Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1850 (06:21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1809 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,58. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,93. EUR-CHF oszilliert bei 1,0808.

Zu Wochenbeginn zeigen sich die Märkte gut gelaunt. Die Aktienmärkte eröffnen freundlich. Der Währungsmarkt ist nur wenig volatil. In politisch korrekter Manier werden die Edelmetalle zunächst wohldosiert abverkauft.

Positive Datensätze überwogen in den letzten 24 Handelsstunden, allen voran die aus China (siehe Datenpotpourri). Hinsichtlich Corona ergeben sich divergierende Signale. Zarte Indizien, dass die Lockdowns in Europa in einigen Ländern erste Wirkungen erzielen, sind bei gutem Willen erkennbar. Die Gesamtlage bleibt aber kritisch hinsichtlich der von der Politik als wesentlich definierten Kriterien.

US-Fiskalpaket vor neuen Hürden

Im heißen Wahlkampf ließen sich Teile der republikanische Senatoren von Trump treiben, so dass dieser gegen die eigentlichen Grundüberzeugungen der Partei höhere Fiskalpakete fordern konnte. In der Zeit vom November bis zum Januar wird ein Transformationsprozess in der US-Politik einsetzen. Während der scheidende US-Präsident sich vom Alphatier in die "lame Duck" verwandelt, werden die Republikaner umschalten von Regierungspartei zu Opposition.

Das bringt Folgen für die Verhandlungen über das neue Hilfsprogramm mit sich. Die in der Gesellschaft verhärteten Fronten werden ein parlamentarisches Spiegelbild forcieren. In der Folge wird das zukünftige Hilfspaket voraussichtlich nicht das Volumen haben, das im Wahlkampf laut die Runde machte (5 Billionen USD). Nein, es wird voraussichtlich sehr viel bescheidener ausfallen.

Stand der Brexit-Verhandlungen

Einige Fortschritte sind bei den Verhandlungsrunden erzielt worden. UK-Chef-Unterhändler Frost sagte, dass sich die Gespräche in eine positive Richtung bewegten. Ein Entwurf für ein Abkommen stünde in weiten Teilen, das gelte für wichtige Streitpunkte jedoch nicht. Man müsse auf dem Vereinbarten aufbauen und eine Übereinkunft erzielen. Frost schloss ein Scheitern der Verhandlungen nicht aus.

Der britische Umweltminister Eustice forderte, dass sich diese Woche etwas bewegen müsse, da es ansonsten mit der Umsetzung schwierig würde. Er betonte, dass die britische Regierung das umstrittene Binnenmarktgesetz voranzutreiben gedenke. Der irische Außenminister Coveney konterte: Falls das UK an dem Gesetz festhielte, könnte die EU kein Handelsabkommen ratifizieren. Das UK würde mit dem Binnenmarktgesetz internationales Recht brechen.

Das Beharren des UK auf dem Binnenmarktgesetz belegt, dass das UK faktisch nach Gutdünken mit internationalen Verträgen umgeht. Das unterminiert die Basis für eine enge und belastbare Partnerschaft mit Kontinentaleuropa.

Das Bild, das die Politik auf beiden Seite des Ärmelkanals abgibt, entspricht dem Zeitgeist in Europa. Unumstößliche Deadlines werden gesetzt, um sie am Ende getrost zu verschieben. Drohungen werden ausgesprochen, die so folgenlos sind, wie sie vorher laut waren. Entscheidungsfreude ist fehl am Platz. Das Handeln soll möglichst folgenlos sein. Großbritannien möchte einen Brexit, ohne die entsprechenden notwendigen Nachteile in Kauf zu nehmen. Die EU hat nicht den Mut, rote Linien aufzuzeigen und entsprechend zu handeln.

Wird Brüssel bei der derzeitigen Haltung in dem Brexit-Drama in Washington und Peking noch ernst genommen? Fühlen sich die Menschen der EU diesbezüglich von Brüssel ernst genommen? Es gibt keinen Raum dafür, dem UK Sonderrechte einzuräumen, ohne dass das UK die dafür notwendigen Verpflichtungen akzeptiert! Ansonsten würden die Bürger der EU gegenüber den Bürgern des UK benachteiligt!

Die Zukunft spielt im Osten - wo steht Kontinentaleuropa?

