Man war sichtbar um eine Deeskalation bemüht, in erster Linie bei der Tonlage der Protagonisten: anlässlich des Deutschland-Besuchs des neuen griechischen Premiers verstummten die Krawalltöne auf beiden Seiten ohne dass jedoch die teils fundamentalen Unterschiede bei Sichtweisen und Lösungsansätzen zwischen Athen und Berlin beiseite gewischt wurden. Alexis Tsipras unterstrich seine grundsätzliche Kritik am bisherigen Kurs der Verantwortlichen in der Eurozone zur Bewältigung der inzwischen seit sechs Jahren anhaltenden Krise, welcher langläufig auch „Rettung“ genannt wird, präziser jedoch als „Insolvenzverschleppung“ bezeichnet werden sollte. Das Echo von der Gegenseite fiel nicht anders als zu erwarten aus, einem Mantra gleich. Der „Artikel der Woche“ sowie die Thesen des neuen griechischen Finanzministers weiter unten seien in diesem Zusammenhang als erhellende Kontrapunkte zum Politikersprech der vergangenen Tage und Woche empfohlen, selbstredend mit einigen interessanten Perspektiven auf größere Zusammenhänge.

In welchen im übrigen die Auslöser, nicht wenige konstatieren gar die Hauptverantwortlichen für die noch längst nicht überwundene Finanzkrise zumindest mal wieder benannt werden: unfähige bis verantwortungslose Zocker in den großen Kredithäusern, Hedgefonds und Schattenbanken, die sich dank regulierungsscheuer bis willfährig-kumpanenhafter Politiker auch stets darauf verlassen konnten und überwiegend auch noch können – gleichsam unter der Immunität der Systemrelevanz stehend –, dem grenzenlosen Risiko, der uneingeschränkten Gier und dem gesellschaftsverachtenden Moral Hazard zu frönen. Wenn’s dann wieder ernst werden sollte, muss ja bloß der Steuerzahler seinen Kopf hinhalten – oder zumindest das Portemonnaie weit weit öffnen. So nimmt es auch nicht Wunder, dass der Vorsitzende des Verbandes deutscher Banken noch immer glaubt, diese (leider) zur Gewohnheit verkommene Praxis quasi in einen immerwährenden Rechtsanspruch uminterpretieren zu können. Und zwar dann, wenn sich eine Finanzaufsicht bzw. eine Regierung in der Tat nicht dazu entschließen sollte, eine Bank, die sich definitiv verzockt hat, entgegen aller Regeln des Marktes wieder auf Kosten der Allgemeinheit herauszuhauen. So wie im aktuellen Fall der sog. Bad Bank der Hypo Alpe Adria. Man möchte den österreichischen Finanzaufsehern zurufen: „Bleibt standhaft!“. Was in diesen Tagen gewiss alles andere als einfach ist. Nicht zuletzt auch bei der Bundesbank weiß man nur allzu genau, wie sich das anfühlen muss...

 

===== N E W S =====

 

MÄRZBERICHT DER BUNDESBANK: DER EURO-ZONE GEHT DIE LUFT AUS

Das liest sich so ganz anders als so manche hochjubelnd erwartungsvollen Töne aus Brüssel. Statt auf eine „Rettung“ von Krisenstaaten oder die „Vereinigten Staaten von Europa“ zu hoffen, solle man sich besser Gedanken um ein Insolvenzrecht für Staaten machen, so das Haus von Jens Weidmann. Die EZB vermeldet unterdessen ein QE-Anleiheaufkaufvolumen von inzwischen 26,3 Milliarden Euro.

DWN

 

Reuters

 

WEGEN DES VERDACHTS AUF KORRUPTION: GRIECHENLAND WILL DEUTSCHE RÜSTUNGSFIRMEN VERKLAGEN

Der Berlin-Besuch von Alexis Tsipras bot wieder Gelegenheit, auch einige unangenehme Dinge zu besprechen. Ob dazu wohl auch das Vorgehen der griechischen Justiz gegen deutsche Waffenschmieden gehörte...?

