Griechenlands neu gewählte Regierung beginnt sich rasch zu formieren, getragen von zwei ansonsten überaus gegensätzlichen Parteien. Alexis Tsipras wurde bereits als neuer Ministerpräsident vereidigt. Noch ist offen, wie und mit welchen Forderungen im Detail die Neuen in Athen auftreten werden. Brüssel scheint schon einmal vorzubauen und lehnt einen weiteren Schuldenschnitt für Hellas rundheraus ab. Welcher inzwischen – anders als etwa 2012 – in erster Linie staatliche Gläubiger treffen würde, also letztlich Sie bzw. uns: die Steuerzahler. Das ohnehin Unvermeidliche dem Staatsbürge(r)n darzulegen und zu rechtfertigen könnte ein gewiss nicht gerade bequemer Akt für politische Verantwortungsträger sein, die doch Erfolgsmeldungen unters Volk zu streuen gewohnt sind. Nun, die kommenden Tage und Wochen dürften noch einige spannende Situationen und Verläufe mit sich bringen. Kurzfristig ließ der Wahlausgang in Griechenland Europas Anleger weitgehend kalt. Abgesehen vielleicht von den Edelmetallinvestoren. Was sich jedoch auch rasch wieder ändern kann – ebenso wie Höchststände im DAX...

Die jüngsten Turbulenzen im Devisenmärkt scheinen darüber hinaus ebenso vergessen bzw. in den Hintergrund getreten zu sein wie die politische und – in weiter erheblich zunehmendem Maße – humanitäre Krise in Osteuropa. Welche wiederum zu einer verschärften Tonlage zwischen Ost und West zu führen scheint. Und wie es doch wieder der Zufall will, finden so genannte Bonitätswächter, genauer gesagt der größte und einflussreichste der großen drei aus angelsächsischen Landen, den gewiss „rein zufällig“ gewählten Zeitpunkt für einen downgrade auf „Ramsch“. Und zwar nicht für die Anleihen eines lateinamerikanischen, afrikanischen oder südeuropäischen Krisenstaates, sondern für eine Rohstoff-Supermacht mit gerade einmal dreizehn Prozent Staatsverschuldung, gemessen am BIP: Russland.

Die geostrategische Auseinandersetzung dieser Tage nimmt indes nicht einmal mehr Rücksicht auf große historische Gedenktage, die einen wahrhaft unbeschreiblichen Zivilisationsbruch in den Mittelpunkt rücken: vor genau 70 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz durch Truppen der Roten Armee befreit. Und ausgerechnet der oberste Repräsentant Russlands wird nun dieser Gedenkveranstaltung fern bleiben (müssen?). Europa erweist sich damit wieder einmal einen Bärendienst, nicht zuletzt auch wahrnehmbar durch die letzten Zeitzeugen – und vielmehr noch: man testet damit bereits ganz klar die Grenzen von Respekt- und Würdelosigkeit...

 

===== N E W S =====

 

STANDARD & POOR’S SETZT RUSSLAND AUF RAMSCHNIVEAU

Trotz guter Strukturdaten lautet die Note nun „BB+“ nach zuvor „BBB-“. Diese Abstrafung war bereits erwartet worden, selbst im Kreml. Der Rubel fällt erneut deutlich. Auch auf Athens neue Regierung wird ein Warnschuss abgefeuert.

Handelsblatt

 

Reuters

 

STRAFZINSEN KÖNNEN FLUCHT IN SCHWEIZER FRANKEN NICHT STOPPEN

Teuer „sicherer Hafen”: Allein in der letzten Woche „flüchteten” netto rd. 26 Milliarden Franken in Richtung Eidgenossenschaft. Geparktes Frankenvermögen derzeit: rd. 365 Milliarden Franken. Die Schweizer Nationalbank sieht sich indes auch weiterhin zu Interventionen gezwungen...

Reuters

 

Schweizer Rundfunk und Fernsehen

 

EU PLANT WEITERE POLIZEIAUSBILDUNG ZUR AUFSTANDSBEKÄMPFUNG

Zivil-militärische Übungen europäischer und afrikanischer Einheiten werden feste Einrichtung. Geographischer Fokus für deutsche Sondereinheiten: Nordafrika und Osteuropa.

Heise (Telepolis)

 

EU-VERKEHRSKOMMISSARIN REGT EINHEITLICHE STRASSEN-MAUT AN

Das hört sich doch einmal wirklich vernünftig an: eine technische und tarifäre Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmer! „Gleichmacherei” hat zuweilen auch Vorteile...

DMN

GERICHTSURTEIL: SPARKASSE DARF HOCHVERZINSTE VERTRÄGE NICHT KÜNDIGEN

Auch für – aus heutiger Sicht vergleichsweise hohe – Zinsversprechen von 3,5 Prozent p.a. über einen Zeitraum von 25 Jahren gilt: pacta sunt servanda!

SPIEGEL

 

===== H I N T E R G R U N D =====

 

EZB-GELDSCHWEMME HILFT EUROPAS UNTERNEHMEN KAUM

Nicht nur einige Notenbanker, sondern auch zahlreiche Unternehmenslenker können keinerlei realwirtschaftlichen Nutzen hinter der jüngst beschlossenen Gelddruckorgie erkennen. Wie auch, wenn es auch schon bisher nix gebracht hat...?

DMN

 

Blicklog

 

EURORETTUNG: „DEUTSCHLAND VERRAMSCHT SICH”

Frank Träger bringt die Folgen von „QEZB” für Otto Normalknackig auf den Punkt. Und dieser Otto Normal ist in der Regel weder Aktionär noch Besitzer anderer Sachvermögenswerte...

WirtschaftsWoche

 

NEUER ANLAGETREND: WARREN BUFFET KAUFT FIRMENANTEILE STATT AKTIEN

Ob das „Orakel von Omaha” auch hier wieder einen guten Riecher unter Beweis stellen wird...?

DWN

 

TTIP & CETA: „VORLÄUFIGE ANWENDUNGEN” MIT VÖLKERRECHTLICHEN VERPFLICHTUNGEN

Strebt EU-Kommissarin Cecilia Malmström eine Umgehung aller nationalen Parlamente in dieser heiklen Frage an? Greenpeace schlägt Alarm – und man kann allenfalls zu wenig als zu viel genau hinsehen und nachbohren...

Heise (Telepolis)

 

ZU GUTER LETZT — ZUM 70. JAHRESTAG DER BEFREIUNG DES VERNICHTUNGSLAGERS AUSCHWITZ

Zwei exzellente historische Dokumentationen in kurzen Ausschnitten, die das Unfassbare begreiflich zu machen versuchen. Interviews mit Zeitzeugen eingeschlossen. Diese Dokumentationen wurden zu Meilensteinen!

Alain Resnais: "Nacht und Nebel" (via youtube)

 

Claude Lanzmann: "Shoah" (via youtube)

 

Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"