Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0357 (05:52 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0342 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 138,63. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,59. EUR-CHF oszilliert bei 0,9806.
Finanzmärkte: Nervosität verstärkt
An den Aktienmärkten kam es zu einem freundlichen Wochenschluss. Im fernöstlichen Handel und unserem Frühhandel dominieren zunächst Gewinnmitnahmen.
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. So kommt Europa beispielsweise bei dem Öl-Preisdeckel nicht voran. Immer stärker manifestiert sich eine Interessendivergenz, die auf das ganze europäische Projekt Schatten wirft. Damit steht die Frage im Raum, ob europäische Politiker die Interessen der eigenen Bürger, denen sie gegenüber verantwortlich sind, in dem Maße ernst nehmen, wie es erforderlich ist, denn die aktuelle Energiekrise ist eine existentielle Herausforderung, die mit den größten Wohlstandsverlusten der Nachkriegszeit in einem derart komprimierten Zeitraum einhergehen. In China kommt es zu nennenswerten Protesten gegen die Corona-Politik der Regierung. Das ist ungewöhnlich in diesem autokratisch geführten Staat. Zusätzlich belastet das US-Sanktionsregime gegen China. Die USA haben den Import und Verkauf von Kommunikations- und Überwachungsausrüstung diverser chinesischer Hersteller wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit untersagt. Laut der Behörde FCC sind Huawei Technologies, ZTE Corp. und Hytera Communications betroffen. Ergo dominiert Unsicherheit, die belastet. Die Senkung der Mindestreservesätze Chinas um 0,25 % auf 11,00 % verpufft vor diesem Hintergrund.
An den Kapitalmärkten konnte sich die Tendenz fallender Renditen in Europa zum Wochenschluss nicht fortsetzen. Aktuell rentiert die 10-jährige Bundesanleihe mit 1,97 % (Vortag 1,84 %) und die 10-jährigen US-Staatsanleihe mit 3,64 % (3,65 %).
Der USD neigt innerhalb der etablierten Bandbreite zu Stabilität. Gegenüber dem Euro erreichte er Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0342 im fernöstlichen Handel. Gold und Silber halten Niveaus gegenüber dem USD.
Fazit: Zu Wochenbeginn ergibt sich eine leicht verstärkte Nervosität, die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer dämpft.
Kanzler Scholz wundert sich
Bundeskanzler Scholz sagte, er wundere sich, wie abhängig sich manche Unternehmen von einzelnen Märkten gemacht und die Risiken dabei völlig ignoriert hätten. Für ihn bedeutet das aktiver zu werden. Auch beim Bergbau könnten wir uns eine bequeme Haltung nicht leisten.
Kommentar: Die Bemerkungen zielen auf China. Das mag in Teilen richtig sein. Nur China greift bisher nicht unsere Souveränität an. Diese Angriffe erfolgen aus anderer Richtung. Auch Kanada kann davon ein Lied singen. Kanada handelt. Kanada will sich aus wirtschaftlicher Abhängigkeit von den USA lösen und setzt auf eine Indopazifik-Strategie (40 Länder).
Scholz verteidigte die Globalisierung und konstatierte, dass unsere Wirtschaft ihre Kraft nur entfalten könne, wenn sie den ganzen Weltmarkt im Blick behielte. Wie wichtig der chinesische Markt sei, bedürfe keiner Erklärung. Gleichzeitig gelte das Ziel, von niemandem abhängig zu sein.
Kommentar: Ja, bei der Verteidigung der Globalisierung bin ich ganz bei Scholz, aber Herr Scholz, wir werden immer abhängig sein, denn wir haben nicht ausreichend Rohstoffe und wir können nur eins, diese Rohstoffe hochwertig veredeln. Die USA sind keine Lösung, denn sie tun genau das, was sie Russland und China unterstellen, dass sie tun könnten, aber bisher nicht taten. Es erinnert vieles an Charakteristika des Stockholm Syndroms bezüglich der EU-Haltung.
