Ähnlich wie in vielen anderen Weltregionen legt die aktuelle Entwicklung die bereits vor dem Ausbruch der globalen Pandemie bestehenden Probleme in der heimischen Wirtschaft jetzt schonungslos offen.

Bundesstaat Victoria erneut abgeriegelt

Nach einer erneuten Abriegelung der regionalen Wirtschaft im Bundesstaat Victoria fürchten viele Unternehmensführer, dass es angesichts von wieder deutlich zunehmenden Infektionen mit dem neuen Coronavirus – nach den Entwicklungen in Victoria und Melbourne – zu einem zweiten landesweiten Lockdown kommen könnte.

Dabei zeigt die momentane Situation bezüglich des Infektionsgeschehens in Victoria, dass ein abermals verhängter Lockdown über die Wirtschaft im Kampf gegen eine sich fortsetzende Ausbreitung von SARS-CoV-2 nicht sonderlich effizient zu sein scheint, wenn der tagtägliche Rekordanstieg der Infektionszahlen zugrunde gelegt wird.

Inzwischen wächst die Unsicherheit im heimischen Unternehmenssektor auf bisher ungeahnte Höhen, wie ein Bericht auf der Seite von Financial Review zeigt. Ab heute sehen sich all jene Einzelhändler, die in die Kategorie „nicht-essentiell“ fallen, abermals dazu gezwungen, ihre Geschäfte in Melbourne und dem Umland geschlossen zu halten.

Wieder sechs Wochen dicht: Kleinunternehmen hoffen auf erneute Finanzunterstützung

Kleinunternehmer werden mit den Worten zitiert, dass der im März durch die Regierung verhängte Lockdown schlimm genug gewesen sei, worauf dann die Verabschiedung eines immensen Konjunkturpakets gefolgt ist. Um zukünftig wettbewerbsfähiger zu bleiben, haben viele Inhaber von Geschäften mittlerweile damit begonnen, ihre Angebote auch online zu vermarkten.  

Manche Geschäftsinhaber von Kleinunternehmen hätten sich zuletzt auch verstärkt darauf fokussiert, Dienstleistungen für Kunden aus dem Unternehmensbereich zu erbringen, während die Umsätze im normalen Geschäftsverkehr mit Privatkunden nicht selten um achtzig bis 90 Prozent zurückgegangen seien.

Unter anderem sehen sich auch Friseursalons ein weiteres Mal von den jetzt verordneten Schließungsanordnungen betroffen. Da sich die staatlich verhängte Schließungsanordnung auf einen Zeitraum von sechs Wochen beläuft, hoffen viele Kleinunternehmen nun einmal mehr auf direkte Finanzunterstützungen durch die Regierungsbehörden, um zu überleben.

Zweiter Lockdown ist für viele der finale Sargnagel!

Unternehmens- und Industrieverbände bezeichnen die Verhängung eines zweiten Lockdowns in Down Under als den „finalen Sargnagel“ aus Sicht vieler kleinen und mittelgroßen Firmen. Anne Nalder, Präsidentin des Verbandes der Kleinunternehmen, wird wie folgt zitiert:

Eine große Anzahl von gut geführten Unternehmen wird zerstört. Den Kleinunternehmen muss finanziell unter die Arme gegriffen werden. Die Regierung wird das eine ganze Stange Geld kosten, doch nichts zu tun würde bedeuten, keine Wirtschaft mehr zu haben. Basta.

Andere Beobachter, wie Peter Strong vom Council of Small Business warnen davor, dass eine große Anzahl von Unternehmen diesen zweiten Regional-Lockdown nicht überleben wird. Zumindest müsse nun alles dafür getan werden, um sicherzustellen, dass sich der erneute Lockdown auch tatsächlich „nur“ über sechs Wochen erstrecke, denn je länger diese Phase anhielte, desto mehr Unternehmen würden in die Pleite getrieben.

Harte Regeln in Melbourne

Aufgrund der über die Metropole Melbourne verhängte Lockdown, wo sich das Infektionsgeschehen über die vergangenen Wochen deutlich intensiviert hat, muss zurzeit auf rund eine Million Arbeitnehmer verzichtet werden, die sonst tagtäglich von außerhalb in die Stadt pendeln, was sich selbstverständlich äußerst nachteilig auf die Frequentierung von Geschäften und Läden in der Stadt auswirkt.

Auch Sportveranstaltungen in den Bereichen Football und Fußball finden nicht statt, während der Tourismussektor inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Daniel Andrews, Premierminister des Bundesstaats Victoria, hatte am vergangenen Sonntag eine nochmalige Verschärfung der Lockdown-Maßnahmen angekündigt.

Zu den neuen Regeln gehört unter anderem, dass jedermann über den Zeitraum der nächsten sechs Wochen ab sofort dort zu verbleiben habe, wo er oder sie sich gerade befinden. Dazu wurde eine strikte Ausgangssperre zwischen 20:00 Uhr abends und 5:00 Uhr morgens verhängt.

Es ist – außerhalb der Ausgangssperre – zudem lediglich einer Person jedes Haushalts einmal am Tag gestattet, die eigenen vier Wände zu verlassen, um Lebensmittel oder andere wichtige Güter zu kaufen (allerdings nicht weiter als fünf Kilometer vom eigenen zu Hause entfernt). Sportlichen Ertüchtigungen darf draußen durch Einzelperson nur noch eine Stunde am Tag nachgegangen werden.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Ich nehme an, dass sich in dieser Entwicklung eine Blaupause für all das spiegelt, was ab den Herbstmonaten auch auf Deutschland und Europa abermals zukommen könnte. Es würde mich wundern, falls ein erneuter Lockdown wie ein Kelch an uns vorübergehen sollte. Am Ende könnten wir tatsächlich auch „ein Land ohne Wirtschaft“ werden.

Selbst wenn große Konzerne überleben und sich Regierungs-Bailouts sicher sein können, so fußt das Fundament unserer westlichen Ökonomien nicht auf Konzernen, sondern auf der Innovationsfähigkeit, Vielfalt und Vielzahl unserer kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Ohne diesen Bereich, in dem auch mit weitem Abstand die meisten Beschäftigten zugange sind, wird sich weder eine Wirtschaft noch ein Staat machen lassen…

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