Vielleicht ging es Ihnen in den letzten Tagen genau wie mir: Der Dax dümpelt über Monate gelangweilt zwischen 7200 und 7400 Punkten herum, man verabschiedet sich in den Sommerurlaub und nach 2 Wochen kehrt man in eine völlig neue Börsenwelt zurück.

Der Dax hat sich mal eben um 2000 Punkte „verschlankt“, die rosaroten Konjunkturphantasien sind schwarzen Gewitterwolken gewichen, die USA gelten nicht mehr als sicherste Anlageform und geben ihr Toprating ab während der Goldpreis vor lauter Kraft nicht mehr laufen kann und folgerichtig gleich das Fliegen beginnt. Was für verrückte Wochen. So schnell kann sich an den Börsen die Stimmung von himmelhochjauchzend in den Katastrophenmodus drehen. Erfahrene Börsianer kennen das und mahnen daher auch in Jubelphasen zur Vorsicht (wobei sie da meist verspottet werden). Ist die Stimmung dann am Tiefstpunkt – was sie heute noch immer nicht ist - raten sie, dem Weltuntergang  nicht durch Selbstmord zuvorzukommen, sondern Aktien zu kaufen (wobei sie erneut verspottet werden).

Börsen sind schon verrückte Märkte, die wie kaum ein anderer Wirtschaftsbereich direkt von Hoffnung, Gier, Sorge und Panik bestimmt werden. Die Entwicklungen der letzten Wochen sind für viele Bürger kaum nachzuvollziehen und auch die Finanzprofis müssen schon alle Register ziehen, um die Bewegungen noch nachvollziehen und vor allem erklären zu können. Wie erklärst Du einem normal denkenden Menschen abseits der Börsen, dass der Dax innerhalb eines Tages um 200 Punkte fällt, wenige Stunden später um 180 Punkte steigt um schließlich wieder 180 Punkte zum Tagesschluss zu fallen? So schnell kann sich die Konjunkturlage ja nun wirklich nicht hin und her drehen. Das sind dann jene animalischen Urinstinkte wie Gier und Panik, die die Börsen seit Jahrhunderten bewegen. Ich habe lange keine so gute Beschreibung dieses Phänomens gesehen, wie diesen berühmten Börsencartoon:

All die Argumente für den jetzigen Einbruch sind seit vielen Monaten bekannt. Die weltweiten Sparpakete werden die Weltkonjunktur stark abkühlen und möglicherweise in eine Rezession treiben. Die USA haben ein mindestens ebenso großes Schuldenproblem wie Europa. Im Gegensatz zu Europa machen sie allerdings keine Anstalten dieses in den Griff zu bekommen. Der Euro kann in einer Währungsunion ohne politische Union nicht überleben.

Alles seit Monaten bekannt. Aber es sind eben diese Urinstinkte, die plötzlich kippen und Dinge, die man eben noch ignoriert hat in den Fokus der Preisfindung rückt. Dass die Situation ausgesprochen gefährlich ist und große Verwerfungen – nicht nur an den Aktienmärkten – nahezu unausweichlich sind, darüber sind sich hinter den Kulissen die meisten Experten seit längerem einig. Bislang hatten die meisten jedoch gehofft, dass das noch ein paar Jahre in der Zukunft liegt…das hat sich in den letzten zwei Wochen jedoch grundlegend geändert….

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