Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1729 (07:21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1690 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.08. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.28. EUR-CHF oszilliert bei 1.1637.

Chinas Regierung hat die Pläne der US-Administration im Handelskonflikt für Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Mrd. USD als absolut inakzeptabel bezeichnet.

Das ist hinsichtlich des internationalen Handelsorganigramms vollständig nachvollziehbar und geboten.

Die USA nehmen für sich eine Form der Rechtsauffassung in Anspruch, die gegenüber dem Rest der Welt mindestens eine Diskriminierung darstellt. Manche mögen es einen hybriden Krieg der USA nennen. Auf jeden Fall ist es eine Aggression und gleichzeitig eine Disruption.

China werde umgehend eine Klage gegen die USA bei der Welthandelsorganisation einreichen. China rufe die Welt auf, sich gegen Handelsschikanen zu stellen und die Freihandelsregeln zu schützen.

In der Tat ist es geboten, keinen Ansatz der Willfährigkeit gegenüber den USA zu zeigen.

Der potentielle Schaden bei fortgesetzter Eskalation seitens der USA für die nicht autark aufgestellte Ländergemeinschaft der Weltwirtschaft, die internationale Arbeitsteilung, die Basis der Funktionalität der Weltwirtschaft ist, zur Disposition zu stellen, wäre markant.

Unabsehbare Folgen für die Versorgung der Wirtschaftsräume und damit für die globale politische Stabilität wären die Folge. Dort sind wir aber noch nicht!

O-Ton aus Peking: Das Vorgehen der Regierung in Washington schade nicht nur China und der übrigen Welt, sondern auch den eigenen Interessen der USA.

Hier kommen wir zur Achillesferse der aktuellen US-Handelspolitik. An dieser Stelle ist eine nüchterne Einwertung der geplanten US-Maßnahmen bitter notwendig, um die Nervosität zu beherrschen, die derzeit grassiert.

Es geht um Importe aus China in die USA. Das Volumen beträgt, sofern dieser Plan vollzogen wird, 200 Mrd. USD. Unter der Annahme, dass der Aufschlag bei 20% liegt, reden wir über eine Verteuerung dieser Produktpalette um 40 Mrd. USD.

Um diese Belastung von 40 Mrd. USD in eine sinnstiftende Relation zu stellen, nehmen wir Bezug auf das die US-Wirtschaft stimulierende US-Haushaltsdefizit, das sich in den ersten 190 Tagen des laufenden Jahres auf 716 Mrd. USD stellt. Hier wird erkennbar, dass wir derzeit über überschaubare Größen bei der Belastung der Weltkonjunktur reden.

Da die USA in weiten Teilen überhaupt nicht die Produktionskapazitäten, aber auch nicht die Arbeitnehmerkapazitäten (Ausbildung, Drogenfreiheit) haben, ergeben sich maßgeblich Folgen im Preisgerüst und weniger im Mengengerüst der Importe aus China in die USA auf kurze und mittlere Sicht.

Diese Preiseffekte wären von den US-Verbrauchern zu schultern. Der Preiseffekt erhöhte den Druck über importierte Inflation auf die Federal Reserve, den Zinserhöhungszyklus fortzusetzen, was die historisch hoch verschuldeten US-Verbraucher zusätzlich in ihrem diskretionären Einkommen einschränkte.

Da circa knapp 70% des US-BIP mit dem privaten Konsum korreliert sind, ergeben sich aus der US-Handelspolitik veritable Risiken für den zukünftigen US-Konjunkturverlauf.

Am Ende hat der von den USA verursachte Handelskonflikt primär belastende Folgen für den US-Verbraucher und damit für die US-Konjunktur. Ergo ist die US-Zollpolitik bei vollzogener Eskalation am Ende auch Ausdruck eines US-Konjunkturmasochismus.

Bei der Vergeltung der US-Zölle durch betroffene Länder, die im Rahmen des Regelwerks der WTO agieren, ergeben sich für diese Länder völlig andere Chancen, den Folgen der Zollspirale mit den USA zu entgehen.

So kann China beispielsweise bei Rindfleisch/Steaks auf gute Qualitäten aus Argentinien und Brasilien zurückgreifen, was beiden aufstrebenden Ländern helfen würde.

Wenn der Rest der Welt mit 85% der Weltwirtschaft sich gemeinsam gegen den unrechtmäßigen Angriff aus den USA wehrte, darf Zuversicht dominieren.

