Liebe Leserinnen und Leser,

der Aktienmarkt zeigte sich in den letzten Tagentrotz US-Feiertagfest, da die „zügige ausgestreckte Hand“ der Republikaner beim Thema „Fiscal Cliff“ erwartungsgemäß zu Eindeckungen von Leerverkäufen geführt hatten. Gestern dann wurden die ersten Unsicherheiten über die Möglichkeiten eines Kompromisses geschürt, was zu etwas schwächeren Kursen führte. Leute, Meinungen werden häufig nur verbreitet, um gewisse Auswirkungen auf Trends zu erreichen. Die eigentliche Notwendigkeit zum weitergehenden Shortcovering („Eindeckung von Leerverkäufen“) dürfte immer noch gegeben sein. Bei der „Fiskalklippe“ ist es Zeit für Kompromisse; alles andere können sich die USA und die großen Parteien überhaupt nicht leisten. Die Auswirkungen einer Nichteinigung wären verheerend, nicht nur für die Märkte, sondern auch für alle handelnden Politiker. Daher kann ich mir ein Scheitern der Verhandlungen nicht vorstellen.

Kompromisse auch in Griechenland. Hier alle Hintergründe, worauf sich EU-Finanzminister und IWF geeinigt haben. Dass das natürlich trotz aller vorhergehenden deutschen Proteste auch wieder durchgewinkt würde, war eigentlich schon vorher klar gewesen, oder?

Siehe Frankfurter Rundschau

Ich habe bei diesem Thema ehrlich schon resigniert. Die „Euro-Rettungen“, das Ziehen aus dem Sumpf am eigenen Schopf, ist Standard geworden, etwas ganz Normales, auch die Größenordnungen spielen keine Rolle mehr (Was sind schon „Milliarden“? Wissen Sie noch, wie um wenige Millionen Kindergeld hart gerungen wurde?), es wird nicht mehr hinterfragt. Erinnert an Kriege, als die täglichen Meldungen von der Front kamen, wie viele Tote es am Vortag gegeben hat. Da stumpfte unsere Elterngeneration wahrscheinlich irgendwann auch ab.

Siehe DWN

Die PIIGS-Bonds jedenfalls profitierten stark davon, dass sogar das Mega-Problem der Griechenlandschulden immer wieder „gerettet“ wird. Heftige Kursgewinne der PIIGS-Anleihen waren die Folge. Die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen Spaniens (5,52% nach 5,87%), Italiens (4,73% nach 4,85%) und Portugals (7,75% nach 8,20%) fielen heftig. Hauptgewinner durch den eigenen Schuldenrückkauf waren übrigens griechische Staatsanleihen. Je schwächer die Bonität, umso größer waren also die Kursgewinne.Es setzt sich am Bondmarkt wieder die Stimmung durch, dass man mit PIIGS-Bonds nix falsch machen könnte. Wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe…

Wie tragfähig die Euphorie für PIIGS-Anleihen ist, kann sich am Freitag beweisen, wenn immerhin jeweils 3 Mrd. € italienische Staatsanleihen mit fünf und zehn Jahren Restlaufzeit emittiert werden.

Überhaupt keine Überraschung ist für mich übrigens, dass durch die Anleihenprogramme für Spanien und Italien gerade in diesen beiden Ländern der Reformwille massiv abgenommen hat. Was hat man denn da erwartet? Wozu sollen die denn reformieren und sich beim Volk unbeliebt machen, wenn die Euros auch so fließen?

Mehr dazu in der WELT

Nach dem Senken des Ratingdaumens durch Moody´s für Frankreich vergangene Woche – mit negativem Ausblick! – wird nun auch begonnen, das AAA für Großbritannien zu hinterfragen. Die Opfer der „Märkte“ werden immer größer…

Weiter zum Telegraph

Wir auf CK hatten das Rating Großbritanniens schon vor längerer Zeit beleuchtet.

So, und  nun zurück ins Inland:

Die Auktion der zehnjährigen Bundesanleihe war vergangene Woche relativ erfolgreich gewesen. Immerhin blieb auch die Bid-to-Cover-Ratio unverändert bei 1,5. Der Bund muss  1,40% für seine langfristigen Schulden hinblättern.

Wie gewohnt ein paar Worte zum Bund-Future: Hier ist zunächst mal Range-Trading zwischen 141 und 142,50 zu erwarten. Kurse außerhalb können Ausbrüche sein, aber auch so genannte „False Breakouts“ („falsche Ausbrüche“, also Fehlsignale), die gerade in Range-Trading zeitenrelativ häufig vorkommen. Auf jeden Fall sollten Sie einen möglichen Bruch der 38-Tage-Linie beachten.

Heute noch die Aufstockung der fünfjährigen Bundesobligation um 3 Mrd. €: Bei einem Zinskupon von 0,50% wird eine Rendite zwischen 0,44% und 0,49% erwartet. Zum Vergleich: Vor 3 Wochen waren es 0,42% gewesen.

Übrigens sieht die OECD die Wirtschaftsleistung Deutschlands im laufenden 4. Quartal 2012 um 0,2% zurückgehen. Die Eurokrise hinterlässt definitiv ihre ersten Schrammen in unserer Volkswirtschaft.

Siehe WELT

Aber wen kümmert´s, wenn die Zentralbanken die Staaten finanzieren? „Waitandsee“, wie der Lateiner sagt.

Eine glückliche und erfolgreiche Handelswoche wünscht

Steffen Scholz

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