Liebe Leserinnen und Leser,

wenn die Angst die Seele aufisst, ist es Zeit für die Rentenmärkte. Aktuell springen die Kurse der großen Staatsanleihenmärkte an, die Zinsen sinken. 

 

Es ist aber nicht nur die politische Unsicherheit in der Ukraine und aktuell auf der Krim, die die Kurse der Staatsanleihen befeuert. Schon seit Jahresbeginn läuft die Rallye in den einst „Sicheren Häfen“ Bundesanleihen und Gold, die im vergangenen Jahr zu den schwächsten Assetklassen gehört hatten und die mal gar nicht „sicher“ gewesen waren.

Anlagenotstand und die in den letzten Jahren extrem stark gelaufenen Sachwerte (Aktien und Immobilien) haben die Frage aufgeworfen, ob in den letztgenannten  Sachwertmärkten die Bewertungen überhaupt noch realistisch sind. Erste kritische Stimmen kommen zaghaft auf. Sogar die ersten Börsengurus setzen auf schwächere Aktienmärkte, wie zuletzt von George Soros bekannt geworden war

Es ist aktuell in den Aktienmärkten (noch) keine Panik zu verspüren, aber die Rücksetzer werden immer wieder mal heftig; auch sich wenn bislang die Märkte immer wieder erholt haben.

Womöglich laufen auch schon erste Tauschoperationen aus Aktien heraus hinein in die Rentenmärkte.

 

Gute Nachrichten gab´s mal wieder aus der Eurozone: Die Ratingagentur Moody´s hat die Note des einstigen Sorgenkinds Spanien leicht von Baa3 auf Baa2 angehoben. Wichtig hierbei ist das psychologische Moment, wichtig ist der Hinweis an alle Eurozonenreformpolitiker, dass ihre Anstrengungen anerkannt werden.

So schlimm es für alle Beteiligten in diesen Ländern momentan ist: Man darf nicht vergessen, dass auch Spanien, Italien und vor allem Frankreich genauso wie wir selbst in einem unerbittlichen internationalen Wettbewerb stehen. Und wer sich dieser Situation nicht stellt, der wird komplett untergehen. Umso mehr vor dem Hintergrund des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA. Auch hier besteht viel Kritik, auch hier gefallen mir persönlich einige Punkte nicht. Aber auch hier darf man nicht vergessen, dass die USA und große Teile der Eurozone/der „alten“ EU in den letzten Jahrzehnten in gemütlichem Wohlstand zu Lasten anderer Länder und Kontinente gelebt haben. Diese Länder und Kontinente haben nun keine Lust mehr, sich für die Reichen ausbeuten zu lassen. Sie wollen jetzt selbst Geld verdienen und sind aktiv in den Wettbewerb eingetreten oder stehen kurz davor. Und für diesen weltweiten Wettbewerb muss jeder Staat, der bislang auf einfache Weise profitiert hat, gerüstet sein.

 

Die Renditen fielen während der letzten zwei Wochen deutlich. Die Arbitrage zu den niedrigen Notenbankzinsen scheint sich noch immer zu lohnen. Die Zinsen zehnjähriger spanischer und italienischer Staatsanleihen stehen bei rund 3,50% und sind auf ein Mehrjahrestief gefallen. Die Zinsdifferenz zu Deutschland liegt unter 1,90%.

 

Die Zinssätze und Kurse sind unverbindliche Indikationen zum Zeitpunkt der Erstellung des Rentenmarktkommentars für Staatsanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit

 

Auch der Bund-Future erklomm neue Jahreshöchstkurse. Das Allzeithoch liegt knapp unterhalb von 147% und ist nicht mehr weit entfernt. Es gibt Gerüchte, dass es zu großen Shorteindeckungen gekommen sei, die zu Marktkursen gekauft werden mussten.

Quelle: www.onvista.de

Die vergangene Woche zu einer Durchschnittsrendite von nur noch 1,64% aufgestockte zehnjährige Bundesanleihe liegt für die Zeichner bereits klar im Gewinn. Für Aschermittwoch steht die Aufstockung der Bundesobligation Serie 168  an.

Aktuell wurden die deutschen Inflationszahlen veröffentlicht. Nach im Vormonat 1,3% lag diese im Februar bei nur noch 1,2%. Tatsächlich positiv für jeden spürbar ist dies derzeit an der Zapfsäule; hingegen stiegen die Lebensmittelpreise heftig um 3,5%.

 

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/inflation-verbraucherpreise-steigen-im-februar-um-1-2-prozent-a-956037.html

 

Die Inflation ist ja bekanntlich derzeit ein Thema bei der Europäischen Zentralbank (EZB), da es durchaus Befürchtungen um eine Deflationsgefahr gibt. Das tatsächliche Deflationsbild ist aber in der Praxis sehr differenziert, da beispielsweise in der Eurozone die PKW-Absatzzahlen (von tiefem Niveau aus) zuletzt deutlich anzogen, aber bei Elektrogeräten eine Kaufzurückhaltung spürbar ist. Diese Kaufzurückhaltung dürfte aber weniger mit dem üblichen deflatorischen „Abwarte-Effekt“, sondern vielmehr mit einer gewissen  Marktsättigung zu tun haben.

PKW-Absatz in Europa zieht an

Deutsche gaben 2013 weniger für Elektrogeräte aus

 

Die „tatsächliche Inflation“ spielt sich meines Erachtens auch weniger bei Obst und Gemüse ab; die für das Vermögen spürbaren Effekte sind in der Praxis (in der Summe) relativ gering. Viel wichtiger ist die Vermögenspreis-Inflation, also die Entwertung der Bargeld-/Festgeldkontenbestände im Verhältnis zu den Aktien- und Immobilienpreisen. Hier trabt in der Tat eine Inflation, welche bislang keinen Eingang in die mediale Berichterstattung fand.

 

Die nächste Zinssitzung der EZB findet nach aktuellem Stand am 6. März, also nächste Woche, statt. Wichtiger als die derzeit unklare Deflationsfrage wäre meiner Meinung nach, dass die EZB Schritte einleitet, um die Versorgung der Wirtschaft, und nicht nur des Bankensystems, mit billigem Geld zu verbessern.

 

Die FED (genauer: das FOMC) trifft sich erst in knapp drei Wochen zu ihrer nächsten Sitzung. Vielleicht gibt´s dann mal etwas Konkreteres als zuletzt. Schließlich wartete die FED zuletzt eher mal ab.

 

Eine glückliche Woche wünscht Ihnen

Steffen Scholz

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