Vermögen ansparen. Den Ruhestand planen. Geld einfach und ertragreich anlegen. Zeit und Kosten sparen. Das sind die Ziele der meisten Anleger, wenn sie ein Vermögen aufbauen oder ein bestehendes mehren wollen. Banken und Versicherungen haben diese Wünsche in diverse Produkte verpackt und bieten sie ihren Kunden feil. Doch geht es auch mit einfachen Mitteln alleine? Ohne viel Schnickschnack und hohe Kosten?

Den meisten Privatanlegern ist es nicht möglich, die durchschnittliche Marktperformance zu schlagen. Wie in meinem ersten Artikel zu dieser Serie am 18.05. beschrieben, kann die Marktrendite nur einmal verteilt werden. Wenn jemand mehr bekommt, muss jemand anderes weniger erhalten oder gar Verluste hinnehmen.

Selbst professionelle Anlagemanager scheitern meistens an dieser Aufgabe, zumindest wenn es um die Nettorendite, also die Rendite abzüglich aller Kosten, für den Kunden geht. Gerd Kommer liefert in seinem Buch, "Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs", einen Ansatz, der vor allem für Privatanleger sehr geeignet ist. Das Konzept verspricht die Marktrendite bei minimalen Kosten abzubilden.

Gerd Kommer verglich historischen Daten unterschiedlichster Wertpapiere. Er analysierte die durchschnittlichen Renditen unterschiedlicher Produkte und Strategien und entwickelte einen passiven Investmentansatz, der bei gemindertem Risiko Zeit und Kosten sparen soll.

Der Anlageschwerpunkt liegt bei passiv verwalteten Fonds (Exchange Traded Funds, kurz ETF). Die Anlagestrategie nach Kommer sieht eine Zweiteilung des Portfolios in einen risikoreichen und einen risikoarmen Teil vor, wobei die Gewichtung von der eigenen Risikotoleranz abhängig ist.

Beim risikoreichen Teil setzt Gerd Kommer auf ein sogenanntes Weltportfolio zur Minimierung von Gefahren der Aktienmärkte. Er empfiehlt hierzu Investitionen in verschiedene Aktienmärkte, Rohstoffe und Immobilien.

Der risikoarme Teil kann als Teil des Depots (Bsp. als Renten-ETF) eingebaut oder aber auch über einen völlig vom Depot losgelöster Teil (Bsp. Als Festgeld oder Tagesgeld) integriert werden. Das hat den Vorteil, dass der risikobehaftete Teil als vom Gesamtportfolio losgelöste Einzelkomponente gemanagt werden kann, was bei den derzeitigen Zinssätzen Kosten spart.

Einmal im Jahr wird ein Rebalancing vorgenommen. Das heißt, dass die ursprüngliche Gewichtung wiederhergestellt wird. Ein Timing wird dabei nicht angestrebt. Damit ist auch klar, dass diese Strategie eine langfristige Anlagestrategie und relativ leicht umzusetzen ist.

Vorteile

-        einfache und auch von Privatanlegern leicht nachvollziehbare passive Anlagestrategie

-        Durch die Verwendung von ETFs können die Kosten und der Aufwand für die Suche eines geeigneten aktiv gemanagten Fonds minimiert werden.

-        Über das jährliche Rebalancing wird mit einfachen Mitteln die ursprüngliche Gewichtung und Risikostruktur wiederhergestellt.

Nachteile

-        Bei der Abbildung über ETF muss (insbesondere beim Portfoliobestandteil Rohstoffe) auf synthetische ETFs zurückgegriffen werden. Meine kritische Haltung zu synthetischen ETFs habe ich in meinem vorherigen Beitrag schon einmal begründet.

-        Alternativ können auch aktiv gemanagte Fonds genutzt werden, die jedoch - je nach Depotbank - hohe Kosten durch Ausgabeaufschläge und Bestandspflegeprovisionen verursachen.

-        Bei Sparplänen ist zu beachten, dass nicht alle ETF bei allen Depotbanken sparplanfähig sind.

