Liebe Leserinnen und Leser,

nach meinem vor-österlichen Kurzurlaub melde ich mich bei Ihnen zum wöchentlichen Rentenmarktkommentar (RMK) zurück.

 

Vor fünf Wochen hatte der Titel des RMK recht unspektakulär gelautet: „Keiner weiß, wie´s weitergeht.“ Es ging um die Krim-Krise. Dies war natürlich eine Überschrift, die nicht Lesestürmen animiert hatte. Aber ein Kernsatz sollte sich leider bewahrheiten, er hatte geheißen : „Die Krim-Krise, die sich hoffentlich nicht auf eine Ukraine-Krise ausweitet, scheint derzeit durch nichts und niemanden lösbar.“ Vieles deutet auf eine Teilung der Ukraine hin, Manches sogar auf eine Angliederung der Ostukraine an Rußland. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass der Westen nur eine Aufteilung in eine unabhängige Ostrepublik „Donezk“ dulden würde. Eine Angliederung an Rußland dürfte nur noch größere diplomatische Probleme hervorrufen – hieran kann aber auch Putin kein Interesse haben. Schließlich sind die wirtschaftlichen Verflechtungen mit der EU einfach schon zu eng.

 

Im Zuge der Ukraine-Krise und der damit einhergehend schwachen Aktienmärkte flüchteten die Anleger wieder in die Staatsanleihenmärkte (= „Rentenmärkte“). Die festeren Kurse an den internationalen Rentenmärkten bedingten fallende Renditen auf breiter Front. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen fielen im Schnitt zwischen 0,10% und 0,20%, was Kursgewinnen von gut 1% entspricht. Italienische und spanische Staatsanleihen bringen inzwischen nur noch gut 3% Rendite.  

Die Zinssätze und Kurse sind unverbindliche Indikationen zum Zeitpunkt der Erstellung des Rentenmarktkommentars für Staatsanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit

 

Der Job als FED-Chef(-in) ist auch wirklich nicht einfach. Kaum sagt man irgendwas, reagieren die Märkte und die Chefin der amerikanischen Notenbank FED Janet Yellen könnte insgeheim denken: „Dreht mir doch bitte nicht jedes Wort im Mund rum.“ Wir erinnern uns an Yellens Rede vor wenigen Wochen. Da konnten wir eine Zinserhöhung in den USA im Frühjahr nächsten Jahres erwarten. Bald darauf wurde das etwas relativiert, da im Protokoll zur letzten Notenbanksitzung nichts darüber festgehalten worden war. Und bei ihrer gestrigen Rede stellte Yellen klar, dass die wirtschaftliche Erholung zunächst seitens der FED unterstützt werden müsse, bevor Zinsen erhöht würden. Die Zielinflation der FED liegt bei 2%; sie lag zuletzt deutlich darunter. Auch liege die Erholung am Arbeitsmarkt hinter den Erwartungen zurück. Die Aussage der FED-Chefin lautete:

„Je größer der Abstand der Beschäftigung oder der Inflation von ihren jeweiligen Zielen und je langsamer der erwartete Fortschritt in Richtung dieser Ziele, desto länger bleibt die derzeitige Zielbandbreite für den Leitzins wahrscheinlich bestehen.“

Von einem konkreten Zeitpunkt für Zinserhöhungen in den USA also derzeit keine Rede mehr.

 

http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/us-notenbank-fed-yellen-macht-zinserhoehung-von-konjunktur-abhaengig/9775964.html

 

http://www.fuw.ch/article/yellen-schlagt-milden-ton-an/

 

http://www.t-online.de/wirtschaft/id_69033746/janet-yellen-us-notenbank-will-weiter-wirtschaftliche-erholung-stuetzen.html

 

Vielleicht erhalten wir beim nächsten Zinstreffen der US-Notenbanker am 30. April etwas mehr Klarheit. Oder es wird schlicht und einfach abgewartet, wie sich die Schlüsselzahlen Arbeitslosigkeit und Preissteigerung in den nächsten Monaten entwickeln.

 

Ich habe Ihnen heute noch zwei interessante Charts mitgebracht. Zum einen die Leitzinssätze der Kernländer/-zonen der letzten 15 Jahre.

Quelle: www.markt-daten.de

 

Zum anderen die Leitzinssätze der BRICS-Länder. Rußlands „Refinancing Rate“ hatte in 1999 noch bei 60% gelegen, der Leitzins Brasiliens bei 45%. Man kann also sehr deutlich sehen, was in Zeiten von Unruhen oder politische Instabilität so alles passieren kann. Friedenszeiten sind also in jeder Beziehung für alle Beteiligten deutlich entspannter.

Quelle: www.markt-daten.de

 

Der Bund-Future war in den letzten zwei Wochen wie oben besprochen fester. Er liegt aber weiterhin innerhalb seiner hauptsächlichen Bandbreite von 140 bis 145%. Derzeit also eher am oberen Rand der Trading Range der letzten zwei Jahre. Im Fall einer Entspannung in der Ukraine hätte das deutsche Zinsbarometer etwas Luft nach unten. Das Allzeithoch liegt bei knapp 147%.

Quelle: www.onvista.de

Gestern  konnte der Bund seine aktuelle zehnjährige Bundesanleihe zu einer Durchschnittsrendite von 1,49% an den Mann/an die Frau bringen. Das war die niedrigste Verzinsung seit Mai letzten Jahres. Erst am 7. Mai wird die nächste wichtige „Benchmark“ emittiert: Dann kommt die neue fünfjährige Bundesobligation Serie 169 raus.

 

Ich wünsche Ihnen Frohe und glückliche Ostern!

 

Ihr
Steffen Scholz

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