Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1903 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1878 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,48. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131,49. EUR-CHF oszilliert bei 1,0965.

Spitzendaten aus der Eurozone feuern gemäßigte Risikobereitschaft an den Aktienmärkten an. Der USD gewinnt leicht an Boden. Bei Zinsen ist es ruhig und still.

Deutschland: Der Arbeitsmarkt kommt im Bewegung

Der Arbeitsmarkt läuft der Konjunktur hinterher. Im Aufschwung springt er später an, im Abschwung hält er länger an. Das lernt man an den Unis und es bewahrheitet sich aktuell (Arbeitsmarkt nachlaufender Indikator).

Mit dem Abflachen der Pandemie suchen deutsche Unternehmen laut IFO-Beschäftigungsbarometer (Basis 9.500 Meldungen) verstärkt Mitarbeiter. Das IFO-Beschäftigungsbarometer legte per Juni um 3,5 auf 103,7 Punkte zu und markierte den höchsten Wert seit Frühjahr 2018. Aber es ist nicht nur das IFO-Barometer. Auch der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA) signalisiert eine weiter steigende Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen. Dieses Barometer kletterte von Mai auf Juni um fünf auf 114 Punkte und erreichte das Vorkrisenniveau von März 2020. März 2020 war der letzte Monat bevor die Auswirkungen der Pandemiemaßnahmen auf den Arbeitsmarkt durchwirkten.

Fakt ist, dass der Stellenaufbau jetzt alle Branchen erfasst, insbesondere auch den Dienstleistungssektor. Die daraus folgenden Entlastungen für die öffentlichen Haushalte durch weniger Subventionszahlungen und mehr Steuereinnahmen werden die nächste "Überraschung" für die Experten sein. Es ist nicht die Frage des "ob", sondern die des "wann" und des "wie".

BIZ: Wirtschaftsbericht 2021

Eine global heterogene Erholung von den Folgen der Pandemie stelle die Geldpolitik aus Sicht der BIZ vor herausfordernde Aufgaben. Es gebe weiter Unsicherheit über den zukünftigen Pandemieverlauf. Kein Widerspruch!

Generalsekretär Carstens sagte, auch wenn sich die Wirtschaft rascher und stärker erholt hätte, als sich das irgendjemand vor einem Jahr hätte vorstellen können, sei man noch nicht über dem Berg. Geld- und Fiskalpolitik müssten Unterstützung leisten. Zugleich müssten sie Spielräume bewahren. Das klingt smart!

Carstens argumentierte, dass zur Sicherung einer nachhaltigen Erholung länger anhaltenden Folgen der Pandemie bewältigt werden müssten. Das sei anspruchsvoll, weil der Ausstieg mit einer höheren öffentlichen Verschuldung, niedrigeren Zinsen und ausgeweiteten Zentralbankbilanzen einherginge. So ist es!

Die BIZ erwartet, dass bei einer Normalisierung der Geldpolitik nach der Pandemie ein Sicherheitspuffer geschaffen würde, um unerwarteten negativen Ereignissen oder Rezessionen entgegenzuwirken. Ich nenne das bekanntermaßen Vollkaskopolitik!

Carstens erklärte, dass er die Zinsanhebungen in einigen Schwellenländern als Reaktion auf steigende Inflationsraten positiv bewerte. So ist es!

Er rechne damit, dass damit in den Industriestaaten noch gewartet würde. Carstens argumentierte, dass es nicht angemessen wäre, die Geldpolitik heute zu straffen nur um die gemessene Inflation zu verringern und eine Erholung der Wirtschaft als Folge zu opfern. Das würde keine große Zentralbank wollen. Eben Vollkasko!

Zum Themenkomplex Inflation sagte Carstens, dass man in der BIZ zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon ausginge, dass es sich höchstwahrscheinlich um temporäre Verwerfungen handele. Das sei auch eine der Kernannahmen in dem zentralen Erholungsszenario, das die BIZ in ihrem Wirtschaftsbericht entwirft. Das ist treffend.

