Wenn Sie sich fragen, wie es kommen konnte, dass sich die Subprimekrise am US-amerikanischen Immobilienmarkt zu einer weltweiten Finanzkrise ausdehnen konnte, dann habe ich nur eine Antwort für Sie: Verbriefung!

Verbriefung bedeutet die Schaffung von Wertpapieren aus Forderungen gegenüber Dritten. Mit anderen Wort: Eine Bank leiht zukünftigen Hauseigentümer Geld, verpackt diese Kredite dann in einem Wertpapier und verkauft es an internationale Investoren. Und so wurden die Ausfallrisiken in alle Länder exportiert. Banken, die überhaupt keine Expertise im US-amerikanischen Immobilienmarkt haben, haben sich gefreut, was für ein augenscheinlich gutes Geschäft sie gemacht haben.

Dabei hätte doch aber allen Beteiligten klar sein sollen, dass die Bonität des Schuldners für die Kredit gebende Bank nicht wirklich relevant ist. Sie verkauft das Risiko ja weiter. Wenn die Zinszahlungen ausfallen, dann ist es nicht mehr ihr Problem. Soweit hätte man denken müssen.

Betrachten wir uns nun die Kreditkartenschulden. Wir alle wissen, dass der US-Bürger mit seiner Kreditkarte sehr verantwortungslos umgeht. Kreditkartenrechnungen werden über mehrere Monate nicht gezahlt, die Schuldzinsen werden billigend in Kauf genommen. Das stellt selbstverständlich eine ganz hervorragende Einnahmequelle für die Kreditkartenunternehmen dar, denn die Zinsen auf nicht gezahlte Rechnungen sind enorm. Teilweise werden diese Rechnungen mit einer zweiten oder sogar dritten Kreditkarte beglichen, ein erschreckender Teufelskreis der Verschuldung.

Doch das Beste kommt jetzt: Auch die Kreditkartenschulden der US-amerikanischen Verbraucher wurden in Wertpapiere verbrieft und weltweit an Spekulanten weiterverkauft. Diese haben keine Expertise im US-Kreditkartenmarkt, freuen sich aber darüber, was für ein augenscheinlich gutes Geschäft sie gemacht haben. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Wenn es jetzt aufgrund von steigender Arbeitslosigkeit und lange anhaltender Rezession (und genau das sehen wir gerade in den Vereinigten Staaten von Amerika) zu erhöhten Ausfallraten kommt, dann wird mit den augenscheinlich so guten Wertpapieren genau das Selbe passieren, was wir bei den verbrieften Hypothekenschulden beobachten konnten.

Die Papiere werden wertlos, keiner möchte noch daran beteiligt sein und alle bleiben auf ihrem Müll sitzen. Die Banken haben erneut Verluste in Milliardenhöhe und rufen Lauthals nach Staat und Zentralbank.

In diesem Zusammenhang habe ich mit Sorge die aktuellen Berichtszahlen von American Express verfolgt. Sie sind besser als erwartet, alle sind zufrieden und der Markt honoriert die hervorragende Leistung! Bitte was? Das Kreditkartengeschäft verbucht einen Ertragsrückgang von elf Prozent. Der Überschuss bricht sogar um 80 Prozent ein.

Ich verstehe nicht, warum diese Meldungen gut sein sollen. Es ist eher erschreckend. Das Kartenhaus, das mit Hilfe der Verbriefung in den letzten Jahren aufgebaut wurde, schwankt bereits jetzt schon sehr bedenklich und die Kreditkartenschulden wackeln noch einmal ordentlich am Tisch. Da gibt es keinen Grund, erleichtert über diese Zahlen zu sein.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"