Guten Tag meine Damen und Herren,

die Markttechnik ist weiterhin so langweilig wie lange nicht mehr. Der DAX fährt weiter auf den gewohnten Schienen zwischen den Marken 10.200 und 10.800. Es bleibt also trotz Trump und anderer Themen noch adventlich ruhig an den Börsen. Die Hoffnung auf eine Jahresendrallye besteht bei vielen Anlegern auch weiterhin. Ein Ausbruch über die Marke von 10.800 Punkten dürfte einen schnellen Schub bringen, aber immer verbunden mit der Sorge, dass es dann zu Beginn des Jahres gleich wieder in die andere Richtung geht, ähnlich wie es in diesem Jahr zu beobachten war.

"Si" oder "No"

Es wird allemal Zeit, dass wieder ein bisschen Bewegung in den Markt kommt. Italien beziehungsweise das am Sonntag dort abzuhaltende Referendum kommt da als neue Sau, die sich durch das Dorf treiben lässt, genau richtig. Die Befürchtungen und Spekulationen rund um den Ausgang und die daraus resultierenden Entwicklungen schießen in die Extreme. Nach den Erfahrungen der letzten großen Themen wie Brexit oder Trump-Wahl wird es vermutlich, egal wie die Wahl ausgeht, halb so wild sein. Die Welt wird sich, ob „Si“ oder „No“, ganz bestimmt auch am Montag noch drehen. Ganz sicher ist nur, dass man danach eine neue Sau finden wird…

Weltwirtschaft in Gefahr

Und die bahnt sich bereits an. Die Banken warnen vor den Gefahren für die Emerging Markets, für die Finanzsysteme und dementsprechend auch für die gesamte Weltwirtschaft. Diese Warnung erfolgt in meinen Augen nicht zu Unrecht. Dabei handelt es sich um eine Entwicklung, die wir auf Cashkurs in den vergangenen Jahren immer wieder angesprochen haben.

Die Zusammenhänge hatten wir schon viele Male thematisiert. Einzig der Zeitpunkt, wann es soweit sein wird, war nicht zu bestimmen. Mit der Trump-Wahl nimmt die Entwicklung nun aber entscheidend an Fahrt auf. Jetzt kommen die potenziellen Auslöser für das, was sich da zusammenbraut, auf den Tisch.

Trumps Politik stellt Emerging Markets vor massive Probleme

Es geht um die Dollar-Aufwertung, ein Thema, das einen enormen Explosionsstoff bietet.

Sie erinnern sich in diesem Zusammenhang vielleicht noch an den chinesischen Analysten, der sagte, dass es sich bei China um die größte Blase der Weltwirtschaftsgeschichte handelt, die eigentlich nur noch davon lebt, dass ständig neues Geld nachfließt. Die großen Bankhäuser warnen in diesem Zusammenhang vor der Gefahr durch die Dollar-Aufwertung, besonders für die Emerging Markets.

Warum wertet der Dollar auf? Einerseits erwartet oder befürchtet man die Repatriierungen unter der künftigen US-Regierung von Donald Trump. Die Gewinne und Investitionen der großen US-Konzerne sollen demnach künftig zu einem Großteil in der Heimat bleiben. Der Dollar wird also aus den verschiedenen Ländern in der Welt zurückgeholt und in den USA investiert. Gleichzeitig kommt es zu einer möglichen Zinserhöhung, weil Trumps Politik sehr stark auf Kredite setzt. Auch damit geht eine weitere Aufwertung des US-Dollars einher. Wenn Trump „seine“ Grenzen für den Handel abschottet, wird es eng. Denn das bedeutet: Mehr Protektionismus, mehr Umsatz in Amerika, mehr Investitionen in Amerika und damit gleichzeitig weniger Investitionen im Rest der Welt. Für China wird es dadurch schwieriger, in Amerika zu verkaufen. Es fehlen also die Dollar-Einnahmen für das Reich der Mitte. Die Sorge, dass künftig nicht mehr genug Dollar nach China fließen, wächst stark an.

10 Billionen US-Dollar an ausstehenden Krediten

Es handelt sich bei dieser Blase, die zu platzen droht, um etwa 10 Billionen US-Dollar an Krediten, die in den letzten Jahren außerhalb Amerikas und somit an Länder mit anderen Währungen vergeben wurden. Wenn der Dollar nun wertvoller wird, und das scheint sich durch die beschriebenen Entwicklungen fast gar nicht mehr vermeiden zu lassen, wird es für genau diese Länder schwieriger, ihre Kredite zu bedienen. Die Unternehmen müssen dann immer mehr heimische Währung aufbringen, um die benötigten Dollar-Summen zu bekommen. Gleichzeitig verringert sich der Handel der Emerging Markets mit den USA, was bedeutet, dass auch auf diesem Wege weniger Dollar in die Kassen kommen. Bei den Emerging Markets sprechen wir mittlerweile von Staaten, die über 50% der Weltwirtschaftsleistung ausmachen und die nun vor einer dramatischen Entwicklung stehen. Es ist also einiges an Spannung im System und wir sehen jetzt schon die ersten Anzeichen. Dabei ist Trump noch nicht einmal im Amt und allein die Sorge vor dem, was da kommen wird, reicht dafür momentan schon aus.

Ganz sicher ist dies ein Thema, welches uns auch in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren noch intensiv begleiten wird und auf das immer ein Auge zu werfen ist.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.

Ihr Dirk Müller

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