Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1778 (06:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1771 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,24. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,77. EUR-CHF oszilliert bei 1,0706.
Heute früh zeigen die Aktienmärkte Europas Schwäche. Europas Aktienmärkte stehen stärker unter Druck als die in Asien (China CSI 300 heute +0,8 %) und den USA, da Asien die Corona-Lage im Griff hat, die USA großflächige Lockdowns nicht als Opportunität erwägen und Europa den Weg zu verstärkten Lockdowns zeitnah umsetzen wird. Entsprechend fallen auch die Konjunkturdaten in den Regionen aus. Wir verweisen auf das Datenpotpourri dieses Reports.
Die Wahrnehmung an den Märkten ist somit bezüglich der unterschiedlichen Konjunkturlagen in den jeweiligen Weltregionen nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar scheint die Tatsache, dass die Unternehmen, die in den großen Indices notiert sind, keine regionalen, sondern globale Unternehmen sind. Das blendet der Markt weitgehend aus.
Die erkennbare Liquiditätspräferenz an den Finanzmärkten hat bislang keine negativen Folgen für die Edelmetalle, die unverändert stabil notieren.
An den Devisenmärkten ergibt sich ein differenzierteres Bild. Der Euro steht unter Druck gegenüber den Hauptwährungen. Selbst das Pfund konnte in den letzten 24 Stunden gegenüber dem Euro zulegen, obwohl britische Einzelhandelsdaten prekär ausfielen.
Anders ausgedrückt ist der Rückgang des Euros gegenüber dem USD nicht primär Ausdruck von USD-Stärke (auch erkennbar an rückläufigem USD/JPY), sondern Ausdruck von Schwäche des Euros hinsichtlich der Corona-Lage und der daraus zu erwartenden zyklischen Konjunkturfolgen.
Die Corona-Lage: Europa vor partiellem Lockdown
Die Situation bleibt in westlichen Ländern kritisch. Frankreich erwägt einen einmonatigen Lockdown. Bulgarien verschärft Einschränkungen. Belgien ist das Land mit der höchsten Rate positiv getesteter Personen. Italien meldete gestern einen Rekordanstieg (knapp 22.000).
Heute erwarten wir Ergebnisse aus Berlin bezüglich weiterer einschränkender Maßnahmen für Gesellschaft und Dienstleistungsgewerbe. Zuvor drang der Deutsche Städtetag auf bundeseinheitliche Corona-Regeln. Man müsse trotz steigender Zahlen einen vollständigen Lockdown verhindern. Die Zahl der Infektionen müsse runtergehen, ohne dass Schulen/Kitas geschlossen werden müssten. Die Menschen sollten einkaufen gehen können. Die wirtschaftliche Erholung dürfe nicht abgewürgt werden. Alle Länder sollten die gleichen Maßnahmen ergreifen, wenn die Grenze von 35 oder 50 Infektionen je 100.000 Einwohner überschritten würde.
Die Vorsitzende der britischen Impfstoff-Arbeitsgruppe, Kate Bingham, geht davon aus, dass die erste Generation von Covid-19-Impfstoffen wahrscheinlich nicht perfekt sei, dass sie möglicherweise nicht für alle geeignet sei. Die Impfstoffe könnten Infektionen möglicherweise nicht verhindern, sondern nur die Symptome lindern. Ob es jemals ein wirksames Vakzin gebe, sei noch ungewiss.
Exkurs:
Ein großes Labor (MVZ Augsburg) hat laut Münchner Merkur bei Corona-Tests reihenweise falsch positive Ergebnisse geliefert. Das sei bei Nachprüfungen in einem Krankenhaus in Taufkirchen bemerkt worden. Dort hätten sich 58 von 60 positiven Tests als falsch herausgestellt. Die Geschäftsführung des Labors erklärte die Fehler mit der Knappheit an Reagenzien. Dem Bericht zufolge sind die falsch positiven Ergebnisse kein Einzelfall. Auch andere Labore hätten Schwierigkeiten, wegen Personalmangels und fehlender Reagenzien in der gewohnten Qualität zu testen. In jüngster Vergangenheit waren zahlreiche falsch positive Tests bei Profifußballern bekanntgeworden, so unter anderem bei Serge Gnabry vom FC Bayern München.
Wir fragen, ob das ein bayerisches, ein deutsches oder ein europäisches Problem ist.
Fazit:
Europa wird in einen partiellen Lockdown gehen. Die Aussagen der politischen Elite Europas lassen keinen anderen Rückschluss zu. Das Thema der Qualität der Tests wird bei der Entscheidungsfindung der Politik keine Rolle spielen. Ob Erwartungen auf eine sensible Steuerung des Lockdown berechtigt sind, wird sich weisen. Hinsichtlich der damit einhergehenden Verfassungsfragen wäre das aus Respekt vor den Verfassungen geboten. Die Hoffnungen auf Impfstoffe in kurzer Zeit verblassen zusehends. Das gilt für die Erwartungen auf die zeitnahe Verfügbarkeit als auch den Wirkungsumfang.
