Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0866 (06:06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0803 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 130,23. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,50. EUR-CHF oszilliert bei 0,9954.

Finanzmärkte: Nervosität ohne Folgen

An den Finanzmärkten zeigt sich in der Woche der Zentralbanksitzungen (USA, Eurozone, UK) Nervosität. Dabei kommt es nicht nur auf die Zinsmaßnahmen an, sondern auch auf die Verbalakrobatik im Kontext der Einflussnahme auf Inflationserwartungen der Marktteilnehmer.

Gestern ergab sich als Ausdruck der Nervosität zunächst ein Abverkauf an den europäischen Aktienmärkten (DAX-Tief bei 14.993). Im Tagesverlauf wurden die Verluste dann wieder wettgemacht und im nachbörslichen Handel wurde mit Hilfe der US-Märkte positives Terrain erobert (DAX 22 Uhr 15.190 Punkte).

Am Rentenmarkt tat sich wenig. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stellt sich heute früh auf 2,28 % (Vortag 2,30 %). Die Rendite der 10-jährigen US-Staatstitel liegt aktuell bei 3,51 % (Vortag 3,55 %).

Der USD gewann gegenüber dem EUR zunächst an Boden (EUR Tief 1,0803), um dann aber die Verluste zu egalisieren (Korrelation zum Aktienmarkt). Gold und Silber konnten gegenüber dem USD leicht zulegen.

Heute richtet sich der Blick der Märkte auf die Zinsentscheidung und die Verbalakrobatik des Offenmarktausschusses (FOMC).

FOMC: Werden es 0,25 % oder 0,50 %?

Heute Abend um 20 Uhr werden wir mehr wissen. Nachdem der Offenmarktausschuss auf der letzten Sitzung die Amplitude der Zinsschritte von 0,75 % auf 0,50 % reduzierte, gibt es eine Reihe von Implikationen, dass der heute folgende Zinsschritt auf 0,25 % reduziert wird.

Anders als in der Eurozone ist das Inflationsbild entspannter. So liegt der Anstieg der Verbraucherpreise bei „nur“ 6,5 % (Eurozone 9,2 %), der Anstieg der Erzeugerpreise bei 6,2 % (Eurozone 27,1 %). Mehr noch lieferte der PCE Index der Fed Dallas mit einem Anstieg von 2,3 % (annualisiert) den geringsten Anstieg seit Juni 2021 (seinerzeit noch faktische Nullzinspolitik). Zudem nehmen Fissuren in der US-Wirtschaft zu (National Activity Index bei -0,49), ergo 0,25 %!

Deutschland: Unternehmen werden „preiszahm“!

Laut Umfrage des IFO-Instituts wollen weniger Unternehmen ihre Preise heraufsetzen. Das Barometer sank per Dezember von zuvor 40,1 auf 35,4 Punkte und markierte den niedrigsten Wert seit mehr als 18 Monaten.

Kommentar: Es gibt mehrere Einflussgrößen, die für Unternehmen entscheidend sind. Es sind zunächst die Einkaufskosten (u.a. Arbeitskosten bisher weitgehend unkritisch, Rohstoffe und Halbfertigprodukte, letztere rückläufige Tendenz seit Sommer 2022, Erholung des EUR) und es ist die Konkurrenzsituation am Absatzmarkt. Die aktuelle Tendenz des IFO-Barometers hat die Funktion eines Frühindikators für die zukünftige Preisentwicklung.

Nordirland-Protokoll: Knickt die EU ein?

Hintergrund des Konflikts:

Drei Jahre nach dem Austritt des UK aus der EU verhandeln beide Seiten darüber, wie die offene Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Mitgliedstaat Irland nach dem Brexit gestaltet werden soll, obwohl diese Frage in dem Nordirland-Protokoll vollständig geregelt wurde. Die britische Regierung hatte das Nordirland-Protokoll seinerzeit im Rahmen des EU-Austritts ausgehandelt. Im Nachgang hat die Regierung des UK bekannt gemacht, dass man sich bewusst war, das Protokoll von vornherein nicht umzusetzen.

Kommentar: Das UK hat bewusst bei dem Nordirland-Protokoll getäuscht. Eine Unterschrift auf einem Vertrag mit einer UK Regierung wurde damit entwertet (Analogie zu Minsk 2 Verträgen). Das Ziel dieser Täuschung war und ist, für das UK optimierte Bedingungen zu gewährleisten, die dem UK nach dem Austritt aus der EU sachlich als „Nicht-Mitglied“ der EU nicht ansatzweise zukommen. Die Aufgabe der EU ist es, zu gewährleisten, dass die Rechte der Bürger der EU unbestechlich gewahrt werden und dem UK kein Status gewährt wird, der in entscheidenden Punkten Bedingungen schafft, die ansonsten nur EU-Mitglieder haben. Ansonsten wäre die EU faktisch ein Selbstbedienungsladen des UK. Es gilt, Respekt vor den Interessen des UK zu haben, es gilt aber noch mehr, Respekt vor den Interessen des eigenen Souverän zu haben (Bürger der EU).

