Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1384 (07:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1359 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.47. EUR-CHF oszilliert bei 1.1318.

An den Finanzmärkten bemühte man sich gestern wohl auch in Folge der "Black-Friday"-Woche, für günstige Angebote zu sorgen. Das Motto war allem Anschein nach: "Alles muss raus." Das galt für den Rohstoff Öl. Hier gab es Einbrüche um mehr als sechs Prozent. "Chapeau" so sieht Kapitulation aus. Brent sackte innerhalb von sechs Wochen von 85 USD auf zuletzt gut 60 USD und markierte das tiefste Niveau seit Oktober 2017. Auch die Industriemetalle gaben in den letzten Tagen sportlich nach. Wer glaubte, dass in einem solchen Krisenmodus Edelmetalle als sicherer Hafen gesucht wären, irrte sich gewaltig.

Nein, auch hier kam es gestern zu einem Abverkauf, der aber in der Tat sehr überschaubar war. Die Aktienmärkte standen unter sportlichem Druck. Es konnte jetzt auch FANG treffen. Die bisherige Widerstandskraft der US-Aktienmärkte weicht auf. Da die US-Wirtschaft zu großen Teilen eine "Asset-Driven Economy" ist (Wirtschaft, deren Konjunkturlage von der Bewertung der Wirtschaftsgüter - hier Aktien und Immobilen - abhängt), lieferte eine Fortsetzung der aktuellen Tendenz an den US-Aktienmärkte Phantasie, dass die US-Konjunkturlage unter Umständen per 2019 zu rosig bewertet wird.

Der Blick auf die jetzt verfügbaren Bewertungen an den internationalen Aktienmärkten lässt keine Überbewertungen erkennen, ganz im Gegenteil. Zu den Fakten:

    

Hinsichtlich der verfügbaren makroökonomischen Prognose für das kommende Jahr (IWF 3,7% analog zu 2018) und den damit korrelierenden Skaleneffekten für die Unternehmen bietet das Bewertungsniveau an den internationalen Aktienmärkten nicht notwendig eine Grundlage für einen Crash. Gleichwohl bleibt eine Portion Demut angebracht, denn (irrationale) internationale Politik kann dazu führen, dass Prognosen zu purer Makulatur werden.

Dabei muss der Blick in Richtung USA schweifen, denn die USA liefern die Kernursachen, die derzeit die Teilnehmer der Weltwirtschaft und der Finanzmärkte verunsichern.

Die Konflikte mit China und dem Iran scheinen Washington am Herzen zu liegen. Die USA halten den Druck im Handelskrieg mit China aufrecht. Laut US-Zwischenbericht hätten die Strafzölle der USA die Volksrepublik China nicht zum Einlenken bewegt. In China unterstütze man den Diebstahl geistigen Eigentums und zwinge US-Firmen, ihr Technologiewissen an Chinas Unternehmen weiterzugeben. China hat in der Tat AGBs, die nicht mehr zeitgemäß sind, aber es steht jedem Unternehmen der westlichen Welt offen, diese AGBs anzunehmen oder abzulehnen. Das hat mit dem Begriff Diebstahl nichts zu tun, Herr Lightizer!

Gut, dass US-Geheimdienste nicht ansatzweise Wirtschaftsspionage betreiben. Das wäre in der Tat Diebstahl ...

Die USA werden laut Trump ein unerschütterlicher Partner Saudi-Arabiens bleiben, losgelöst von der Ermordung des Journalisten Khashoggi. In einer Erklärung nannte er Saudi-Arabien einen großartigen Verbündeten im Kampf gegen den Iran. Zur weiteren Begründung der US-Haltung verwies er auf die wirtschaftliche Bedeutung Saudi-Arabiens für die US-Waffenindustrie. Offensichtlich spielt für die USA Recht und internationales Recht keine Rolle.

Daraus ergibt sich in der US-Außen- und Machtpolitik latent ein hohes Maß an Unberechenbarkeit. Diese Unberechenbarkeit sollte den Rest der Welt und vor allen Dingen Europa dazu veranlassen, neue außenpolitische Akzente zu setzen. Die Zukunft liegt im Osten hinsichtlich unerschlossener Wachstumspotentiale - mehr gibt es nicht zusagen!

Von der Zinsfront kommen versöhnliche Töne. Am US-Kapitalmarkt sinken die Renditen. 10-jährige US-Treasuries rentierten gestern mit 3,04% nach in der Spitze circa 3,30%. Auch aus der Eurozone erreichen uns moderate Töne. Der Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik der EZB wird laut Bundesbank-Präsident Weidmann ein langwieriger Prozess. Das Ende der Anleiheankäufe markierte nur den Beginn.

Es sei ein erster Schritt auf einem Weg der Normalisierung, der mehrere Jahre dauern würde. Am Finanzmarkt wird eine erste Zinserhöhung ab 09/2019 mit geringerer Wahrscheinlichkeit erwartet. Von der Zinsfront sollten auf kurze Sicht keine Störfeuer zusätzlich belasten.

Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:

   

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1200 - 1.1500 eröffnet neue Chancen.

Viel Erfolg!

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