Alle diese Aspekte implizieren eine verstärkte Risikolage mit Folgen für Finanzmärkte.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Global lassen sich drei Entwicklungen erkennen. In Asien setzt sich die Erholung weitgehend fort, da die Corona-Lage im Griff ist. In Europa drohen weitgehendere Lockdowns, ergo liefert Europa zunehmend schwächere Datensätze. In den USA läuft die Konjunktur dank historisch einmaliger Subvention (schwache Struktur) und einem Politikansatz, Lockdowns bestenfalls regional zu verfügen, besser als in Europa.
Eurozone: Geldmenge legt stärker zu
Die Geldmenge M-3 legte per September im Jahresvergleich um 10,4 % (Prognose 9,6 %) nach zuvor 9,5 % zu. Die Kreditvergabe an private Haushalte stieg um 3,1 % nach zuvor 3,0 %, während die Kreditvergabe an Unternehmen (ohne Finanzsektor) um 7,1 % nach zuvor 7,1 % zunahm.
In Irland sank der Index des Verbrauchervertrauens per Oktober von zuvor 60,7 auf 52,6 Zähler. Damit wurde der schwächste Wert seit Mai 2020 markiert.
UK: Das war schwach!
Der vom CBI ermittelte Index „Distributive Trades“ (Einzelhandel) kollabierte per Oktober von +11 auf -23 Punkte (Prognose +1) und markierte den tiefsten Indexwert seit Juni 2020 (-37).
USA: Überwiegend positive Daten
Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter verzeichnete im Monatsvergleich per September einen Anstieg um 1,9 % (Prognose 0,5 %) nach zuvor 0,4 % (revidiert von 0,5 %).
Laut Case/Shiller stiegen die Immobilienpreise im 20 Städtevergleich im Monatsvergleich um 0,5 % (Prognose 0,5 %) nach zuvor 0,7 % (revidiert von 0,6 %). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 5,2 % (Prognose 4,2 %) nach zuvor 4,1 % (revidiert von 3,9 %).
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart de Conference Board fiel per Oktober von zuvor 101,3 auf 100,9 Punkte (Prognose 102,0).
Der Richmond Fed Composite Index legte per Oktober von zuvor 21 auf 29 Zähler zu und markierte den höchsten Wert seit September 2018.
Südkorea: Fortsetzung der Erholung
Der Index des Verbrauchervertrauens stieg per Oktober von zuvor 79,4 auf 91,6 Punkte und markierte den höchsten Wert seit Februar 2020.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 – 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
Kommentare
Des Weiteren (das gilt natürlich nur für mich persönlich) empfinde ich die immer wiederkehrende Schlussformel "Bleiben Sie gesund", im kontroversen Kontext um die aktuelle Situation, als unpassend.
Dem möchte ich mich anschließen! Es gibt keinen Grund, nicht gesund zu bleiben. Das Leben ist genauso gefährlich oder ungefährlich, wie es schon immer war.
vielen Dank für die Daten hinsichtlich der Geldmengenentwicklung. Könnten Sie bitte mal auf die "echte" Inflation und nicht auf die "Warenkorb-Inflation" eingehen? Es ist leider nicht einfach auf die aktuellen Daten je Monat zuzugreifen, um die Entwicklung transparent zu machen.
Die Geldmengenentwicklung von 2002 (5.767,4 Mrd.) auf Mai 2020 (13.790 Mrd) ist eine "steile" Entwicklung. Bisher durch das steigende Bruttoinlandsprodukt nicht sonderlich dramatisch. Wenn man 2020 jedoch von einem rückläufigen Bruttoinlandsprodukt ausgeht (5,8%? oder eher mehr!) und die von Ihnen genannten Geldmengensteigerung von ca. 10 % ausgeht...was ist dann?!
Die Formel P * Y = M * V hat doch noch Bestand, oder?
Der Einfluss eines rückläufigen Bruttoinlandsprodukt auf die Inflation ist in der heutigen Situation dramatisch - oder etwa nicht?
Herr Dirk Müller geht immer wieder darauf ein, wenn das viele neue Geld auf den Konsum-Markt trifft und wenig Ware existiert - geht die Inflation erst richtig los. Hier würde mich mehr Details interessieren, denn der Auslöser ist doch hauptsächlich die Geldmenge in Verbindung mit dem Bruttoinlandsprodukt. Wenn jetzt noch das Bruttoinlandsprodukt sinkt (weniger Ware -> Aussage Dirk Müller) müsste der Preis viel stärker steigen als bisher und die Umschlagshäufigkeit steigt automatisch. (man bekommt dann heute mehr für das Geld als morgen)
Mit den oben genannten Daten bei gleichbleibender Umschlagshäufigkeit würde ich für 2020 bei einer Inflation von 16,77 % landen! Wie sehen Sie das?
