Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0736 (05:38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0664 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 131,99. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,70. EUR-CHF oszilliert bei 0,9858.

Finanzmärkte: Montag „Blues“, Dienstag „Disco“

Märkte sind wetterwendisch. Tönte zum Wochenanfang der zarte „Blues“ der Risikoaversion, kam es gestern zu Risikofreude, vergleichbar mit lebensfrohem Disco-Beat („Staying alive“).

Aktienmärkte gewannen zuvor verlorenes Terrain zurück, obwohl wir uns heute dem Wochenhöhepunkt potentieller Risiken an der Datenfront nähern (US-Verbraucherpreise heute 14.30 Uhr).

An den Rentenmärkten tat sich wenig. Die Lage war heterogen. Während die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe marginal von 2,36 % auf 2,37 % zulegte, ergab sich bei der 10-jährigen US-Staatsanleihe ein leichter Rückgang von 3,74 % auf 3,70 %.

Es wäre vermessen, den leichten Anstieg des Euro auf diese Bewegung zurückzuführen, aber Fakt ist, dass der EUR gegenüber dem USD leicht Terrain gewinnen konnte und aktuell solide über der Marke von 1,0700 oszilliert. Gold und Silber bewegen sich in stabiler Seitenlage auf den niedrigsten Niveaus seit Anfang Januar.

EZB-Studie: Der Blick nach vorne – wenig erbaulich

Der massive Inflationsschub in der Eurozone würde laut Studie der EZB die Staatsfinanzen mit der Zeit belasten. Wegen der Zinserhöhungen müssten sich Regierungen auf steigende Refinanzierungskosten einstellen. Zudem kämen wegen der schwächeren Konjunktur höhere Ausgaben auf sie zu. Der Energiepreis-Schock und die anschließende Wachstumsabschwächung führten in Simulationen dazu, dass der Haushaltssaldo der Regierungen bereits nach einem Jahr geschwächt würde. In den Folgejahren würde sich der Ausgabendruck intensivieren. Das stelle etwaige positive Effekte bei den Einnahmen in den Schatten und führe 2024 zu einer Verschlechterung des Haushaltssaldos um fast 0,5 % des BIP.

Kommentar: Die EZB bedient ein strukturelles Thema. Die „Terms of Trade“ für die Eurozone haben sich dynamisch durch die Ukraine-Krise verschlechtert. Sie kennen dieses Thema aus diesem Report hinlänglich. Auf mittlere und lange Sicht sehen Sie mich besorgt.

Globale IFO-Umfrage: Keine Rezession in der Weltwirtschaft, aber …

Laut Umfrage des IFO-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik unter 1500 Experten aus 133 Ländern ergibt sich für die Weltwirtschaft und die Regionen innerhalb der Weltwirtschaft nachfolgendes Bild. Die Umfrage wird vierteljährlich erhoben.

Man rechnet nicht mehr mit einer globalen Rezession per 2023. Das globale BIP dürfte um 2,8 % zunehmen. Das Ergebnis läge damit um 0,4 % unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre vor Ausbruch der Pandemie. IFO-Forscher Gründler konstatierte, dass eine Rezession nach Ansicht dieses Kreises zunehmend unwahrscheinlicher würde.

Für die kommenden Jahre zeigen sich die Experten aus 133 Ländern optimistischer. 2024 soll das Wachstumstempo auf 3,3 % zunehmen.

Blick in die Regionen: Bei dem Blick darauf, wer zum globalen Wachstum beiträgt, kommt es zu einer heterogenen Konstellation. Im Gegensatz zu den weltweit zunehmend optimistischen Erwartungen sind Experten in Europa weniger zuversichtlich und sehen die Region an der Grenze zur Rezession. Das gilt vor allen Dingen für Osteuropa (0,1 % BIP Wachstum 2023) und in Westeuropa (0,7 % Wachstum 2023). Das Wachstumstempo würde sich bis 2026 nur langsam an die positiven weltweiten Erwartungen anpassen.

Auch in Nordamerika wird ein im Verhältnis zum Welt-BIP geringeres Wachstum von 1,6 % und zu Südasien (1,7 %) prognostiziert.

Für Südostasien und in Teilen Afrikas fallen die Prognosen deutlich besser aus als im Rest der Welt. In Ostafrika erwarten die Wirtschaftsexperten für 2023 ein Wachstum von 8,0 %, in Südostasien von 4,7 %, in Mittelafrika von 4,7 % und in Westafrika von 5,2 %.

Das Fazit lautete, ohne diese wachstumsstarken Regionen läge die erwartete Wachstumsrate für die Welt per 2022 bei nur 1,7 %.

Kommentar: Die Daten belegen, dass der Motor der Weltkonjunktur nicht im Westen angesiedelt ist. Für exportseitig orientierte Volkswirtschaften (Deutschland, Eurozone) erfordert das, internationale Kooperation mit den Wachstumszentren zu vertiefen, nicht sie zu zerstören.

EU-Kommission: Neue Prognosen

Die EU-Kommission stellte gestern ihre Winterprognose vor, die von positiven Revisionen im Vergleich zur Herbstprognose geprägt war. Das ist keine Überraschung. Bereits der IWF hat sich in der Übung positiver Prognoseanpassungen positioniert.

 

Die Werte in Klammern stellen die Prognosen aus dem Herbst seitens der EU-Kommission dar.

Kommentar: Zunächst gilt es, sich über die positiven Anpassungen zu freuen. Diese Prognosen setzen voraus, dass es zu keinen wesentlichen Eskalationen in der Geopolitik kommt.

Sollte sich der globale Wirtschaftsverlauf so gestalten, wie vom IWF, wie in der IFO-Umfrage und wie seitens der EU-Kommission unterstellt wird, könnten die Inflationsprognosen (CPI/Verbraucherpreise) revisionsanfällig sein. Wegen der seit 2017 grassierenden Unterinvestition ausgehend von den Trump-Sanktionen bar legaler Grundlage (WTO) über Corona bis hin zur Ukraine-Krise sind die Produktionspotentiale geschliffen. Das eröffnet den Unternehmen Preisüberwälzungsspielräume, die in den aktuellen CPI-Prognosen meines Erachtens nicht voll erfasst sind.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Gute Stimmung in Irland

Irland: Der Einkaufsmanagerindex für den Konsumsektor stieg per Januar von zuvor 43,2 auf 47,7 Punkte und markierte den höchsten Indexstand seit September 2022.

Schweiz: Stärkerer Anstieg der Verbraucherpreise

Die Verbraucherpreise legten per Januar im Monatsvergleich um 0,6 % (Prognose 0,4 %) nach zuvor -0,2 % zu. Im Jahresvergleich übersetzte sich das in einen Anstieg um 3,3 % (Prognose 2,9 %) nach zuvor 2,8 %.

Indien: Stärkerer Anstieg der Verbraucherpreise

Die Verbraucherpreise verzeichneten per Januar eine Zunahme im Jahresvergleich um 6,52 % (Prognose 5,90 %) nach zuvor 5,72 %.

Japan: BIP deutlich schwächer als erwartet

Das BIP legte per viertem Quartal im Quartalsvergleich um 0,2 % (Prognose 0,5 %) nach zuvor -0,3 % (revidiert von -0,2 %) zu. In der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) ergab sich ein Anstieg um 0,6 % (Prognose 2,0 %) nach zuvor -1,0 % (revidiert von -0,8 %).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg!

 

 

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