Achse Berlin/Paris
Angesichts von Berichten über Differenzen haben Kanzler Scholz und Frankreichs Ministerpräsidentin Borne die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen gewürdigt. Borne sagte, man wünsche, dass das deutsch-französische Tandem der Motor für Europa würde. Je schwieriger die Zeiten würden, desto wichtiger sei die Abstimmung zwischen Berlin und Paris, sekundierte Scholz. Es wurde eine Erklärung über Energiesolidarität unterzeichnet (Strom und Gas). Scholz und Borne betonten auch die Abstimmung bei der Hilfe für die Ukraine. Borne widersprach Berichten über Differenzen beim Luftkampfsystem FCAS. Die Vereinbarungen für den Einstieg in die nächste Phase seien vorhanden.
Kommentar: Nur wenn diese Achse funktioniert, hat Europa eine Chance!
Gabor Steingart bringt es auf den Punkt
In einem Gastbeitrag für den Focus liefert Gabor Steingart interessante Ansichten und Erkenntnisse (Link: USA nehmen Deutschland in die Zange – und Habeck unsere Industrie). Sie sind es wert, als Bullet Points präsentiert zu werden.
Die USA wollen ihren Wohlstand zulasten Chinas und Europas organisieren.
Der Inflation Reduction Act (369 Mrd. USD in den kommenden zehn Jahren) ist ein Subventionsprogramm (vier bis zehn mal höhere Subventionen als in EU, nicht WTO-konform).
USA greifen in unsere Halbleiterindustrie (und damit unsere Souveränität) ein (AMD).
USA haben Freihandelsdoktrin durch ein Konzept des politisch gestalteten Handels ersetzt.
Kommentar: Danke Herr Steingart. Was haben uns die USA die Leviten über Freihandel gelesen (70er bis Ende der 90er Jahre). Damals konnten die USA davon profitieren (Konkurrenzfähigkeit). Jetzt, wo das nicht mehr der Fall ist, wollen die USA die Regeln ändern. Ist die Welt ein Selbstbedienungsladen der USA? Ist unsere Wirtschaftsstruktur ein Produkt dieses Selbstbedienungsladens? Nur eine multilaterale gesetzesbasierte Ordnung kann dieser US-Politik Paroli bieten. Kanada hat es begriffen, indem man sich ökonomisch neu orientiert. Wann wachen die EU, Berlin, Paris und Rom auf?
DFP verliert Kommunalwahlen in Taiwan
Staatspräsidentin Tsai Ing-Wen ist als Chefin ihrer Partei DFP zurückgetreten. Sie hatte die Wahlen zur Abstimmung über den Kurs der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei gegen die Volksrepublik China erklärt. Die DFP verlor auf breiter Front, so auch das Bürgermeisteramt der Hauptstadt Taipeh gegen die Kuomintang. Die KMT hat nach vorläufigen Ergebnissen Aussicht auf bis zu 13 der 21 zur Wahl stehenden Bürgermeister- und Bezirkschefposten.
Kommentar: Das liefert Fissuren für das Narrativ, das uns bezüglich Taiwans bisher geliefert wurde.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Datensätze aus der Eurozone positiv
Deutschland: Laut detaillierter Berechnung des BIP per drittem Quartal 2022 in der saisonal bereinigten Fassung nahm das BIP im quartalsvergleich um 0,4 % (Prognose 0,3 %) und im Jahresvergleich um 1,3 % (Prognose 1,2 %) zu.
Deutschland: Der GfK-Konsumklimaindex legte per Berichtsmonat Dezember von zuvor -41,9 auf 40,2 Zähler zu (historischer Tiefstwert per 10/2022 bei -42,8).
Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens stieg per November von zuvor 82 auf 83 Punkte (Prognose 83).
Frankreich: Die Zahl der Arbeitslosen sank per Oktober von zuvor 2,905 auf 2,875 Millionen und markierte die geringste Anzahl an Arbeitslosen seit Februar 2012.
Italien: Der Index des Verbrauchervertrauens legte per November von zuvor 90,1 auf 98,1 (Prognose 91,0) Zähler zu.
Italien: Der Geschäftsklimaindex des Verarbeitenden Gewerbes nahm per November von zuvor 100,7 (revidiert von 100,4) auf 102,5 Punkte zu (Prognose 99,6). Beide Werte markierten die höchsten Indexstände seit August 2022.