-        Da es sich bei dieser Anlagestrategie um einen passiven Investmentansatz handelt, ist bei Einmalanlagen u.U. das Timing-Problem zu beachten, was bei kurzfristiger Betrachtung zu erhöhten Verlustrisiken führen kann.

-        Eine 1:1-Abbildung des Weltportfolios erfordert eine recht hohe Anzahl an Einzelfonds, die speziell bei kleineren Anlagevolumina mit erhöhtem Aufwand und Kosten verbunden sind.

Das Weltportfolio verlangt vom Anleger einen gewissen Grad an Disziplin, da nach guten Börsenphasen die Aktiengewichtung stets reduziert und nach schlechten Börsenphasen stets wieder erhöht werden muss (Rebalancing).

ARERO der Weltfonds

Die DWS hat unter Führung von Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Weber mit dem ARERO Weltfonds (Auflage Okt. 2008) diese Anlagestrategie in ein Produkt gepackt. In diesem Fonds wird die Entwicklung der ARERO-Weltstrategie, mit 60% Aktien, 15% Rohstoffen und 25% Renten gewichtet und über SWAP-Geschäfte (Aktienindizes von Morgan Stanley Capital International (MSCI), Bloomberg Commodity Index Total Return 3 Month und Forward IBOXX Eurozone Total Return Index) abgebildet.

Das Rebalancing erfolgt 1x pro Jahr – jeweils am 5. Handelstag im Februar. Dieser Fonds wird ohne Ausgabeaufschlag angeboten. Auch eine erfolgsabhängige Vergütung entfällt. Mit einer TER von nur 0,5% p.a. ist er somit sehr kostengünstig.

Anleger mit einer geringeren Risikotoleranz müssen hier jedoch den risikoarmen – mit 25% fest gewichteten Rententeil – ggf. mit einem zusätzlichen Renten-ETF oder einem Festgeld erhöhen.

Nähere Informationen zum Fonds finden Sie unter www.arero.de.

Performancevergleich

Ich habe die Performanceentwicklung des ARERO mit der eines global investierenden Fonds desselben Fondsanbieters (DWS Global Growth) verglichen.

Der Performanceunterschied ist mit über 100% nicht unerheblich. Selbst, wenn man unterstellt, dass der Anleger in den DWS Global Growth nur 75% des Anlagebetrages investierte und die restlichen 25% als Liquidität unverzinst auf einem Konto geparkt und auch jeweils Anfang Februar ein Rebalancing vorgenommen hätte, läge die Performance dieses Modells mit ca. 65% immer noch deutlich höher als beim ARERO, der im Vergleichszeitraum 41% zulegen konnte. Das mag u.a. am Rohstoffanteil im ARERO gelegen haben, der die Performance in den letzten Jahren eher belastete.

Wird der Aktienfonds zusätzlich durch den „Musteranleger“ nach dem Trendfolgemodell (siehe Teil 5 der Serie vom 15.06.2016) gemanagt, erhöht sich der Unterschied noch einmal. Die Performance des Global Growth war – unter Berücksichtigung des Trendfolgemodells - im Vergleichszeitraum fast 4mal so hoch wie die Performance des ARERO.

Fairerweise muss jedoch hier betont werden, dass es sich beim ARERO um ein passives Investment handelt und der Musteranleger beim DWS Global Growth hingegen einen aktiven Ansatz (Trendfolgemodell) verfolgte, der ein persönliche Engagement, regelmäßige Beobachtung und aktives Handeln erfordert.

Und auch hier gilt der Satz: „Entwicklungen in der Vergangenheit können nicht beliebig in die Zukunft projiziert werden!“

Zusammenfassung

Das Weltportfolio ist eine Strategie von vielen, die versuchen, einen wissenschaftlich begründeten Ansatz für den Privatanleger zugänglich zu machen. In der heutigen globalisierten Welt ist die Kernaussage dieser Anlagestrategie, sein Portfolio möglichst breit zu diversifizieren, jedoch nicht neu. Das hatte bereits Markowitz in seiner Portfoliotheorie vor 60 Jahren bewiesen und empfohlen.

