Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1577 (07.43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1492 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.42. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.86. EUR-CHF oszilliert bei 1.1495.

Nachdem wir in diesem Format seit Jahren Emanzipation von den USA als notwendig betrachteten, scheint diese Erkenntnis jetzt auch in Berlin angekommen zu sein. Wir begrüßen die aktuelle Wendung, obwohl sie sehr spät einsetzte. Europa muss sich im internationalen Zahlungsverkehr laut Bundesaußenminister Maas unabhängiger von den USA machen. Es sei unverzichtbar, dass wir europäische Autonomie stärken, indem Europa von den USA unabhängige Zahlungskanäle einrichtet, einen Europäischen Währungsfonds schafft und ein unabhängiges Swift-System aufbaut.

Hier spricht Herr Maas konkrete Maßnahmen an, die den Missbrauch der gegebenen Strukturen durch die USA unterbinden helfen. Dem ist absolut zuzustimmen. Zusätzlich empfehlen wir, dass man sich dem Zahlungssystem CIPS der aufstrebenden Länder anschließt, um adhoc von den USA unabhängige Wege gehen zu können.

Herr Maas mahnte eine Neuvermessung der transatlantischen Partnerschaft an. Die USA und Europa drifteten seit Jahren auseinander, nicht erst seit der Präsidentschaft Trumps.

Diese Erkenntnis ist von tragender Bedeutung. Die Divergenz zwischen den USA und Kontinentaleuropa (bewusste Wortwahl, ex-UK) entstand spätestens mit G.W. Bush. Die Überschneidung von Werten und Interessen, die unser Verhältnis zwei Generationen lang geprägt hat, nehme laut Maas ab. Diese Veränderungen würden die Amtszeit Trumps überdauern. Maas schwebe für die Zukunft eine balancierte Partnerschaft vor, in der Europa seinen Teil der Verantwortung übernehme.

O-Ton Maas: (Kommentar kursiv)

In der (Partnerschaft) Europa ein Gegengewicht bildet, wo die USA rote Linien überschreiten.

Mut zum Klartext ist angebracht. Es müsste heißen, wo die USA internationales Recht und Verträge brechen, ohne zur Verantwortung gezogen zu werden.

In der Europa sein Gewicht einbringt, wo sich Amerika zurückzieht.

Da reden wir dann unter anderem von humanitären Einsätzen auf UN-Basis. Das ist gut, das ist richtig. Hätte die EU die von den USA gestrichenen Mittel für die Flüchtlingscamps im Nahen Osten berappt, dann hätte die Flüchtlingskrise übrigens andere Formen angenommen. Der Glaubwürdigkeit Kontinentaleuropas als Basis für nachhaltige Kooperation mit den aufstrebenden Ländern würde das auf globaler Ebene zu Gute kommen.

Dazu gehöre, dass die Europäer auch bei Sicherheitsthemen einen ausgewogenen Teil der Verantwortung übernähmen.

Das ist höchste Zeit. Dabei sollten die Länder der Eurozone bezüglich der Strukturen stark und eng kooperieren. Die Betonung liegt auf Eurozone (=EU 1). Sie liegt nicht auf der EU (=EU2). Die EU2 wird geschützt, keine Sorge. Es geht bei den Strukturen aber um nachhaltige Strukturen, die nicht von emotionalen Irritationen definiert werden dürfen.

Nicht, weil Donald Trump immer neue Prozentziele in die Welt setzt, sondern weil wir uns nicht mehr im gleichen Maße wie früher auf Washington verlassen können.

So ist es. Kontinentaleuropa (bewusste Wortwahl) stellt eine Herausforderung für die USA hinsichtlich des US-Machtanspruchs dar. Partnerschaft ist möglich - Freundschaft war und ist illusionär (siehe Ausspruch Kissinger).

Fazit:

Kontinentaleuropa scheint sich von der außenpolitischen Pubertät (seit 1973/Beitritt UK) zu befreien und selbstbestimmter im Sinne der eigenen Talente und Möglichkeiten zu agieren. Zumindest erlauben derartige Einlassungen die Hoffnungen darauf.

Die Wirtschaft der Eurozone wird laut Experten in 2018 und 2019 an Dynamik verlieren. Das BIP dürfte 2018 um 2,1% und 2019 um 1,8% steigen. Im Vorjahr waren es 2,7%. Das Hauptrisiko sei der von den USA initiierte Handelsstreit. Wir stimmen diesen quantitativen Sichtweisen grundsätzlich zu und sind nicht bereit, wegen 0,1% oder 0,2% einen Dissens aufzumachen. Der Unterton dieser Meldung ist negativ. Das ist nur schwer verständlich, denn man könnte auch schreiben:

1. Wachstum der Eurozone bleibt 2018 und 2019 über Potentialwachstum (1,2%)!

2. Trotz massiver Anfechtungen durch Geo- und Handelspolitik der USA bewegt sichWachstumder Eurozone klar oberhalb der Potentialwachstumsrate!

Nun ja, Experten ...

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1270 - 1.1300 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"