Um die Ecke kommt der Aufschwung. Nach einem Einbruch ist es schon eine Art von Erholung, wenn die Kurse nicht mehr tiefer fallen, wenn sich die Dinge normalisieren und der Stress kleiner wird. Jetzt kommt auch noch die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt in Deutschland daher, wenn auch etwas verspätet, melden die Schlagzeilen. Aus meinen Augen schossen spontan die Tränen. Waren es Tränen der Freude? Waren es Tränen des Lachens? Ich weiß es nicht mehr. Endlich gute Zahlen! Jetzt verstehe ich endlich auch, warum die ganzen Leute ihr Geld in die Konsumtempel schaffen – offiziell zumindest.

Zahlen sind auch Menschen

Ach, an dieser Stelle legen wir eine Gedenkminute für alle Zahlen dieser Welt ein. Diese armen Zahlen. Sie werden gepresst, gebogen und manchmal sogar beschimpft, nicht nur die auf Kontoauszügen. Hier und da bekommen sie sogar Stellschrauben verpasst und werden in ein Korsett gedrückt. Man nennt das Statistik. Monatlich passiert das den Arbeitsmarktzahlen – ein Vorgang der unser Mitleid erregen sollte. Sie bekommen nie Luft. Und versuchen sie es, werden sie zurückgepfiffen.

In den letzten Jahren wurden es immer mehr Stellschrauben. Heute erfahren wir, dass Arbeitslose, pardon, Arbeitssuchende, die sich unter den Fittichen der privaten Arbeitsvermittler befinden, nicht mehr in der Statistik auftauchen dürfen. Deshalb plädiere ich für die Privatisierung der Bundesagentur für Arbeit. Dann hätten wir gar keine Arbeitslosen mehr. Null. Die Zahl Null ist auch die Lieblingszahl der Banker.

Späte Einsichten

Der Quell der Erkenntnis hat jetzt auch einen Abstecher zu BaFin-Präsident Jochen Sanio gemacht. Er hat schwere Fehler der Finanzaufsicht eingeräumt. "Wir Aufseher haben nicht erkannt, welcher Müll sich bei den Banken rund um den Globus aufgetürmt hat" sagte er. "Wir haben uns mit der Gier nicht ausreichend beschäftigt." Das haben dafür andere. Aber das waren ja alles Schwarzmaler, Pessimisten, Verschwörungstheoretiker und ewig Gestrige.

Die Krise der Hypo Real Estate war nach Darstellung der Bundesbank nicht vorhersehbar. Das sagte Bundesbank-Experte Manfred Eder. Mit einem Zusammenbruch des Bankenwesens hätte vor Herbst 2008 und der Insolvenz des US-Instituts Lehman Brothers niemand rechnen können. Wirklich nicht? Selbst die BIZ, die Notenbank der Notenbanken wies auf Gefahren hin. Es gibt sogar Bücher, die damals schon beschrieben, wie es ablaufen wird. Holla! Es war keine Frage, ob es passieren würde, sondern nur die Frage nach dem Zeitpunkt. Manche Dinge sind so einfach… Wer immer größere und schnellere Räder dreht, erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Bruchs der Speichen. Das sagt kein Experte, vielleicht aber der normale Menschenverstand – ein Luxusgut in unserer Zeit.

Meister Eder war Leiter eines Prüfungsteams der Bundesbank, das die HRE und deren irische Tochter Depfa im Auftrag der Bankenaufsicht BaFin unter die Lupe nahm. Zu Jahresbeginn 2008 seien dabei 49 Mängel festgestellt worden. Über genaue Details wollte Eder mit Hinweis auf die Wahrung des Betriebs- und Geschäftsgeheimnisses in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses nicht sprechen.

Verständlich.

Doch es gibt auch Gründe der Freude.

Heute früh schaute mich DIW-Chef Zimmermann ganz staatstragend aus der Bild-Zeitung an. Er schlägt vor, die Mehrwertsteuer auf 25 Prozent anzuheben, um damit den Konsum anzukurbeln. Bitte? Ja, Sie haben richtig vernommen, liebe Leserinnen und Leser. Eine solche Steuererhöhung hat den Vorteil, dass die Leute mit dem Kaufen beginnen, bevor die höhere Steuer dann zuschlägt. Das würde uns alle glücklich machen. Deshalb schlage ich vor, diese Steuer nicht nur auf 25 Prozent, sondern auf 95 Prozent anzuheben. Was glauben Sie, welchen Aufschwung wir damit hinbekommen würden. Und dann, kurz vor der nächsten Wahl, sagt die Kanzlerin, dass es 75 Prozent MwSt. auch täten – und gewinnt erneut die Wahl.

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An der Börse ist es nicht anders…

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