Liebe Cashkurs-Community,

ich freue mich einen neuen Autor bei Cashkurs.com vorstellen zu dürfen. Steffen Scholz: ein ausgewiesener Spezialist für Rentenpapiere. Ein Thema, dass in die den heutigen Tagen besondere Wichtigkeit erlangt hat.

Herr Scholz ist seit 1985 für verschieden Bankhäuser an den internationalen Rentenmärkten aktiv. Er hat in dieser Zeit sämtliche Zinsprodukte, Anleihen und Derivate hoch und runter gehandelt und kann uns aus dieser langjährigen Erfahrung heraus einen sehr fundierten Blick auf dieses in der aktuellen Phase hochspannende Marktsegment liefern. 

Dirk Müller

 

"Große Feierlaune gab´s bei einigen Kommentaren zu den Rentenmärkten, weil es dem französischen Staat gelungen war, alle seine Bonds zu placieren. Aber ist es nicht ein normaler Vorgang, dass man nahezu alles  verkaufen kann, wenn man niedrige Preise akzeptiert? Es handelt sich in Zeiten des Anlagenotstands immerhin (noch?) um AAA geratete Staatspapiere. 3,295% für 10 Jahre, ist das wirklich gut?

Ich glaube nein. Der gestrige Tag hat ganz schön ins Kontor geschlagen, denn immerhin liegt der Abstand zwischen 10jährigen deutschen Bundesanleihen und französischen Staatsanleihen inzwischen bei etwa 150 Basispunkten. Frankreich zahlt also 1,8mal so viel Zinsen wie Deutschland. Der Spread geht also immer weiter auseinander. Klar läuft die Spekulation auf eine Senkung des französischen Ratings. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Frankreich neben Deutschland das entscheidende Kernland der Eurozone ist. Dazu sind die Zinsen für Italien und Spanien wieder deutlich angezogen. Und dann Ungarn, das anscheinend große Finanznöte hat. Die Risiken steigen wieder.

Im Gegensatz dazu Deutschland: Der Bund-Future steht nahe seinem Alltime-High. Ganz vergessen scheint die erfolglose Auktion von Bundesanleihen vor wenigen Wochen. Aber wollen wir dieses Thema mal nüchtern betrachten: Das war doch nur die gelbe Karte der Märkte für zu viel deutsche Selbstbeweihräucherung in der Krise gewesen. Etwas Bescheidenheit tut da gut.

Schauen wir uns die Aktienkurse der europäischen Banken an, das gleiche Bild. Schwere Einbrüche. Wer kauft heutzutage noch eine Bankaktie?

Der sichere Hafen wird weiter gesucht. Das sind derzeit Bunds, das ist Gold. Auch bei den Bunds dürfen wir nicht vergessen: Sie handeln mit einer negativen Realverzinsung, also existieren auch hier einige Risiken.

Aber: Der eine oder andere ausländische Investor spekuliert ja vielleicht auch auf einen möglichen Währungsgewinn bei deutschen Bonds für den Fall, dass der Euro scheitern sollte.

Euro schwach, Gold fest, Sachwerte gesucht. Es gibt keine Anzeichen für eine kurzfristige Änderung. Hatten Optimisten nach der 489-Milliarden-Spritze der EZB darauf gehofft, für lange 3 Jahre durchatmen zu können und auch mal mittelfristig Ruhe in den Laden zu bekommen – Pustekuchen. Das Finanzsystem macht einen sehr labilen Eindruck.

Die Bankenkrise und die Staatsschuldenkrise sind wieder voll da. Die Ampel springt gerade wieder von Orange auf Rot um. Die Märkte zittern vor jedem Wochenende."

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