zuvor -3,6 %).
Eurozone: Sentiment deutlich höher – Deutschlands BIP enttäuscht
Der Economic Sentiment Index stieg per Berichtsmonat Januar von zuvor 97,1 (revidiert von 95,8) auf 99,9 Punkte (Prognose 97,0). Das war der höchste Indexstand seit Juni 2022.
Deutschland: Das BIP sank per viertem Quartal 2022 im Quartalsvergleich um 0,2 % im Quartalsvergleich. Die Prognose lag bei 0,0 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,1 % (Prognose 1,3 %) nach zuvor 1,4 % (revidiert von 1,3 %).
Spanien: Unerwartet nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich per Januar um 5,8 % (Prognose 4,7 %) nach zuvor 5,5 %.
USA: Stimmung in Dallas aufgehellt
Der Dallas Fed Manufacturing Business Index stellte sich per Berichtsmonat Januar auf -8,40 Zähler nach zuvor -20,0 Punkten (revidiert von -18,8).
Japan: Ein gemischtes Bild
Die Arbeitslosenrate stellte sich per Dezember erwartungsgemäß auf 2,5 % (Vormonat 2,5 %).
Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per Dezember im Jahresvergleich einen Anstieg um 3,8 % (Prognose 3,0 %) nach zuvor 2,5 % (revidiert von 2,6 %).
Die Industrieproduktion sank per Dezember im Jahresvergleich um 1,2 % nach zuvor -0,9 %.
Der Index des Verbrauchervertrauens stieg per Berichtsmonat Januar von 30,3 auf 31,0 Zähler. Das war der höchste Wert seit August 2022.
Neubaubeginne sanken per Dezember im Jahresvergleich um 1,7 % (Prognose +0,5 %) nach zuvor -1,4 %.
Bauausgaben legten per Dezember im Jahresvergleich um 8,5 % nach zuvor -9,7 % zu.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.
Viel Erfolg!

Kommentare
Dieses kann man auf das IWF: Positive Prognoseanpassung verwenden.
"Ich mach mir die Zahlen, wie sie mir gefallen".
Nimmt die Zahlen des IWF noch jemand ernst?
Ansonsten alles gut.
Viele Grüße
Ich bin mir nicht sicher, wie viel Potential "selbsterfüllende Prophezeihungen" da mitwirken, wie etwa bei der Charttechnik. Wenn man sich an diese "Gesetze" hält, dann fährt man besser? Was bildet die Charttechnik ab?
Nun, wie auch immer, es gibt Bärenmarktralleys, weil manche denken, dass gute Preisniveaus erreicht sind oder auch weil Daytrader wissen, dass alles schwingt. Was wäre, wenn die ganze Politik und Weltwirtschaft auch davon betroffen wäre, sagen wir mal, nur aus Gründen des natürlichen Optimismus, der dem Menschen genetisch eigen sein muss, da er ja noch nicht ausgestorben ist? Und warum sollten hier dann keine "gewichtigen Trittbrettfahrer" noch etwas nachhelfen, um erst Mal Erholung ins (Anleger-)Volk zu bringen? Einen Rückfall in Richtung Rezession, einhergehend mit einer möglichen erneuten Coronawelle exorbitanten Ausmaßes würde man eben eher als "bedauernswertes Schicksal" verkünden können, vor allem, weil vor solchen Szenarien oft genug auch gewarnt wurde. Aber lassen wir es uns erst mal eine Weile gut gehen. Die Farbe des Himmels ist trotzdem trügerisch und wir sollten nicht zu weit rausschwimmen...
Verhältnis 400 : 1 bei Silber würde eine riesige Long-Chance für physisches Metall bedeuten, nicht wahr?
Die Comex scheint ähnlich unantastbar, wie der Schuldenberg von starken Staaten.
Man darf weiter spekulieren, warum z.B. JP Morgan sich so mit Silber vollsaugt, wie einst die Hunt-Brüder.
Die Idee, dass man sich auf die Einführung von "Echtgeld" wappnet, entpuppt sich eher als Märchen.
Es geht um Kontrolle. Und natürlich ist die Industrie, welche die Hälfte benötigt, an erschwinglichen Preisen interessiert. Da es nur um Macht und Geld geht, denke ich eher, dass man Silber irgendwann halt steigen lässt und vlt sogar "etwas explodieren" lässt. Wir können nur gespannt sein, ob und wann sowas passiert. Der Bank würde es dann sehr gut stehen...