Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1343 (07.35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1137 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.1082.

Am Freitag erreichten uns die finalen Berechnungen der Markit Einkaufsmanagerindices per Berichtsmonat Mai. Der Index des Dienstleistungssektors legte demnach im Monatsvergleich von 53,1 auf 53,3 Punkte zu (Erstschätzung 53,1). Der Composite-Index verzeichnete einen Anstieg im Monatsvergleich von 53,0 auf 53,1 Punkte (Erstschätzung 52,9). Diese Entwicklung erfreut und signalisiert weiterhin solides Wachstum in der Gesamtwirtschaft der Eurozone im Bereich des so genannten Potentialwachstumspfads.

Dagegen konnten die Einzelhandelsumsätze der Eurozone per Berichtsmonat April keine neuen positiven Akzente setzen. Im Monatsvergleich ergab sich nach dem Rückgang um 0,6% im Vormonat keine Veränderung. Deutschland (-0,9%) und Finnland (-1,2%) lieferten die maßgeblichen Enttäuschungen per April.

Im Jahresvergleich stellte sich die Zunahme auf 1,4% nach zuvor 1,8%. Das ist nach wie vor nicht prekär (Verbraucherpreise -0,1%) und es ist vor allen Dingen ein Konsum, der von Einkommen und nicht von Kreditaufnahme (Modell USA…) geprägt ist.

US-Daten:

Die zum Teil massiv enttäuschende Datenkost aus den USA führt aktuell dazu, dass der „Mainstream“ beginnt, das Thema US-Rezession auf die Agenda zu setzen. Das passt fraglich wenig zu der Verbalakrobatik, die uns seitens der Federal Reserve angeboten wurde. Wir verweisen auf unseren Jahresausblick zum Thema US-Konjunktur und das dort aufgenommene Thema „US-Wirtschaft 2016 - Flirt mit der Rezession“.

Der ISM-Dienstleistungsindex sank per Berichtsmonat Mai unerwartet von zuvor 55,7 auf 52,9 Punkte. Die Prognose lag bei 55,5 Zählern. Der Geschäftsaktivitätsindex verlor von 58,8 auf 55,1 Punkte. Der Auftragsindex ging von 59,9 auf 54,2 Punkte zurück. Der Beschäftigungsindex sackte von 53,0 auf 49,7 Zähler ab. Der ISM-Dienstleistungsindex sank auf das niedrigste Niveau der letzten fünf Jahre.

Dieser Trend wurde auch von dem von Markit erhobenen Index für den Dienstleistungssektor der USA per Berichtsmonat Mai bestätigt. Hier kam es zu einem Rückgang von 52,8 auf 51,3 Punkte. Der nachfolgende Chart belegt, dass dieser Index auf dem niedrigsten Niveau seit 2009 oszilliert.

Der Composite-Index (Produktion und Dienstleistung), der im nachfolgenden Chart abgebildet wird, verdeutlicht eindringlich die seit Herbst 2014 einsetzenden Verluste der US-Konjunkturdynamik (Einstellung der Anleiheankäufe der Fed per 10/2014…), die bisher durch Verbalakrobatik und Medienspin kaum thematisiert wurden.

Positiv stachen zunächst die Auftragseingänge der US-Industrie ins Auge. Im Monatsvergleich kam es zu einem unerwartet starken Anstieg um 1,9% nach zuvor +1,7% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 1,5%.

Diese Freude im Monatsvergleich weicht jedoch Ernüchterung im Jahresvergleich, der aussagefähiger ist, da der Monatsvergleich häufig durch Großaufträge (Militär, Flugtechnik) verzerrt ist. Seit 18 Monaten ergeben sich in Folge im Jahresvergleich Rückgänge - so etwas gab es nur in Rezessionsphasen der US-Wirtschaft.

Die US-Handelsbilanz setzte vergleichsweise positive Signale. Per Berichtsmonat April kam es zu einem Defizit in Höhe von "nur" 37,4 Mrd. USD nach zuvor "nur" -35,5 Mrd. USD (revidiert von 40,4 Mrd. USD). Die gesamte Datenreihe wurde revidiert. Das Thema der strukturellen Handelsbilanzdefizite ist damit ein wenig weniger prekär, mehr aber auch nicht.

Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren. Das wird aktuell auch in den USA deutlich. Die Form der Erfassung der Daten in den USA eröffnet Raum für nachhaltig negative Anpassungen bei der noch anstehenden "Benchmark Revision". Die US-Arbeitslosenquote sank per Mai unerwartet von zuvor 5,0% auf 4,7%.

Völlig zurecht hat der Finanzmarkt auf diese Meldung nicht reagiert. Diese Quote liefert keine Qualität, um mit Quoten anderer Wirtschaftsräume verglichen zu werden. Der Trick, mit dem diese Quote erreicht wird, liegt darin, Menschen aus dem Pool der Arbeitssuchenden zu entfernen. Per Mai wurden so 664.000 Menschen aus der Statistik befördert. Damit markiert der Anteil der Bevölkerung, der nicht mehr in der Statistik auftaucht, mit 94,7 Millionen Amerikanern einen neuen historischen Höchstwert.

Der Rückgang der Partizipationsrate, die auf dem niedrigsten Niveau seit den 70er Jahren oszilliert, unterstreicht die Schwäche des US-Arbeitsmarkts.

Der stärker beachtete "Nonfarm-Payroll Report" lieferte eine herbe Enttäuschung. Es wurden magere 38.000 Jobs generiert. Die Prognose lag bei 162.000 neu geschaffenen Stellen. Mehr noch wurden die beiden Vormonate um 59.000 Jobs nach unten revidiert. Der Abschwächungstrend am US-Arbeitsmarkt lässt sich an nachfolgendem Chart deutlich erkennen.

Ob diese Daten einen soliden und positiven Arbeitsmarkt signalisieren, muss jeder Leser selbst für sich entscheiden, aber aufgrund dieser Arbeitsmarktdaten sind die Erwartungen an Zinserhöhungen der Federal Reserve per Juni und auch Juli deutlich geschliffen worden.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1080 - 1.1110 neutralisiert den positiven Bias.

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