Es ist fast 10 Jahre her, dass Peter Maegdefrau sein Unternehmen „ROCO Modelleisenbahnen“ an den Raiffeisenverband Salzburg verlor. Maegdefrau ist sich sicher, dass die Bank den Konkurs erzwungen hat, um sich die Firma selbst unter den Nagel zu reißen. Die Bank hingegen hat ihre eigene Version. Der Fall ROCO: das perfekte Drehbuch für einen Wirtschaftskrimi, der jetzt aktuell wieder neu auflebt. Wir bei Cashkurs.com möchten an dieser Stelle explizit darauf verweisen, dass kein Werturteil erlauben, sondern lediglich die Positionen der beiden Vertreter widergeben.

 

Es gibt nur wenige Fakten, die BEIDE Parteien - Bank und Unternehmer - einstimmig bestätigen. Aber es gibt sie und das sind folgende:

 

  • 2002: Peter Maegdefrau will die ROCO-Gruppe von der bisherigen Besitzerin übernehmen.
  • ROCO ist damals die Nummer zwei auf dem Weltmarkt für Modelleisenbahnen, mit einem Jahresumsatz von 35 Millionen Euro.
  • Der Raiffeisenverband Salzburg (RVS) gibt Peter Maegdefrau einen Kredit.

 

So weit, so gut. Doch jetzt geht es weiter und zwar mit zwei Versionen – zwei komplett unterschiedlichen Versionen. Beginnen wir mit der von Peter Maegdefrau (die ganze Stellungnahme finden Sie unter Dokument 1):

 

ROCO war bei Übernahme 2002 ein Restrukturierungsfall, was Unterlagen des Betriebsrates aus Analysen der Jahre vor Übernahme belegen. Ende September 2004 ging der Umsatz von ROCO plötzlich zurück, was zu einem hohen Jahresverlust führte. Das konnte ich mir erst erklären, als ROCO-Händler später berichteten, wie ROCO-Vertriebsmitarbeiter sie dazu aufgefordert hätten, jegliche auch nur irgendwie mit kleinsten Mängeln behaftete ROCO-Ware an ROCO zurückzusenden. Diese Vertriebsmitarbeiter haben dann Ende 2004 gekündigt, sind bei ROCO ausgeschieden und sind dann „zufällig“ wenige Tage nach Konkurseröffnung im Juli 2005 mit dem von Raiffeisen eingesetzten heutigen ROCO-Eigentümer wieder bei ROCO einmarschiert.

 

Nach intensiver Sanierung 2002-2004, hohen Investitionen und Sanierungskosten, zeigte ROCO im ersten Quartal 2005 bereits wieder einen Aufwärtstrend, mit Umsatz auf Plan und Ergebnis 29 Prozent über Plan. Diesen Aufwärtstrend hat RVS im April 2005 zunichte gemacht, da alle Konten für mehrere Tage gesperrt wurden, um so eine schriftliche Grundsatzvereinbarung zu erzwingen, die kurz vorher übermittelt wurde. Von da an brachen der Umsatz und das Ergebnis erneut ein.

 

Seit 2002 übte der RVS immer wieder Druck auf mich aus, forderte die Übertragung von Firmenanteilen an Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaften, an denen wiederum das Land Salzburg beteiligt war, was einer Teilverstaatlichung gleich gekommen wäre. Da ich dies jahrelang ablehnte hat mir Raiffeisen dann im Juli 2005 im Tagesabstand drei Ultimaten vorgelegt, in denen ich gedrängt wurde, Teile von ROCO kostenlos einer RVS-Privatstiftung zu übereignen (siehe Dokument 2), andere ROCO-Firmen sollte ich in Konkurs schicken, was eindeutig Anstiftung zu Gläubigerbetrug ist. Da ich auf diese Ultimaten nicht einging, sondern vertragskonform am Folgetag einen Beteiligungspartner aus der Branche bei RVS präsentierte, sah wohl RVS die „Felle“ davon schwimmen. Am selben Tag redet RVS dem Investor den Einstieg bei ROCO aus, verletzt damit das Bankgeheimnis, kündigt Stunden später die Kredite.

 

So schlecht kann meine Firmengruppe ROCO nicht gewesen sein, da sie nach Konkurs von 2005-2013 ein Betriebsergebnis (EBITDA) von circa 50 Millionen Euro erwirtschaftet hat“.

 

Doch damit endet die Geschichte von Peter Maegdefrau nicht - sie beginnt gerade erst. Im Nachhinein wenden sich verschiedene Personen an den Unternehmer. Er erhält anonyme E-Mails. In einer heißt es, dass der spätere ROCO-Chef eine Provision in Millionenhöhe von der Bank bekommen habe, dafür, dass er Peter Maegdefrau aus der Firma drängte (siehe Dokument 3).

