"Bankhaus Rott" ist der Deckname eines Investmentbankers, der noch immer im aktiven Dienst eines großen Bankhauses steht. Die wahre Identität ist den Betreibern von Cashkurs bekannt, aus Gründen des Selbstschutzes hat er jedoch verständlicherweise dieses Pseudonym gewählt.
An wenigen Orten ist der negative Einfluss der Hektik so deutlich zu sehen wie an den Finanzmärkten. Die unselige stets nur von Woche zu Woche reichende Denkweise hat offenbar auch manche Ökonomen angesteckt. Selbst bei der Betrachtung struktureller Probleme wie der Inflation fehlen oft Geduld und Vorstellungskraft.
Die Infantilisierung in Medien und Politik erklimmt täglich neue Höhen. War der Gesang von Pippi Langstrumpf noch vor einigen Jahren einfach nur eine Freude für Kinder, so ist der Liedtext heute auf dem besten Wege zur ausformulierten Staatsräson.
Aktien werden oft als eines der besten Mittel zum Schutz gegen eine hohe Inflation gepriesen. Das ist nicht falsch, aber ganz so einfach ist die Lage jedoch nicht, wie der Blick auf die historischen Daten zeigt.
Europa erlebte im letzten Winter eine umfassende „Dunkelflaute“, sprich eine sehr windarme Periode mit gleichzeitig geringer Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen. Für die europäische Stromversorgung hat dies zu hohem Stress geführt. An mancher Wunschvorstellung hat dies dennoch bisher nichts geändert. Dabei sind so ziemliche alle Mythen zur angeblich stabilisierenden Wirkung von Windkraft und Photovoltaik binnen Wochen in die Luft geflogen.
Das Kapitalmarktjahr 2022 wird gerne als klassisches Krisenjahr hingestellt. Schmerzhaft war für viele Anleger vor allem der gleichzeitige Rückgang der Anleihen- und Aktienkurse. Zudem bot die einseitige Sektorentwicklung nur wenige Raum zum Verstecken.
Auch im endenden Jahr haben die EU und die Regulierungsbehörden den Investoren wieder schöne Eier ins Nest gelegt. Während der Glaube an den Weihnachtsmann eine schöne Sache ist, hat der Glaube an die Rettung der Galaxis durch technischen und ökonomischen Rückschritt die deutschen Anleger eine Menge Geld gekostet.
Derzeit läuft in der Republik die große Deckelsuche. Ein Preisdeckel hier, ein Preisdeckel dort und schon klappt es mit der Mangelwirtschaft. Unterdessen steigt der für die Freunde der Elektromobilität so wichtige Lithiumpreis ebenso ungedeckelt wie rasant.
Die kurze Phase der Euphorie bei den Wächtern der deutschen Gasversorgung ist dahin. So erfreut sich viele über einen gesunkenen Verbrauch im Sommer zeigten, so überrascht stehen sie nun vor dem rasch steigenden Verbrauch im beginnenden Winter.
Bei der Diversifikation der Energieversorgung hat Deutschland abgesehen von großen Worten und grotesken Ratschlägen zahlreicher Parteigänger nicht viel zu bieten. Tag für Tag kollidiert daher der gefühlte Status des selbst ernannten Weltenretters mit der Realität.
Angesichts der hohen Energiepreise denken viele zuerst an die kommende Nebenkostenabrechnung. In Vergessenheit geraten in der akuten Not die enormen Wettbewerbsnachteile deutscher Unternehmen durch regionale Preisunterschiede. Beim Rohöl lässt sich dies gut beobachten.
Bei den meisten Banken ist weiterhin keine Bereitschaft zur Anhebung der Einlagensätze für ihre Kunden zu erkennen. Wer erwartet hatte, diese Sätze würden im Gleichschritt mit dem mittlerweile mehrfach angehobenen Hauptrefinanzierungssatz der EZB („Leitzins“) angepasst werden, der wurde enttäuscht. Aber auch dieser Zins ist nicht weg. Die Einnahmen landen lediglich in anderen Taschen.
An den Kapitalmärkten gibt es in jeder Dekade dominante Segmente. Dies kann ein einzelner Sektor wie Gold oder auch ein Thema wie „Tech“ sein. So schön die mit dieser Dominanz einhergehende Kursentwicklung ist, so wichtig ist es, diese nicht in alle Ewigkeit fortzuschreiben.