Strafzinsen auf Sparguthaben, die nächste Gewinneraktie im Börsenbrief und die unterschwellige Angst vor der nächsten Kapitalmarktkrise sorgen oft dafür, dass schlechte finanzielle Entscheidungen getroffen werden. Häufig werden Themen fokussiert, die man selbst nicht kontrollieren kann.
Vor jeder finanziellen Entscheidung sollten daher zuerst die Hausaufgaben gemacht werden. Diese bestehen im ersten Schritt aus der strukturierten Auflistung der vorhandenen Vermögenswerte und Schulden. Häufig wird bereits die Formulierung der Aufgabe als so große Belastung empfunden, dass der Prozess erst gar nicht gestartet wird. Hier sollten Sie sich nicht von Ihrem inneren Schweinehund besiegen lassen, da die Kenntnis der eigenen Situation die Basis für alle finanziellen Entscheidungen ist.
Auf der linken Seite der Bilanz sehen wir die Vermögenswerte. Dies sind bspw. Kontoguthaben, Rückkaufswerte von kapitalbildenden Versicherungen, Wertpapiere und Immobilien. Auf der rechten Seite finden sich bestehende Kredite, Darlehen und Steuerverbindlichkeiten.
Fortgeschrittene (und nur die sollten es tun) können diese Positionen dann noch um die Barwerte des Humankapitals, der Rentenanwartschaften und des Konsums ergänzen. Im Ergebnis erhalten Sie einen ersten Überblick über die aktuelle Höhe und die grobe Struktur ihrer vorhandenen Vermögenswerte. Haben Sie dieses Ergebnis erwartet?
In orange sind einige Themenfelder aufgeführt, die einen Bezug zur aktuelle finanziellen Situation haben und bei Finanzentscheidungen berücksichtigt werden sollten. Dementsprechend eignet sich das Ergebnis dieser trockenen Hausaufgabe auch sehr gut, um mit dem Ehe- oder Lebenspartner über die Erwartungen an die finanzielle Zukunft und deren Gestaltung zu sprechen.
Kommentare
Ihre Bilanz geht immer auf ;-)
Allerdings bleibt die Frage, wem ein solches Beispiel nutzen soll.
Auf der Aktivseite bestehen Bewertungsrisiken (Wertpapiere, Immobilien, Beteiligungen), die immer schwer einzuschätzen sind und daher ein falsches Gesamtbild ergeben können.
Für mich bleibt die Frage, was Sie unter "schlechte finanzielle Entscheidungen" verstehen...vielleicht "Aktiv-Tausch" oder "Passiv-Aktiv-Tausch"?
Außerdem sollte ein Zeitfenster bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden.
Im Hinblick auf die "Bilanz" bleibt mir auch der Satz "Häufig werden Themen fokussiert, die man selbst nicht fokussieren kann" ohne Zusammenhang.
Einfach gesagt:
Wer ein wenig von Bilanzen versteht, braucht das Beispiel nicht.
Wer nichts davon versteht, kann auch mit Beispiel wohl wenig anfangen.
MfG
Jimmy
danke.
Es ist ja nicht von einer Bilanz im Handels- oder steuerrechtlichen Sinn die Rede. Letztendlich geht es darum die eigene Finanzsituation in einer strukturierten Form aufzuschreiben.
Thema Bewertungen: Cash, Wertpapiere usw. sind ja einfach. Immobilien und Beteiligungen plausibilisert man und diskutiert. Häufig entsteht der Mehrwert auf Kundenseite bei der Diskussion, weil aktive Auseindersetzung mit der eigenen Situation.
Der Satz lautet: "Häufig werden Themen fokussiert, die man selbst nicht kontrollieren kann." Damit meine ich die Tatsache, dass über Zukunftserwartungen philosophiert wird, aber die eigene Vermögensverteilung (auf die diese Zukunftserwartung ja wirkt!) nicht bekannt ist.