China: Mindestreservesatz gesenkt, Industrie verzeichnet Verluste
Die Zentralbank senkte den Mindestreservesatz von zuvor 11,25 % auf 11,00 % (große Banken) und setzte damit Liquidität in der Größenordnung von 70 Mrd. USD frei, um die Wirtschaft zu unterstützen. Im laufenden Jahr kam es seitens der PBoC zu zwei Zinssenkungen und zwei Reduktionen des Mindestreservesatzes.
Die Gewinne der Industrieunternehmen sanken in der Periode Januar bis Oktober 2022 im Jahresvergleich um 3,0 % (Periode Januar bis September -2,3 %).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.
Viel Erfolg
Risikohinweis
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Kommentare
Eigentlich wird er immer sonderbarer seit er Kanzler wurde, aber er wirkt jetzt eher wie ein Komödiant auf mich, der zweifelos orinell rüberkommt. Er ringt mir selbst bei ernsten Themen ein Lächeln ab.
Man muss das gute in den Dingen sehen, die man nicht ändern kann. Bei Frau Merkel habe ich irgendwann festgestellt, dass bei Schlaflosigkeit eine Neujahrsansprache jede Tablette in den Schatten stellt, sofern es nicht chronische Züge annimmt...
Hm... Herr Scholz hat demnach schon jahrelang auf die Risiken hingewiesen...
Meint er die Risiken, welche US-Politik erahnen lässt und damit die hündische Einreihung von DE?
Meine Antwort darauf wäre: Tschuldigung, es war mein Fehler, dass ich zu sehr unsere heimische Politik verfolgt habe, ich werde mich in Zukunft umorientieren, aber sie kennen das Problem ja aus der CumEx-Geschichte... ich habe auch was geahnt aber gehofft, dass sich alles sicher wieder entspannt...
Apropos Bergbau... glauben sie, dass wir im Erzgebirge wieder nach Silber suchen können? Einer alten Tradition folgend... wissen sie noch? Joachimsthal... wir nannten es dann Thaler, was die Sachsen dann ihrem Dialekt folgend weiches T und Vokale reduzieren sich alle auf ein O, was dann in Sachsensprache den Dollor den Amerikanern bescherte. Ein DE-Thaler wäre auch viel schöner, als dieser Neuro-Euro.
Herr Scholz ist echt ein Witzbold... er verteidigt die Globalisierung nachdem er sein Land geknebelt und isoliert hat... Herrgott... fehlende Selbstreflexion ist eine peinliche Sache...
Als 15-jähriger sagte ich mal nach unserem Fußballspiel zum Schiedsrichter ganz begeistert: Herr Schiedsrichter, das war ein echt geiles Spiel heute, ein Jammer dass sie es nicht gesehen haben. Da lernte ich, dass man eine rote Karte auch nach dem Spiel bekommen kann...
Was die VS betrifft, wachen erst mal viele andere Länder auf, die eine Freundschaft nur pflegten, um einen Regierungsputsch zu vermeiden. Es gibt viele, welche die Rolle der USA nicht so verklärt sehen wie wir. Die USA kamen nie in die Verlegenheit der Demut. Im Grunde verkörpert sie einen Großrancher, der umliegende Kleinfarmer unterjochen will und keinen Hehl daraus macht, dass sie den Sheriff in der Stadt kontrollieren. Sie sitzen grinsend am Pokertisch und ändern die Regeln während des Spiels.
Die europäischen "Mächte" müssen nicht aufwachen, es ist vielmehr schon ein Pavlovscher Reflex, der sie in Bückhaltung zwingt, wissend dass sie darunter leiden, aber noch ängstlicher vor größerem Leid, nicht wissend, dass es objektiv betrachtet gar kein größeres Leid gibt. Und sie haben keine Angst um das Wohl ihres Landes, sie haben schlicht Angst um ihren eigenen jämmerlichen Hintern und belügen sich selbst, dass sie nur mitspielen, um noch größeres Leid von ihrem Land abzuwenden. Diese Lüge ist so ausgefeilt, dass sie es am Ende selbst glauben. Diagnose: Neurotiker mit psychopatischen Schüben.
Ich glaube, etwas ähnliches hat mal Dr. Paul Roberts über sämtliche Regierungen nach Reagan gesagt.
Was Herrn Scholz wiederum betrifft, empfinde ich fast schon Sympathie für ihn. Ich traue ihm glatt zu, dass ihm mal eine Wahrheit entgleitet und alle halten es für einen smarten Witz:)