Rentenmarktkommentar 03/2012 - Südeuropa-Zinsen weiter auf Talfahrt

Liebe Leserinnen und Leser,

MAN mit über 5.000 Beschäftigten in Kurzarbeit, die KfZ-Hersteller fürchten auch in 2013 Absatzprobleme in Europa, Spekulationen über magere Verkäufe bei Apples iPhone. All dies kein Nährboden für steigende Zinsen. Denn in Zeiten schwacher Konjunktur sollen ja bekanntlich die Zinsen niedrig gehalten werden, um zum einen Anreize für die Kreditaufnahme von Unternehmen zu schaffen, zum anderen Sparern die Laune an der Geldanlage zu verderben, auf dass diese ihre Ersparnisse lieber verkonsumieren.

Daher sollte erst einmal Ruhe beim Bund-Future angesagt und dieser nach unten abgesichert sein, auch wenn es sich natürlich immer noch nicht um „normale Märkte“ handelt (Thema „negative Realverzinsung“: Zuletzt ca. 1,52% Bund-Rendite für 10 Jahre bei 2,1% Inflationsrate im Dezember ´12 in Deutschland).

 

Mehr dazu im Hamburger Abendblatt

 

Sowie in der Süddeutschen

 

Und im SPIEGEL

 

Zum Thema „Inflation und Währungsreformen“ erschien dieser Tage außerdem ein netter Artikel  im Handelsblatt:

 

Weiter zum Handelsblatt

 

Der Bund-Future konnte nach den währungsbedingten Abverkäufen (Schweizer Notenbank) der letzten Wochen einen Boden in der Region von 142 ausbilden. Seit letztem Sommer bildete die 142er-Zone mehrfach eine Unterstützungs- bzw. Widerstandszone. Der erste Support kommt also bei 142; sollte dieser nicht halten, könnte es zügig Richtung 140 gehen, da dazwischen nicht viele echte Unterstützungen kommen. Aber, wie schon gesagt, die volkswirtschaftlichen Grunddaten stehen in Deutschland aufgrund der für 2013 weiter zu erwartenden konjunkturellen Schwäche innerhalb der Eurozone zunächst noch nicht Richtung steigende Zinsen.

 

 

Die EZB ließ in der vergangenen Woche erwartungsgemäß ihren Leitzins unverändert.

 

Siehe Handelsblatt

 

Heute emittiert der Bund seine neue zehnjährige Anleihe (Volumen 5 Mrd. €), deren Zinskupon bei 1,50% liegen und deren Fälligkeit der 15. Februar 2023 sein wird. Renditeerwartung bei ca. 1,50%, erwarteter Emissionskurs somit um pari (100%) herum.

 

Wie von mir nicht anders erwartet, sind die so genannten „Deutschland-Bonds“, also gemeinsame Anleihen aller Bundesländer zusammen mit dem Bund, vom Tisch. Ich bin ja ein bisschen im politischen Geschäft tätig, und mir war völlig klar gewesen, dass diese politisch nicht durchsetzbar waren. Bundesländer, die sich schon gegen den Länderfinanzausgleich wehrten, würden bestimmt keiner Schuldenvergemeinschaftung für alle Bundesländer und das „Ausleihen“ ihrer besseren Bonität an andere Bundesländer wie NRW oder die Stadtstaaten zustimmen. War klar, wird auch so bleiben, das Thema ist ausdiskutiert.

 

Wie zu lesen bei Format.at

 

Das Geschäftsmodell für südeuropäische Banken, sich billiges Geld leihen zu können, um dann dieses wieder höherverzinslich in Anleihen der PIIGS-Länder anzulegen, hatten wir auch schon ausführlich thematisiert.

 

Mehr dazu bei DWN

 

Diese Strategie wird anscheinend unvermindert fortgesetzt und wirkte sich auch in der letzten Woche auf die Rentenmärkte aus, da die Zinsen genau der PII(G)S-Staatsanleihen mit Ausnahme Griechenlands weiter fielen:

Italien 10 Jahre Laufzeit aktuell 4,22% Rendite (nach 4,31% vor einer Woche), Spanien 5,02 % (nach 5,12 %), Portugal 6,32% (nach 6,52%). Bei den griechischen Anleihen scheint wie letzte Woche prognostiziert erstmal die Luft raus zu sein. Die Zinsen stiegen auf  11,69% (nach 11,33%).

 

A propos Geschäftsmodell für Banken:

Sie scheinen sich bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich durchgesetzt zu haben, bei der Krisenvorsorge (Stichwort: BASEL III) weniger starke Vorschriften beachten zu müssen. Ach, wenn die Banken selbst mit ihren Kunden so großzügig umgehen würden, wenn diese selbst mal in der Krise sind…

 

Mehr dazu in der WirtschaftsWoche

 

Übrigens haben sich die Banken beim aktuellen Geldmarkttender der EZB 53,5 Mrd. € (!) mehr an Liquidität besorgt als ausgelaufen waren.

 

Weiter zu den Epoch Times Deutschland

 

Mit Spannung erwarte ich auch die Entscheidung über Hilfen für Zypern bzw. Zyperns Banken. Da wird meines Erachtens hinter verschlossenen Türen heftigst darum gerungen, ob überhaupt und wenn ja in welcher Höhe der ESM und auch Russland sich an einer Rettung beteiligen sollen. Vorsorglich hat Moody´s hier schon einmal ein klares Warnsignal herausgesendet, indem das Rating Zyperns um drei Stufen reduziert wurde.

 

Siehe n-tv

 

Und die WELT

 

Die Rentenmärkte ignorieren dieses Thema weiterhin. Aber wer weiß, was käme, wenn Zypern oder seine Banken tatsächlich pleite gingen? Wird diese Gefahr derzeit eventuell unterschätzt?

 

Eine schöne Woche wünscht Ihnen

Steffen Scholz

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