 

Und es ist nicht der einzige Hinweis, den Peter Maegdefrau erhält. Ende 2008 wird er von dem Manager Christoph Zeller kontaktiert. Er hat brisante Informationen: 2002 als Peter Maegdefrau bereits die Kreditzusage von RVS erhalten hat und gerade mit der Alteigentümerin verhandelt, wird Christoph Zeller von dem Raiffeisen-Manager Franz Romeder kontaktiert. Unter eidesstaatlicher Erklärung gibt Christoph Zeller später den Gesprächsverlauf wieder (die ganze Stellungnahme finden Sie unter Dokument 4):

„Bei unserem Treffen im Februar 2002 hat mir Franz Romeder erzählt, dass es in Salzburg eine ältere Dame gibt, die eine Modelleisenbahnfirma mit Namen ROCO besitzt und diese verkaufen möchte. Er hat mir das so dargestellt, dass er das aus Insiderquellen zuverlässig wisse. Herr Romeder hat mir erläutert, dass er gemeinsam mit dem Raiffeisenverband Salzburg persönliches Interesse hat mit einer atypisch stillen Beteiligung auch selbst einzusteigen. Herr Romeder hat mir erläutert, dass es ihm alleine zu viel sei und er wolle langfristig in das Unternehmen ROCO einsteigen, um so seine Kinder damit auch zu versorgen. Herr Franz Romeder hat mich dann gefragt, ob ich Interesse hätte dort mit einer Beteiligung dabei zu sein“.

Doch kommen wir zu der anderen Partei, der Bank. Cashkurs hat den RVS angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten (das ganze Statement können Sie unter Dokument 5 nachlesen):

„Peter Maegdefrau ist wegen betrügerischer Krida rechtskräftig verurteilt. Er hat deshalb eine Freiheitsstrafe verbüßt, versucht aber dennoch, andere für sein unternehmerisches Scheitern verantwortlich zu machen.

 

Maegdefrau hat durch Rechtsmittel im Konkursverfahren und später auch in Zivilverfahren versucht, seine behaupteten Ansprüche durchzusetzen, ist dabei aber immer gescheitert. Weil er auf dem Rechtsweg seine Ziele nicht erreicht hat, kann er nur mehr versuchen, dem Raiffeisenverband Salzburg (RVS) durch Verbreitung unwahrer Tatsachen Schaden zuzufügen. Dabei sind ihm alle Mittel recht. In diesem Bemühen setzt sich Maegdefrau bewusst über strafrechtliche Grenzen hinweg, sodass momentan wiederum staatsanwaltliche Ermittlungen gegen ihn laufen. Die gegen Organmitglieder des Raiffeisenverbandes Salzburg gerichteten Vorwürfe sind allesamt unbegründet und haltlos.

 

Maegdefrau hat die Firmengruppe ROCO im Jahr 2002 übernommen und in kurzer Zeit abgewirtschaftet. Nach negativen Ergebnissen in den Jahren 2002 und 2003 erwirtschaftete die ROCO-Gruppe im Jahr 2004 - wie der Gerichtssachverständige im Strafverfahren gegen Maegdefrau festgestellt hat - bei einem Umsatz von 43 Millionen Euro einen Verlust von knapp 4,2 Millionen Euro. Das Eigenkapital war fast zur Gänze aufgebraucht und die Entschuldungsdauer lag weit über den nach Unternehmensreorganisationsgesetz (URG) zulässigen Grenzen.

 

Im Juli 2005 hat Maegdefrau Konkurs angemeldet.Um den Schaden für hunderte Gläubiger und den RVS zu reduzieren, sowie einen Teil der Arbeitsplätze in Salzburg zu erhalten, hat der Raiffeisenverband Salzburg das Unternehmen aus dem Konkurs heraus übernommen und einem grundlegenden Reorganisationsprozess unterzogen“.

 

Seit der Insolvenz 2005 wurde der Streit rechtlich fortgesetzt. Es folgten etliche Anhörungen vor Gericht. Peter Maegdefrau und Manager des RVS überzogen sich gegenseitig mit Klagen. Maegdefrau wurde zu 26 Monaten Haft verurteilt, davon 22 auf Bewährung. Der Vorwurf: illegale Geldtransfers aufs Privatkonto. Seine Stellungnahme dazu:

 

„RVS hat zum Beispiel am Tag der Kreditfälligstellung und einen Tag danach von ROCO-Konten  € 77.336,47 abgebucht für die Honorare des RVS-Anwaltes und des heutigen ROCO-Gesellschafters Leopold Heher. Eine strafrechtliche Verfolgung dieses Diebstahls fand nicht statt. Das ist fast derselbe Betrag wegen dem ich zu 26 Monaten verurteilt wurde... Heute ist mir klar, daß die Justiz die Taten des RVS deckt.“

 

Von der Insolvenzverantwortung sprach das Landesgericht Salzburg Maegdefrau frei. Damit ist bis heute ungeklärt, wer die Insolvenz verursacht hat.

 

Doch nun könnte der Fall neu aufgerollt werden. Seit Juni dieses Jahres läuft auf Veranlassung der Oberstaatsanwaltschaft im Justizministerium eine gesonderte Prüfung gegen die Staatsanwaltschaft Salzburg, das Landesgericht Salzburg und das Oberlandesgericht Linz, wegen dem Verdacht des Amtsmissbrauchs, das bedeutet beispielsweise, dass berechtigten Strafanzeigen keine Ermittlungen folgten. Gleichzeitig hat die Oberstaatsanwaltschaft Linz vom Justizministerium den Auftrag bekommen, unter anderem die Beschlagnahme des ROCO-Vermögens neu zu prüfen. Peter Maegdefrau fordert 8,5 Millionen Euro Schadensersatz vom RVS.

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