Wenn es um Kauflaune geht, ist Hubertus Pellengahr vom Einzelhandelsverband HDE meist nicht weit. Wie ein fröhlicher Nordelch zieht er seinen Gute-Laune-Schlitten durch die Fernsehlandschaft, durch weihnachtliche Gefilde, selbst dann, wenn gar nicht Weihnachten ist. Dann ist eben Ostern. Bei Pellengahrs wird halt irgendwie immer gefeiert...

Wenn mich im September bei geschätzten 20 Grad im Supermarkt die ersten Lebkuchen anschauen, weiß ich, ich sollte mich schon mal besorgt umdrehen. Pellengahr! Und es dauert gar nicht lange, da ist er überall, der Hubertus, der Schutzpatron der Einzelhändler. Man kann den Fernseher pünktlich danach stellen. Morgens, mittags und in der Tagesschau – Herr Pellengahr, der 2008 so beschrieb: „Der Weihnachtsmann hält den Schutzschirm über den Einzelhandel.“ Ho! Ho! Ho!

Morgen Kinder wird’s viel geben, das ist der Kern aller ausgestrahlten Botschaften. Woher die Leute das Geld nehmen sollen, bleibt mir weiterhin zwar ein Rätsel, doch der Hustenreiz im Rauch der Nebelkerzen plagt schon manchmal. Vielleicht ist Deutschland ja auch die ewige Ausnahme, wo süßer die Kassen nie piepsen. Mitten in der Rezession, ohne Schnee, bei steigender Arbeitslosigkeit und boomender Kurzarbeit läuft auch das Weihnachtsgeschäft prima, schreibt das Pellengahrsche Einzelhandelsministerium auf seiner Internetseite am 21.12.2008.

Am vierten Adventswochenende hat das diesjährige Weihnachtsgeschäft seinen Höhepunkt erreicht. Die großen Erwartungen der Einzelhändler wurden jedoch noch nicht ganz erfüllt. Das ergab heute die aktuelle, bundesweite Trendumfrage des HDE, an der sich 500 Einzelhandelsunternehmen beteiligt haben.

Auch die GfK hat 2.000 von 80.000.000.000 Menschen nach ihren Befindlichkeiten befragt. Der Index verharrte bei 2,1 Punkten, berichtet GfK-Autor Rolf Bürkl. Ist das viel oder wenig?

Dafür zeigten sich die Konsumenten im Dezember erneut kauffreudig. Sie seien beschwingt von der spürbar nachlassenden Inflation mit gesunkenen Benzin- und Heizölpreisen.

Beschwingt oder beschwipst? Leider weiß ich nicht, wer da immer alles befragt wird, aber oft man hat den Eindruck, es waren Praktikanten, die mit vorgehaltener Weihnachtsrute auf Optimismus geschaltet haben oder Leute in der Karibik. Komisch. Dieser Optimismus passt irgendwie nicht zu dem, was die Unternehmen melden, und was in den Zeitungen steht. Die Götter könnten auf die Idee kommen, man hat 500 Glühweinbuden oder Wurststände befragt. Doch da widersprechen wir jetzt, in einer Zeit, in der sprühender Optimismus erste Bürgerpflicht sein sollte. Her mit den Geschenken!

Die Umsätze lagen jedoch wohl unter dem Niveau des Vorjahres, als der vierte Advent auf den 23. Dezember fiel. Hoffnungsvoll blicken die Händler in diesem Jahr den zweieinhalb Verkaufstagen vor Weihnachten entgegen, die ganz im Zeichen des Geschenke- und Lebensmitteleinkaufs für die Festtage stehen werden. Insgesamt zeigten sich die Einzelhändler weiterhin zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Weihnachtsgeschäfts, das in den verschieden Branchen jedoch unterschiedlich ausfiel. ... Auswirkungen der Rezession sind im Weihnachtsgeschäft jedoch weiterhin kaum zu spüren. (HDE)

Dieser blöde Kalender. Alle Jahre wieder. Immer fehlt ein Tag. Erinnern Sie sich? Dieses Jahr sollte doch der Konsument die Wirtschaft tragen. Wenn dem so gewesen sein sollte, dann wissen wir ja, wohin er sie trug. Doch der arme Pellengahr, er ist die Stimme des Kaufmanns, das Sprachrohr der Verkaufstheken und der Leuchtturm auf den Kanälen. Vielleicht steht ein gewisser Hang zum Optimismus auch in seinem Arbeitsvertrag. Gibt man in Google „Hubertus Pellengahr“ + Zweckoptimismus ein, findet die Suchmaschine 261 Artikel.

Eigentlich könnte der Verbandschef die besinnliche Zeit auch mal zum Ausspannen nutzen, denn seine Botschaften sind die schon aus den letzten Jahren. Die Leute haben mehr Geld und schauen optimistisch in die Zukunft. Warum auch immer das sein soll...

Gute Stimmung überall...! Vor Schreck bestelle ich schon mal einen Sperrmüllcontainer gegen drohende Verpackungsflut. Man weiß ja nie. So vieles ist derzeit überraschend! Nur fuhr der Wagen in den letzten Jahren immer wieder leer davon. Die nächsten Termine wären dann Valentinstag, Ostern, Pfingsten, Kindergeburtstag und neuerdings Halloween, nicht zu vergessen das nächste Weihnachtsfest. Hochkonjunktur für Anfeuerungsrufe.

Und sollte es doch auch in diesem Jahr wieder schiefgehen und der Einzelhandel hat wieder mal schlechter abgeschnitten, dann war natürlich nicht die Prognose Schuld, sondern wie immer das Wetter und vor allem der Kalender.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"