Die Einlassungen der BIZ im Rahmen des Wirtschaftsberichts 2021 lieferten keine neuen Erkenntnisse. Sie implizieren eine enge Kooperation der bedeutenden westlichen Zentralbanken hinsichtlich der Politikausrichtung als auch der Verbalakrobatik untereinander und miteinander.

Deutlich wird, dass die Notenbanken der aufstrebenden Länder mit starken Bilanzen (u.a. China und Russland) eine eigenständige Gangart wählen, die mit den ehernen Grundsätzen der westlichen Zentralbankpolitik vor 2001 in weitgehendem Einklang steht. Alte Bundesbankvorstandsrecken atmen tief durch, liebe Grüße, ich erinnere mich gerne zurück! Was sagt diese Deutlichkeit hinsichtlich Zukunftsfähigkeit als Teil der Nachhaltigkeit aus? Haben Sie dazu Vorschläge und Gedanken für mich/uns?

„Kiel Institute“ IfW zu folgen der Lieferengpässe

Laut Schätzungen des IfW bedingen die Lieferengpässe der Deutschen Wirtschaft per 2021 Umsatzausfälle in Höhe von circa 25 Mrd. EUR, die aber in der Folgezeit weitgehend aufgeholt würden. Letzteres ist von Bedeutung. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dieser Bedarf sammelt sich im Auftragsbestand. Er ergibt sich auch aus den globalen Unterinvestitionen aus den Jahren 2017 - 2020. Bezüglich der verfügten Wirtschaftsprogramme sind diese Investitionen zwingend geboten (Zykliker!!).

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Economic Sentiment nahe bei Allzeithoch

Der Economic Sentiment Index nahm per Juni von zuvor 114,5 auf 117,9 Punkte zu (Prognose 116,5) und markierte den Höchststand seit 05/2000 (Allzeithoch seit 1985).

Der Index des französischen Verbrauchervertrauens legte per Juni von zuvor 98 (revidiert von 97) auf 102 Zähler zu (Prognose 100) und erreichte den höchsten Wert seit März 2020 (103).

Der Einkaufsmanagerindex der Niederlande für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Juni von zuvor 8,8 auf 11,5 Zähler und markierte den höchsten Indexwert in der uns vorliegenden Historie bis 1985. Die Einzelhandelsumsätze der Niederlande legten per Mai im Jahresvergleich um 7,9 % nach zuvor 10,3 % zu.

In Spanien nahmen die Einzelhandelsumsätze per Mai im Jahresvergleich um 19,6 % nach zuvor 40,5 % zu.

Laut vorläufigen Berechnung legten die deutschen Verbraucherpreise per Juni im Jahresvergleich um 2,3 % (Prognose 2,3 %) nach zuvor 2,5 % zu.

China: Dynamikverluste

Der vom staatlichen NBS ermittelte Composite-Einkaufsmanagerindex sank per Juni von zuvor 54,2 auf 52,9 Zähler. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe verlor von 51,0 auf 50,9 Punkte, während der Index für den Dienstleistungssektor von 55,2 auf 53,5 Punkte nachgab.

USA: Verbraucher gut gestimmt

Laut Case/Shiller stiegen die Wohnimmobilienpreise per April im Monatsvergleich um 1,6 % (Prognose 1,7 %) nach zuvor 1,6 % und im Jahresvergleich um 14,9 % (Prognose 14,5 %) nach zuvor 13,4 %. Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board nahm per Juni von zuvor 120,0 (revidiert von 117,2) auf 127,3 (Prognose 119,0) zu und erreichte den höchsten Indexwert seit Februar 2020.

Japan: IP im Jahresvergleich stark

Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat Mai im Jahresvergleich um 19,0 % nach zuvor 15,9 %. Im Monatsvergleich ergab sich per Mai ein Rückgang um 5,9 % (Prognose -2,4 %) nach zuvor +2,9 %.

Russland: Einzelhandel läuft

Die Einzelhandelsumsätze stiegen per Mai im Jahresvergleich um 27,2 % (Prognose 23,0 %) nach zuvor 35,1 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 - 1.2150 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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