Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1200 (07.40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1180 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.13. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.1112.

Auch gestern nahm das Verbalfeuer seitens der Federal Reserve nicht ab. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Worte von Fakten ablenken sollen. Die gestern veröffentlichten Daten stehen entweder im Widerspruch zu dem geäußerten Optimismus oder werfen Fragen über Datenqualität auf. So sieht der stabile Aufschwung in Philadelphia aus:

Der Blick auf den Chart und auf Fakten könnte dazu verleiten von ernst zu nehmenden Rezessionsrisiken zu sprechen. Ein derartiges Bild mit dem Begriff "stabiler Aufschwung" zu verbinden, bedarf eines hohen Maßes an Kreativität und Realitätsverweigerung.

Per Berichtsmonat Mai sank der Index unerwartet von zuvor -1,6 auf -1,8 Punkte. Die Prognose lag bei +3,5 Zählern. Der positive Ausreißer per März (+12,4 von zuvor -2,8) muss als eine bösartige Irritation interpretiert werden. Damit geht es dem Raum Philadelphia wie dem Raum New York schlecht!

Im Bereich der Frühindikatoren sind wir mit einer spottenden Divergenz zwischen dem Pendant der OECD und dem Pendant des US-Conference Board konfrontiert. Zur Definition des OECD-Zahlenwerks. Mit 100 Punkten ist das langjährige Mittel definiert. Ergo signalisieren Werte unter 100 unterproportionale wirtschaftliche Aktivitäten im historischen Kontext.

In der Tabelle der von der OECD ermittelten US-Frühindikatoren wird deutlich, dass sich ab Ende der Anleiheaufkäufe durch die Federal Reserve per 10/2014 nach zunächst Stabilität bei 100,8 Punkten ein deutlicher Abschwung ergeben hat, der auch zu der belastbaren US-Konjunkturentwicklung in diesem Zeitraster passt. Die dann einsetzenden Dynamikverluste sagen etwas über die nicht gegebenen selbstragenden Kräfte der US-Wirtschaft aus.

Ergo wird damit die Daten- und Prognosequalität der OECD durch die Konjunkturverläufe bestätigt.

Die Frühindikatoren des Conference Board für die USA liefern zu wesentlichen Teilen Daten, die nicht nur keine Prognosequalität aufweisen, sondern im diametralen Widerspruch zu den Tatsachen der wirtschaftlichen Performance stehen. Per Berichtsmonat April kam es erneut zu einem Anstieg um sportliche 0,6%. Die Prognose lag bei nur +0,4%. Gut, der Vormonatswert wurde von +0,2% auf 0,0% revidiert. Der Märzwert hatte ja auch seine Schuldigkeit am Markt erfüllt. Damit markierte der Gesamtindex den höchsten Wert seit Juni 2006 (seinerzeit gesamte OECD 101,0 Punkte)!

Mit anderen Worten befinden wir uns, laut US-Conference Board in mehr als einem stabilen Aufschwung. Wir haben viel über US-Datenqualität geschrieben. Über einige US-Daten schreiben zu müssen, ist mittlerweile in Ansätzen eine intellektuelle Zumutung. Die Tatsache, dass derartige kritische Analysen an anderer Stelle nicht anzutreffen sind, macht nicht nur nachdenklich, denn wenn aus unzulänglicher Analyse Fehlallokationen bei dem Produktionsfaktor Kapital folgen, liegt genau darin die Geburtsstunde der nächsten Systemkrise.

Damit kommen wir zu dem Sammelindex aus 85 Einzelindikatoren der US-Wirtschaft, dem Chicago Fed National Activity Index. Hier kam es per April zu einem Anstieg von -0,55 (revidiert von -0,44) auf +0,10 Punkte. Der Blick auf den Verlauf der letzten zwölf Monate zeigt, dass dieser Index in neun von zwölf Monaten negativ war und nur in drei Monaten positive Werte verzeichnete. Die geglättete 3-Monatsdurchschnittkurve, die höhere Aussagekraft signalisiert, sank von -0,18 auf -0,22 Punkte und bewegt sich kontinuierlich seit August 2015 auf negativem Terrain.

Sieht so ein stabiler Aufschwung aus?

Während die EZB den Aufschwung seit 2013 mit Skepsis und Unglaube (und Fehlprojektionen) begleitet, verkauft die Federal Reserve kritische konjunkturelle US-Dynamikverluste auf eine ganz andere Art und Weise, die unter diplomatischen Höflichkeitsaspekten mindestens den Begriff beschönigend verdient.

Das war auch vor 2008 der Fall ("The crisis is contained - do not worry …"), das war auch vor 2001 der Fall (Neue Paradigmen des Maestros Greenspan). Es gab auch damals wenige warnende Stimmen. Wir haben uns an dieser Stelle keine Vorwürfe zu machen, ganz im Gegenteil. Gibt es Lernkurven aus schmerzhaften Erfahrungen, die wir in der Folge in Europa erlitten?

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0800 - 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.

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