China hat mit 14 anderen Asien/Pazifik-Staaten den größten Freihandelsblock der Welt geschmiedet. Das Abkommen (RCEP) wurde gestern unterzeichnet. Der RCEP gehören neben China und den zehn Asean-Staaten Vietnam, den Philippinen, Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand, Myanmar, Brunei, Laos und Kambodscha auch Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland an. Der Handelspakt umfasst gut 30 % der globalen Wirtschaftsleistung und etwa 2,2 Mrd. Verbraucher. Letzteres entspricht circa 33 % der Weltbevölkerung. China, Japan und Südkorea sind trotz einer schwierigen Historie erstmals gemeinsam in einem Freihandelsabkommen verbunden.

Die USA wollen China durch eine rechtlich nicht konforme Handelspolitik isolieren. Zu diesen Zwecken wollen die USA Kontinentaleuropa instrumentalisieren.

China ist nicht isoliert. Das zeigt dieses Abkommen. Es zeigt auch, dass die ökonomische Zukunft der Welt im Osten liegt. Will sich Kontinentaleuropa an der Seite der USA für rechtlich nicht konforme Handelspolitik missbrauchen lassen? Was wäre das für eine Zukunft für die Menschen in Kontinentaleuropa? "Food for thought!"

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China legt weiter profunde positive Datensätze vor trotz eines deutlich gestiegenen Yuan (stabilisierend für Weltwirtschaft). Ohne Chinas BIP Performance (circa 20 % des Welt-BIP auf Basis Kaufkraftparität) sähe es sehr viel dunkler in der Weltwirtschaft aus (auch deutsche Automobil- und Zulieferindustrie!). Daher ist Kooperation auf Augenhöhe angemessen und nicht Isolierung! "Food for thought!"

Eurozone: Insgesamt erbaulich

Die Gesamtbeschäftigung in der Eurozone nahm per 3. Quartal im Quartalsvergleich von zuvor 155.890.000 um 0,9 % auf 157.346.000 zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,0 % nach zuvor -3,1 %. Die Handelsbilanz wies laut Eurostat in der nicht bereinigten Fassung per September einen Überschuss in Höhe von 24,8 Mrd. Euro (Prognose 22,0 Mrd. Euro) nach zuvor 21,00 Mrd. Euro (revidiert von 21,9 Mrd. Euro) aus. Das BIP legte im Quartalsvergleich per 3. Quartal um 12,6 % (Prognose 12,7 %; Erstschätzung 12,7 %) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,4 % (Prognose 4,3 %, Erstschätzung 4,3 %).

USA: Wahl lastet auf Stimmung

Die Erzeugerpreise stiegen per Oktober im Monatsvergleich um 0,3 % (Prognose 0,2 %) nach zuvor 0,4 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,5 % (Prognose 0,4 %) nach zuvor 0,4 %. Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan sank per November laut vorläufiger Berechnung von 81,8 auf 77,0 Punkte und verfehlte die bei 82,0 angesiedelte Prognose.

China: Oktoberdaten unterstreichen Chinas Erfolg

Die Industrieproduktion legte im Jahresvergleich um 6,9 % (Prognose 6,5 %) nach zuvor 6,9 % zu. In den ersten zehn Monaten des Jahres ergab sich ein Anstieg um 1,8 % nach zuvor 1,2 %. Die Einzelhandelsumsätze nahmen im Jahresvergleich um 4,3 % (Prognose 4,9 %) nach zuvor 3,3 % zu. In den ersten zehn Monaten kam es zu einem Rückgang um 6,83 % nach zuvor -7,87 %.

Die Arbeitslosenrate sank von zuvor 5,4 % auf 5,3 % und erreichte damit das Niveau vor der Corona-Krise. Die urbane Investitionstätigkeit stieg im Jahresvergleich um 1,8 % (Prognose 1,6 %) nach zuvor 0,8 %. Ausländische Investitionstätigkeit (FDI) verzeichnete in den ersten zehn Monaten im Jahresvergleich einen Anstieg um 6,40 % nach zuvor 5,20 %.

Japan: Positiver Akzent

Per 3. Quartal 2020 nahm das BIP im Quartalsvergleich um 5,0 % (Prognose 4,4 %) nach zuvor -8,2 % (revidiert von 7,9 %) zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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