Gruß aus KA, Thorsten
Aber das jetzt auch schon ein normales " Bleiben Sie gesund, viel Erfolg " in dieser schon gerade durch Viren eingeschränkten Demokratie kritisiert wird, finde ich bemerkenswert.
Demnächst werden wohl auch übermittelte freundliche Grüße überflüssig ?
Ich auf jeden Fall freue mich wenn mir jemand ein "Bleiben Sie gesund, viel Erfolg ! " wünscht - denn gerade in dieser Zeit freue ich mich, wenn ich es dann auch bleibe und noch den Erfolg erziele.
Und dann noch nach einer so gut eingeschätzten Faktenlage - wie gesagt - aus meiner Sicht.
Insofern Herr Hellmeyer - danke dafür !
Was mit den alten Leuten im Pflegeheim passiert, ist ja offensichtlich auch egal. Da gibt es Besuchsverbote und ob die Menschen dort an Vereinsamung sterben interessiert niemanden. Genauso wenig ist man daran interessiert, ob die Kinder in der Schule vom dauernden Lüften krank werden. Deshalb ist der Satz „Bleiben Sie gesund“ meiner Meinung nach an Heuchelei nicht zu überbieten.
Es ist schade das Ihnen das nun so vorkommt und Sie sich veralbert fühlen.
Das Wort Übersterblichkeit wage ich nicht einzuschätzen - ich kann Ihnen leider nicht sagen ab wieviel Sterbefällen wir von diesem Wort Gebrauch machen können oder überhaupt sollen ? Und ehrlich gesagt ich weiß es auch nicht - und zu den üblichen Medienberichten habe ich kein Vertrauen mehr. Aber ich weiß das es einen Corona oder aber auch Grippevirus gibt und ich habe überhaupt kein Problem damit, eine Maske zu meiner eigenen Sicherheit zu tragen.
Das mit den alten Leuten im Pflegeheim ist wirklich traurig - aber versetzen Sie sich mal in die Lage der Entscheider - wie will man sonst mögliche Ansteckungsgefahren in solch geschlossenen Einrichtungen bei den Riskikopatienten verhindern ?!
Ich glaube, die Gefahr durch Corona im Altenheim zu sterben ist wesentlich größer als an Vereinsamung -ich glaube nicht das nun das Pflegepersonal die üblichen Tagesabläufe bezüglich der alten Leute verändern !
Im Gegenteil - man sucht doch freiwilliges Personal um der Lage Herr zu werden - da kann sich jeder melden.
Ich bin davon überzeugt, das in diesen Einrichtungen die Aufmerksamkeit gegenüber gerade wegen diesem Virus nun wesentlich höher ist und das verdanken wir diesem Personal !
Und Fakt ist - Viren sind da !
Und das Lüften in den Schulen dient dazu damit die Kinder nicht krank werden - man kann die Kinder dazu auch entsprechend kleiden ?!
Wenn es denen zu warm oder kalt wird ziehen sie sich entsprechend selbst an - haben Sie Vertrauen zu Ihren Kindern ! Ich habe selbst 5 und es läuft so .
Um im Sinne der Worte von ironalex wünsche ich Ihnen " Werden Sie nicht kränker sondern bleiben Sie gesund " -wie gesagt das wünsche ich immer jedem !
Denn auch die gute alte, des öfteren tödliche Grippe lauert wie jedes Jahr vor der Tür.
Paßt bitte auch im Straßenverkehr auf und ernährt Euch alle gesund.
Ist das auch zuviel des Guten ?
Liebe Kommentatoren, ich denke das sicher gut gemeinte Schlusswort von Herrn Hellmeyer ist zur Zeit das geringste unserer aller Probleme.
Es wird Zeit das Land von diesen Leuten zu befreien!
Ironie beiseite, ständig wird man belehrt, dass man sich doch vor Corona schützen muss, doch wenn man dann mal erwähnt, dass neben den 11.000 (nennen wir sie mal) Coronatoten in diesem Jahr auch schon 600.000 Menschen an anderen Krankheiten gestorben sind, dann kommt die Frage "Warum hört man denn davon nichts?"
Kann ich nicht beantworten, aber es ist eine völlig normale Zahl, denn jährlich sterben in Deutschland 1 Million Menschen an unterschiedlichen Krankheiten.
Warum wird da niemand aufmerksam? Logisches Denken könnte doch helfen.
Oder werden tatsächlich mit "Chemtrails" irgendwelche chemischen Stoffe über Deutschland verteilt, die uns alle blöd machen? Oder ist es das CO2 unter den Masken?
Auch dass die Angst vor dem Coronavirus viele Angela Merkel als "Lichtgestalt" sehen lassen, ist wohl eher ein abgewandeltes Stockholm-Syndrom, wir alle sind die Geiseln des Systems, sie ist die, die uns gefangen hält.