Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2154 (06:12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2139 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106,22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,10. EUR-CHF oszilliert bei 1,1012.

Gestern Morgen war Risikofreude noch en vogue. Das änderte sich abrupt, denn es wurden nahezu durchgehend besser als erwartete Konjunkturdaten veröffentlicht (siehe Datenpotpourri). Diese positiven Konjunkturdaten schürten Inflationsängste. Staatsanleihen wurden über Futures sportlich verkauft. So markierte die Rendite japanischer Anleihen (10 Jahre) mit 0,175 % einen fünfjährigen Höchststand. Die 10-jährige Bundesanleihe "brachte" eine Rendite von -0,20 %, während sich die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries auf 1,48 % stellte. Der daraus resultierende Renditeanstieg löste Verkaufswellen an den Aktienmärkten und bei konjunktursensiblen Rohstoffen (Öl, Silber) aus.

Was derzeit in der Weltwirtschaft passiert, ist Ihnen in diesem Report im letzten Jahr häufig erklärt worden, als eine Vielzahl von Ökonomen sich im Tagesgeschäft dem Wettbewerb der Negativprognosen im Fokus der ersten Wahrnehmungsebene stellten. Es ist/war eine politisch administrierte Rezession, keine Rezession aus ökonomischen oder strukturellen Erschöpfungszuständen. Entsprechend ergibt sich unter der Maßgabe, dass die tragenden Strukturen der Ökonomien durch die nicht selbst verschuldete Krise mittels Subventionen der öffentlichen Hand finanziert werden, ein dynamischeres Erholungsbild. Damit sind wir konfrontiert.

China lieferte schon im letzten Jahr anekdotische Evidenz. Wo ist die Überraschung? Wenn das Wachstum zurückkehrt, springt auch die Inflation wieder an, so wie sie mit der Krise eingebrochen ist.

Das war doch das Ziel der Politik und der Zentralbanken, zu Normalitäten zurückzukehren. Deflation und Negativzinsen sind Merkmale von Krise, von Schwäche, nicht von Stärke. Betrachtet man die Konjunkturdaten als auch die Inflationsdaten ist man auf dem richtigen Weg.

Dieser richtige Weg wird mit erhöhter Risikoaversion an den Aktienmärkten goutiert. Dabei ist die Wirtschaft doch der Treiber, nicht die Inflation. Wäre es andersherum, anziehende Inflation bei schleppender oder schwacher Konjunktur, redeten wir von einem Stagflationsszenario, das in der Tat für Aktienmärkte wenig erbaulich wäre.

Das gilt umso mehr, als dass diese Inflation bisher maßgeblich durch Basiseffekte und exogene Faktoren (Rohstoffe) getrieben ist. Sie ist doch nicht Ausdruck endogenen Preisdrucks (z.B. Lohn/Preisspirale) in den jeweiligen Volkswirtschaften.

Werfen wir einen Blick auf Fakten der Eurozone:

© SOLVECON-INVEST

Der negative Realzins bezüglich des Kapitalmarkts ist in der Eurozone derzeit viel ausgeprägter als per Dezember letzten Jahres. Der Realzins ist in einem Niedrigzinsregime die entscheidende Größe, nicht der Nominalzins!

Die aktuelle Neubewertung ist vor den dargestellten Hintergründen bemerkenswert!

Es gibt einen weiteren Aspekt, der nicht vernachlässigt werden sollte. Das Niedrigzinsregime hat einen politischen Hintergrund, der mit den grundsätzlich hohen Staatsverschuldungen westlicher Länder korreliert ist. Das westliche System verträgt keinen Marktzins wegen der Zinseszinsproblematik. Entsprechend gab es in den letzten 24 Stunden Verbalakrobatik, die bisher aber am Markt überhört wurde.

Laut EZB-Direktorin Schnabel und Philipp Lane, dem Chefvolkswirt der EZB blicke man mit wachsenden Sorgen auf die steigenden Zinsen und Renditen an den Finanzmärkten. Man erkenne das Risiko, dass diese Entwicklung höhere Kreditkosten für Unternehmen und Haushalte zur Folge haben könnte.

Weitere Einlassungen aus dem Umfeld der EZB: EZB-Vizepräsident de Guindos erkennt kurzfristig keine Probleme des Inflationsanstiegs. Sie gehe nach oben, es werde über die Marke von ein Prozent gehen. Das sei kein Problem. Der spanische Zentralbankchef Hernandez de Cos betonte, die Preisinflation läge weit vom Ziel von zwei Prozent entfernt.

Zuvor hatte Fed-Chef Powell die lockere Hand der US-Notenbank betont.

Märkte machen aus Belegen konjunktureller Stärke, preislicher Normalisierung und erhöhter negativer Realzinsen schwache Märkte. Was für ein Spektakel!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Markante positive Akzente

Der Economic Sentiment Index legte per Februar unerwartet stark von 91,5 auf 93,4 Punkte zu (Prognose 92,0) und markierte den höchsten Indexstand seit März 2020. Die Geldmenge M-3 nahm per Januar im Jahresvergleich um 12,5 % (Prognose 12,5 %) nach zuvor 12,3 % zu. Kredite an Unternehmen stiegen im Jahresvergleich um 7,0 % nach zuvor 7,0 % und Kredite an private Haushalte legten um 3,0 % nach zuvor 3,1 % zu.

In Italien nahm der Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende Gewerbe per Februar von zuvor 95,6 (revidiert von 95,1) auf 99,0 Zähler zu (Prognose 96,0) und erreichte den höchsten Stand seit Februar 2020. Der Index des Verbrauchervertrauens stieg von 100,7 auf 101,4 Punkte (Prognose 101,0).

USA: Starke Daten

Gemäß 2. Schätzung nahm das BIP per 4. Quartal (annualisierte Darstellung) um 4,1 % (Erstschätzung 4,0 %, Prognose 4,2 %) zu. Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter stieg per Januar im Monatsvergleich um 3,4 % (Prognose 1,1 %) nach zuvor 1,2 % (revidiert von 0,5 %). Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 20. Februar von zuvor 841.000 (revidiert von 861.000) auf 730.000 (Prognose 838.000).

Der Index anhängiger Hausverkäufe sank per Januar im Monatsvergleich um 2,8 % (Prognose 0,0 %) nach zuvor +0,5 % (revidiert von -0,3 %). Hinsichtlich der verfügbaren Daten aus dem Gesamtsektor erscheint die aktuelle Monatsentwicklung keine Trendfähigkeit aufzuweisen. Der Kansas Fed Composite Index legte per Berichtsmonat Februar von zuvor 17 auf 24 Punkte zu. Das ist der höchste Indexstand seit Juni 2018.

Japan: Besser als erwartet

Die Einzelhandelsumsätze sanken per Berichtsmonat Januar im Jahresvergleich um 2,4 % (Prognose -2,6 %) nach zuvor -0,2 % (revidiert von -0,3 %). Die Industrieproduktion nahm per Januar im Monatsvergleich um 4,2 % (Prognose 4,0 %) nach zuvor -1,0 % zu (Jahresvergleich -1,9 % nach zuvor -4,2 %).

Russland: Rückläufige Reserven

Die Devisenreserven sanken per Berichtswoche 19. Februar von zuvor 591,5 Mrd. USD auf 585,7 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1990 - 1.2020 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

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