Die Presse

 

UKRAINE: OLIGARCH IGOR KOLOMOISKI LÄSST PIPELINE-UNTERNEHMEN STÜRMEN

Als hätte das kriegs- und krisenzerrissene Land nicht schon genug Probleme: jetzt gehen auch noch die Oligarchen aufeinander los – regierende wie nicht regierende...

Heise (Telepolis)

BUNDESVERBAND DEUTSCHER BANKEN KRITISIERT: ÖSTERREICH TRITT IN DIE FUSSSTAPFEN ARGENTINIENS

Ach so ist das, Herr Kemmer: Marktwirtschaft darf also nur dann Vorrang haben, wenn’s der eigenen Bilanz zuträglich ist. Und wer blecht wohl im anderen Fall? Die Zocker oder die Steuerzahler...?!

Die Presse

 

DER IWF UND DIE AIIB: CHRISTINE LAGARDE UND DAS „KOOPERATIONS”-ANGEBOT AN CHINA

Wen ich nicht bezwingen kann, den versuche ich zumindest, fest in meine Arme zu schließen... Oder anders ausgedrückt: Schnell noch die letzten Felle retten, bevor sie davonschwimmen...!

IWF (Lagarde-Statement)

 

IWF (Lagarde-Rede)

 

===== H I N T E R G R U N D =====

 

YANIS VAROUFAKIS: VON GRIECHEN UND DEUTSCHEN – UNSERE GEMEINSAME ZUKUNFT NEU ÜBERDENKEN

Der neue griechische Finanzminister stellt u.a. fest, dass „die neuen Kredite keine Rettungsmaßnahme für Griechenland waren, sondern eine zynische Übertragung von Verlusten aus den Büchern privater Banken auf die schwachen Schultern der schwächsten griechischen Bürger.” Auch die übrigen Thesen und Schlussfolgerungen sind überaus lesenswert!

Denkraum

 

ARTIKEL DER WOCHE – GEISTERFAHRER IN DER WIRTSCHAFTSPOLITIK

Soll an Deutschlands Wesen Europas Wirtschaft genesen? Bzw. wäre dies überhaupt möglich? Die Austeritätspolitik jedenfalls hat mehr als erkennbar in die Sackgasse geführt. Heiner Ganßmann spart weder mit Argumenten noch an Einordnungen mit dem Blick aufs Ganze. Sehr gut geschrieben! Artikel zwo übrigens nicht minder...

Le Monde diplomatique (via taz)

Heise (Telepolis)

WIE MEXIKO UNTER DER DOLLAR-STÄRKE LEIDET

Einer der bedeutendsten Aufsteiger auf der weltökonomischen Bühne findet sich nach massiver Ölpreisabwertung sowie steigender Kapitalflucht und Inflation plötzlich in einer Haushaltsklemme wieder. So schnell kann’s gehen...

Deutsche Welle

 

FRAGENKATALOG „VERSENKT” – DEUTSCHE UNTERSTÜTZUNG DES US-DROHNENKRIEGES SOLL NICHT AUFGEKLÄRT WERDEN

Vor einigen Wochen berichteten nicht nur kleine unabhängige Nachrichtenplattformen und Blogs über diese besonders ausgeprägte Form von Bündnistreue, sondern auch öffentlich-rechtliche TV-Magazine. Höchste Zeit also, dieses ach so unangenehme Thema allmählich in der Versenkung verschwinden zu lassen...

netzpolitik.org

 

ZU GUTER LETZT — URBAN PRIOL BEI BLOCKUPY (FRANKFURT A.M., 18. MÄRZ 2015)

Ein scharf gewetztes kabarettistisches Schwert kann definitiv mehr bewirken als fliegende Steine – Chapeau!

youtube

 

Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.

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