Neu ist jedoch die Auffassung sowie der Versuch des Beweises, dass ein statisches Depot mit jährlichem Rebalancing einem aktiv gesteuerten Depot langfristig überlegen sein soll. Als Gründe dafür werden vorrangig die Kosten und der Nachweis, dass ein aktiv gemanagter Fonds dauerhaft nicht besser als die Benchmark (also ein passiver Fonds – ETF) sein kann, herangezogen. Gründe dafür sind wiederum die hohen Management- als auch Vertriebskosten, die einen nicht unerheblichen Teil der Performance kosten, sowie das nicht 100%ig beherrschbare Timing-Problem.

Warum jedoch genau der von Kommer oder Weber empfohlene Portfolioaufbau zukünftig die richtige Struktur sein soll, bleibt unklar. Der Anschein einer gewissen Willkür besteht. Ob eine rückwärts gerichtete Betrachtung eine prozentgenaue Allokation für die Zukunft begründen kann, muss bezweifelt werden. Auch der Tag und die Häufigkeit des Rebalancing wirken zufällig.

Für den unkundigen Privatanleger stellt sich zudem die Frage, wie er das Weltportfolio mit 9 ETF und einer sicherheitsorientierten Anlage selber kostengünstig abbilden soll?

Für Einsteiger dürften sicherlich auch 3 Fonds (globaler Aktienfonds, Emerging Market Fonds, Rohstofffonds) sowie ein Festgeldkonto ausreichend sein.

Der ARERO bietet sich hier als Alternative an und wirbt für sein Produkt mit folgenden Argumenten:

-        Abbildung der drei bedeutenden Anlageklassen Aktien, Renten und Rohstoffe in einem Produkt nach einem transparenten und wissenschaftlich fundierten Ansatz

-        kostengünstige Basisanlage für Ihren Vermögensaufbau

-        Vermeidung typischer Anlagefehler

-        erfolgreiche Wertentwicklung seit Auflage im Oktober 2008

-        Kaufmöglichkeiten als Einmalanlage, Sparplan oder in einer fondsgebundenen Rentenversicherung bei vielen Anbietern

Ob dieses starre Konzept auch in der Zukunft erfolgreich ist, muss der Fonds, der noch keine echte Krisensituation meistern musste, jedoch erst noch beweisen.

Die Vergangenheitsbetrachtung zeigte, dass ein mit überschaubarem Aufwand vom Anleger „gemanagter“, guter global investierender Aktienfonds plus Festgeld bisher bessere Ergebnisse liefern konnte.

Dennoch erachte ich das Weltportfolio als einen guten Ansatz für Privatanleger, die eine Anleitung dafür suchen, wie sie Ihr Depot diversifizieren und das Risiko mit geringem Aufwand steuern können.

Ein Mandant sagte mir einst – und dabei hatte er m.E. nicht Unrecht – Kosten – egal ob Provisionen oder Honorare – spielen bei ihm keine Rolle, solange die erbrachte Leistung und das Ergebnis stimmen.

Derzeit überschlagen sich Banken, Fintechs und Robo-Adviser mit der Behauptung, dass eine diversifizierte Vermögensanlage in Wertpapiere heute ganz einfach, kostengünstig und standardisiert erfolgen kann. wzbw (was zu beweisen wäre).

In einer Zeit, wo es im Anleihemarkt nur noch zinsfreies Risiko gibt und auf Tagesgeldkonten die Zinsen gegen „0“ tendieren, klingen diese Aussagen jedoch wie eine Ballade in den Ohren vieler leidgeplagter oder verzweifelter Anleger. Bei der ganzen „Geiz ist Geil“- Mentalität der Deutschen muss beachtet werden, dass aus preiswert zukünftig nicht billig wird.

Ob Standard die Individualität wirklich dauerhaft ersetzen kann, ob ein Computerprogramm eine individuelle Beratung und Hilfestellung durch einen Berater ablösen werden, wird sich zeigen.


 

Vorschau

Mit der richtigen Anlagestrategie zum Erfolg

Teil 7:  Mit Money-Management das Risiko unter Kontrolle halten.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"