Anzeichen für diesen Schulterschluss gab es gestern. Chinas Ministerpräsident Li Keqiang hat deutschen Autokonzernen die Sicherheit ihrer Daten und Technologien bei der gemeinsamen Entwicklung des autonomen Fahrens zugesagt. Sein Land wolle die Technologie mit deutschen Herstellern entwickeln.

O-Ton Li: "Wir wollen Win-Win-Situationen erzeugen". Verletzungen beim Diebstahl geistigen Eigentums würden "schonungslos geahndet", versicherte der chinesische Regierungschef.

Im Rahmen des Austausches mit Deutschland stand der Begriff Kooperation im Vordergrund.

Das ist gut so auch im Hinblick auf die Seidenstraße und "OBOR!"

Hier wächst hoffentlich über die Landbrücke zusammen, was zusammen gehört!

Fazit:

Solidarität der Weltgemeinschaft ex USA ist in dem Handelskonflikt absolut geboten, um die US-Administration zu ermuntern, die Folgen des eigenen Handelns konjunkturell, aber auch außenpolitisch und damit geopolitisch zu spüren.

Donald Tusk lag gestern nicht falsch, als er in Richtung Washington auf die Anzahl der Freunde, die die USA noch haben, anspielte. "Kevin allein zu Hause" muss nicht immer ein Happy End haben ...

An unsere Freunde in Italien:

Nahezu alle Reformländer der Eurozone stellen die Reformpolitik nicht in Frage und erfahren in unterschiedlichem Tempo den Fruchtstand dieser Politik, deren Umsetzung fraglos schmerzhaft war. Sie war erforderlich, weil man zuvor die Gesetzmäßigkeiten der nachhaltigen Balance außer Acht ließ. Anders ausgedrückt hat man zuvor konsumiert, was hätte investiert werden sollen oder was einem nicht zustand.

Italien tat sich in der Reformpolitik schwer. Die Anpassungen lagen bei circa 1% des BIP pro Jahr. Mit der neuen Regierung werden die Reformpolitiken in Frage gestellt. Das ist bei einer Staatsverschuldung in Höhe von gut 130% des BIP ambitioniert.

Italiens Notenbankchef Ignazio Visco warnte, dass wegen des geringeren Reformeifers Italiens die Anfälligkeit im Falle einer neuen Finanzkrise höher als vor 10 Jahren sei. Er mahnte die neue Regierung explizit ob der Haushaltspolitik und der Finanzmarktstabilität. Wir teilen in wesentlichen Ansätzen diese Bewertung.

Nach Einschätzung von Europaminister Savona muss Italien für alle Eventualitäten zu seinem Verbleib in der Eurozone gerüstet sein. "Wir könnten könnten in eine Lage geraten, in der nicht wir sondern andere entscheiden, wir müssen auf alles vorbereitet sein."

Diese Einlassung von Savona ist ein wenig martialisch. Wer seine strukturellen Hausaufgaben als selbstverständliche Solidarität im Rahmen der Gemeinschaft interpretiert, darf solche Einlassungen ignorieren. Wer beabsichtigt, dass die Gemeinschaft die Rechnung für Italien begleicht, mag dieses Risiko laufen.

Fazit:

Italien stellt mit der neuen Regierung einen wunden Punkt in der Eurozone dar.

ZEW-Index enttäuschend

Der deutsche ZEW-Sentimentindex sank per Juli unerwartet stark von zuvor -16,1 auf -24,7 Punkte (Prognose -18,0). Damit markierte der Index den schwächsten Stand seit 2012.

Auch der Lageindex konnte mit einem unerwartet markanten Rückgang von 80,6 auf 72,4 Zähler (Prognose 78,2) nicht ansatzweise überzeugen. Hier wurde das geringste Indexniveau seit Dezember 2016 erreicht.

Anzumerken ist an dieser Stelle, dass Finanzmarktteilnehmer hier befragt werden, die notorisch nervös sind. Entsprechend bewerten wir den IFO-Index bezüglich der realen wirtschaftlichen Entwicklung ungleich höher.

NFIB Small Business Optimism Index etwas schwächer

Der von der National Federation of Independent Business ermittelte Geschäftsklimaindex für kleinere und mittlere Unternehmen sank per Juni von 107,8 auf 107,2 Punkte. Damit bewegt sich der Index jedoch unvermindert auf den höchsten Niveaus in der bis 1975 zurückreichenden Geschichte.

Fazit zu den Konjunkturdaten:

Stimmungsdivergenzen zu Gunsten der USA und zu Lasten Deutschlands bestimmen kurzfristig das Bild.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!

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