Aktuelle Lage laut der Zeitung Times:

Bei den Verhandlungen über das Brexit-Nordirland-Protokoll hätten sich das UK und die EU angeblich auf ein Zollabkommen verständigt. Die EU hätte einem Entwurf zugestimmt, der keine Routinekontrollen für Produkte, die nach Nordirland geliefert werden, mehr vorsieht. Bezüglich des Europäischen Gerichtshofs hätte es Zugeständnisse seitens der EU gegeben: Der Europäische Gerichtshof könnte nur über nordirische Angelegenheiten entscheiden, wenn der Fall von Gerichten in Nordirland (UK) an den Gerichtshof verwiesen würde. Die genaue Rolle des EuGH wäre jedoch noch nicht abschließend geklärt. Aus britischen Regierungskreisen hieß es, dass noch keine Einigung erzielt wäre und die Gespräche noch andauerten.

Kommentar: Bisher handelt es sich lediglich nur um einen Artikel der Times. Sollte auf Routinekontrollen verzichtet werden, öffnete dieser Umstand dem Schmuggel und dem Unterlaufen der Regeln und Gesetzeswerke der EU Tor und Tür (u.a. Verbraucherschutz).

Die Rolle des Europäischen Gerichtshofs ist nicht verhandelbar oder wackelt der Schwanz mit dem Hund, denn wie wahrscheinlich ist es, dass ein Gericht des UK (Nordirland) Fälle an den EuGH verweist?

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die in der Times skizzierten Lösungsansätze ein vollständiges Einknicken der EU in den entscheidenden Themenfeldern bedeuten würden. Das wäre für das Selbstverständnis der EU und die Interessenvertretung der Bürger der EU mehr als prekär!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: BIP besser als erwartet

Das BIP der Eurozone nahm per Erstschätzung per viertem Quartal 2022 im Quartalsvergleich um 0,1 % (Prognose -0,1 %) nach zuvor 0,3 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,9 % (Prognose 1,8 %) nach zuvor 2,3 %.

Deutschland: Die Importpreise sanken per Berichtsmonat Dezember im Monatsvergleich um 1,6 % (Prognose -2,6 %) nach zuvor -4,5 %. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 12,6 % (Prognose 12,0 %) nach 14,5 %. Das war der geringste Anstieg seit Mai 2021.

Die Arbeitslosenquote Deutschlands stellte sich per Januar in der saisonal bereinigten Fassung unverändert auf 5,5 %. Saisonal bereinigt ging die Zahl der Arbeitslosen um 15.000 auf 2.498.000 zurück (Prognose +5.000).

Frankreich: Die Verbraucherpreise legten laut vorläufiger Berechnung per Januar im Jahresvergleich um 7,0 % (Prognose 7,0 %) nach 6,7 % und im Monatsvergleich um 0,4 % (Prognose 0,4 %) nach -0,1 % zu.

USA: Schwächere Daten

Per viertem Quartal 2022 stiegen die Arbeitskosten (Employment Costs) im Quartalsvergleich um 1,0 % (Prognose 1,1 %) nach zuvor 1,3 %.

Der Case/Shiller Hauspreisindex im 20 Städtevergleich verzeichnete per November im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,5 % (Prognose -0,6 %) nach zuvor -0,5 %. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 6,8 % (Prognose 6,8 %) nach 8,7 % (revidiert von 8,6 %) ein. Es war der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit September 2020.

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago fiel per Januar von zuvor 45,1 (revidiert von 44,9) auf 44,3 Punkte (Prognose 45,0).

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board sank per Januar von 109,0 (revidiert von 108,3) auf 107,1 Punkte (Prognose 109,0).

Einkaufsmanagerindices Verarbeitendes Gewerbe per Januar, diverse Länder:

(unter 50 Punkten Kontraktion, über 50 Punkten Wachstum lautet die vereinfachte Regel)

China (Caixin):49,2 (Prognose 49,5) nach 49,0 Punkten
Indien:55,4 (Prognose 57,4) nach 57,8 Punkten
Russland:52,6 nach 53,0 Punkten
Taiwan:44,3 nach 44,6 Punkten
Japan (Jibun Bank):48,9 nach 48,9 Punkten
Indonesien:51,3 nach 50,9 Punkten
Südkorea:48,5 nach 48,2 Punkten
Vietnam:47,4 nach 46,4 Punkten
Philippinen:53,5 nach 53,1 Punkten
Malaysia:46,5 nach 47,8 Punkten
Thailand:54,5 nach 52,5 Punkten

 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg!

 

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