Was ist besser, niedrige Zinsen oder hohe Dividendenrenditen?

Zehnjährige Bundesanleihen bringen gerade noch 2,40 Prozent

Bei manchen Aktien sind Dividendenrenditen von über 6 Prozent drin

Bruno Hidding

Wie stellte ein Privatkundenberater einer Bank soeben fest: Die Risikoaversion der Anleger hat die Bundesanleihen auf ein Renditeniveau abstürzen lassen, das fundamental schwer zu erklären ist. Dieses Niveau wäre nur dann nachhaltig, wenn es auf Sicht der kommenden Jahre keine Inflation und zugleich ein extrem maues Wirtschaftswachstum gäbe. Beides ist zwar kurzfristig möglich, längerfristig aber eher unwahrscheinlich. Von daher ist mit einer Normalisierung des aktuellen Renditeniveaus bei Bundesanleihen zu rechnen, also einem Zinsanstieg. Steigende Renditen sind aber für bereits investierte Anleger nachteilig, bedeuten sie doch Kursverluste. Ein nicht auszuschließendes und früher völlig normales Renditeniveau von 4% würde dem Anleger beispielsweise Kursverluste im hohen einstelligen Prozentbereich bescheren. Sicher, wer seine Bundesanleihe bis zur Endfälligkeit halten will, ist natürlich nach wie vor sicher aufgehoben, er muss nicht mit Vermögenseinbußen rechnen. Doch könnte man mit dem Geld auf Sicht der nächsten Jahre besser wirtschaften. Insofern liegt ein Vermögensverlust durchaus in dem entgangenen Zins.

 

Laufzeiten bis maximal dreieinhalb Jahre

Wir alle wissen, dass es höhere Zinsen nicht geschenkt gibt. Allerdings ist das Chance-/Risiko-Verhältnis in vielen Fällen aktuell extrem attraktiv; was heißen soll, dass  bei nur leicht höheren Risiken der Anleger sich spürbar höhere Renditen "einkaufen" kann. Unternehmensanleihen guter Bonität zum Beispiel bieten aktuell einen ansehnlichen Renditeaufschlag. Allerdings würden auch sie unter einem generellen Zinsanstieg leiden. Daher sollten Anleger aktuell nur kurze Laufzeiten, eventuell bis maximal 3,5 Jahre, ins Auge fassen. Hier ist das Zinssteigerungsrisiko überschaubar und wird durch den Renditeaufschlag gut abgefedert. Finger weg heißt es bei Ramschanleihen, den sog. High Yields. Diese haben zwar nach der Finanzmarktkrise eine Art zweiten Frühling erlebt, bieten auf dem aktuellen Niveau nach Meinung vieler Bondspezialisten aber kein ansprechendes Chance-/Risiko-Verhältnis mehr.

 

Neben dem Zinsrisiko gibt es auch ein Emittentenrisiko

Vor dem Hintergrund der historisch niedrigen Zinsen, beziehungsweise der Gefahr, dass die Zinsen auch bald einmal wieder nennenswert anziehen können, sollten Anleger auch Vorsicht walten lassen vor den optisch gut rentierenden kleineren Anleihen von mittelständisch geprägten Unternehmen, wie sie zum Beispiel über die Stuttgarter Börse, dem relativ neuen Börsensegment bondm, also das Marktsegment für Anleihen mittelständischer Unternehmen, angeboten beziehungsweise vermarktet werden. Die letzten Emissionen von Dürr und Nabaltec waren aufgrund ihres Kupons von 7 Prozent oder mehr schnell verkauft. Doch die Stunde der Wahrheit kommt erst noch. Und zwar nicht nur von der Zinsseite her, wenn es dort einmal wieder, was ab 2011 zu erwarten ist, aufwärts geht. Das andere Risiko liegt darin, dass diese kleinen Mittelständler, die meist kein Rating aufweisen, derzeit recht gut bewertet werden, künftig aber eventuell aber auch wieder einen erheblichen Malus aufgebrummt bekommen. Im Augenblick haben die Anleger wieder Risikoappetit, wenn nur etwas mehr Rendite herausspringt. Doch diese Risikospreads werden bei einem Zinsanstieg auch schnell wieder in die Höhe springen. Das bedeutet für die Anleihen zweitrangiger Emittenten ein doppeltes Risiko. Also Vorsicht bei den im Augenblick so schön aussehenden Kupons zweitrangiger Emittenten.

 

Und was ist mit Griechenland, Irland und Portugal?

 Auch hier müssen Privatanleger besonders selektiv vorgehen: Griechenland kommt mit seinem Konsolidierungskurs ganz gut voran und ist durch den EU-Rettungsschirm vorerst abgesichert. Wenn allerdings immer wieder neue Löcher auftauchen, kann das junge Pflänzchen der Vertrauensbildung schnell wieder hops gehen. Also sollten selbst risikofreudige Anleger drei mal überlegen, ob sie eine kleine Position Griechenanleihen zur Depotbeimischung kaufen. Wichtig zu bedenken ist,: dass nur die sehr kurzen Griechenbonds durch die EU-Zusagen geschützt sind. In Irland wird die bisher eigentlich gute Haushaltssanierung durch die Schieflage einer großen Bank konterkariert. Hier gilt es abwarten, bis die Situation geklärt ist. Anders ist die Lage in Portugal, wo die Sparanstrengungen nicht voran kommen. Also Finger weg.

 

Bei Fremdwährungs-Anleihen genau hinsehen

Nur logisch ist, dass Anleger vor dem Hintergrund der lächerlich niedrigen Zinsen im Eurobereich auch Anleihen auf  Fremdwährungen ins Auge fassen. Spezialisten raten dem konservativen Anleger, einen Blick auf die skandinavischen Währungen zu werfen, vor allem auf die Norwegen-Krone. Denn dort läuft die Wirtschaft bereits wieder ordentlich und ist mit den beiden Standbeinen Konsum und Rohstoffe relativ gut abgesichert. Eine norwegische Staatsanleihe könnte neben einer höheren Rendite auch noch von einer Aufwertung der Krone profitieren. Im Dollarblock findet der risikofreudigere Investor mit Austral-Dollar und Neuseeland-Dollar zwei Währungen, die vor allem von der Hausse im Rohstoffsektor profitieren - Australien dabei von den Industriemetallen, Neuseeland eher von den Agrarpreisen. Allerdings sind beide Währungen auch schon ein gutes Stück gelaufen. Daher kommt aktuell der kanadische Dollar ins Spiel, der etwas hinterher hinkt und hat dementsprechend Nachholpotenzial haben könnte.

 

Sind Dividendenrenditen von über 6 Prozent nachhaltig?

Bleibt abschließend ein kurzer Blick auf die Aktienseite, nämlich auf die in vielen Fällen erstaunlich hohen Dividendenrenditen. Ein Bluff ist die Dividendenrendite von Deutsche Telekom in Höhe von derzeit unglaublichen 7,70 Prozent. Denn diese Dividende wird von dem Unternehmen nicht wirklich verdient, sondern teilweise aus der Substanz bezahlt. Und da stellt sich die Frage, ob das Unternehmen dazu auf Sicht weiter in der Lage sein wird.

Aber was ist mit jenen 6,70 Prozent Dividendenrendite von den Witwen- und Weisen-Papieren EON und RWE. Sind diese auch nicht nachhaltig? Hier gehen die Meinung der Analysten auseinander, kein Wunder bei dem Gerangel um die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke. Leichte Dividendensenkungen werden nicht ausgeschlossen, aber nicht in einem Ausmaß, dass nicht nach wie vor ein deutlicher Rendite-Vorsprung zum Beispiel vor Bundesanleihen bestehen bleibt. Und da gute Aktien zudem einen guten Schutz vor Inflation darstellen, sind nachhaltig dividendenstarke Aktien nach wie vor eine gute Anlagealternative. Hier bieten zwei gute deutsche Dividenden-Fonds ihre Hilfe an: DJE Dividende & Substanz (WKN 164325) und der DWS TOP DIVIDENDE (WKN 984811).

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