Überall sind wir von Informationen umgeben. Die Satellitenschüssel hält Hunderte Kanäle bereit, Nachrichten tönen aus dem Autoradio und mit unseren Smartphones können wir praktisch jederzeit mobil ins Internet, das unzählige Websites bietet. Die Vielfalt der kommunikationstechnischen Möglichkeiten hat das Gros der Gesellschaft fest im Griff. Insbesondere die Massenmedien geben die Themen vor, die großen Einfluss auf die Meinungsbildung in der breiten Öffentlichkeit entfalten. Wer sich darüber hinaus noch bewusst mit Medien außerhalb des Mainstreams auseinandersetzt, um weitergehende Sichtweisen oder gegenteilige Argumente mit in die Analyse einfließen zu lassen, kann erst recht unversehens in den Sog einer Informations-Spirale geraten. Um sich daraus zu befreien, bietet sich systematisches Vorgehen beim Umgang mit Informationen bzw. eine effiziente Suchstrategie an.

 

Informationskompetenz

Wer kennt das nicht!? Da durchstöbert man die Suchmaschine nach einer Information, und es wird angezeigt, dass es mehrere Millionen Treffer dazu gibt. Die Resultate, die auf den ersten Seiten angegeben werden, gehen nicht in die erwünschte Richtung. Wenn nach der Eingabe etlicher neuer Wortkombinationen endlich die richtigen Informationen gefunden sind, kann zur nächsten Recherchestufe übergegangen werden. Dabei stößt man dann auf neue Aspekte, die bisher noch nicht berücksichtigt wurden. Es werden Verknüpfungen hergestellt, und die Assoziationsketten nehmen ihren Lauf. Die Informationsbasis dehnt sich aus. Es eröffnen sich neue Themengebiete, in die man sich noch einarbeiten muss oder zumindest die Definition noch unbekannter Wörter nachschlägt. Plötzlich sind vier Stunden vergangen und um die drei Dutzend Tabs sind geöffnet. In unserer schnelllebigen Welt hat sich mittlerweile vielleicht sogar schon neue Entwicklungen gegeben, die die bisherige Arbeit auf einen Schlag obsolet werden lässt. Eine Suche muss nicht immer nach solch einem Muster verlaufen. Doch so oder so ähnlich geht es vielen schon einmal, die privat oder beruflich recherchieren.

Begriffe unserer hochtechnologisierten Informationsgesellschaft, wie etwa Informationslawine, Informationsexplosion oder Reizüberflutung werden schon seit vielen Jahren häufig genutzt. Ein Ausdruck, der zurzeit noch eher im akademischen Rahmen gebraucht wird, aber vermehrt in das öffentliche Bewusstsein dringt, ist die Informationskompetenz. Dazu gehört die Fähigkeit zu erkennen, an welchen Informationen Bedarf herrscht, wie bzw. wo die Informationen beschafft werden, wie sie zu bewerten sind und wie sie wirksam genutzt werden können. Um nicht in die Informations-Spirale, besser gesagt, in eine Spirale aus irrelevanten Informationen, gezogen zu werden, sondern zielgerichtet und zweckgebunden vorzugehen, wurden verschiedene Strategien entwickelt. Im Folgenden werden einige dieser Techniken erläutert.

 

Die Sprache der Suchmaschinen verwenden

Je besser wir eine Sprache beherrschen, desto präziser können wir mit ihr kommunizieren. Zeitraubende Missverständnisse lassen sich durch prägnantere Fragestellungen reduzieren. Die Kenntnis über den richtigen Gebrauch der Grammatik oder die Vermeidung mehrdeutiger Wörter können die Kommunikation vereinfachen. Ähnliches gilt prinzipiell für den Umgang mit Suchmaschinen. Die Verwendung verschiedener Techniken kann entscheidend dazu beitragen, relevantere und präzisere Informationen aufzufinden sowie den Zeitaufwand deutlich zu reduzieren. Im Folgenden sind einige Techniken aufgelistet:

site:

Mit dem so genannten Modifikator „site:“ lässt sich die Suche auf eine bestimmte Domain beschränken. Wer beispielsweise nur Artikel auf Cashkurs sucht, müsste Folgendes eingeben:

site: cashkurs.com

Zwischen dem Doppelpunkt und der Domain sollte kein Leerzeichen sein, da die Suchfunktion dann eventuell nicht bestmöglich funktioniert.

 

Anführungszeichen:

 

Mit Anführungszeichen lassen sich ein Wort oder eine Wortgruppe in exakt der Form angeben. Die Wörter werden genau in der Reihenfolge gesucht. Diese Technik ist besonders bei der nach Suche Zitaten oder Namen zweckmäßig.

 

Synonym:

Insbesondere wenn die Recherche stockt, weil die gesuchten Ergebnisse nicht gelieferten werden, kann die Verwendung von Synonymen förderlich sein. Wer bei der Suche das Wort „Börse“ verwendet, könnten beispielsweise vermehrt Artikel zur „Geldbörse“ aufgelistet bekommen, was die Suche nach den relevanten Informationen erschwert. Anstatt dessen können Begriffe wie Märkte, Finanzmärkte, Wertpapierbörse o.ä. ausprobiert werden.

 

Operatoren:

 

Durch das Benutzen von bestimmten Symbolen oder Wörtern, die als Operatoren bezeichnet werden - wie beispielsweise die bereits erwähnten Anführungszeichen -, lassen sich Suchergebnisse eingrenzen.

 

AND: Die Operatoren AND bzw. UND geben an, dass beide Begriffe vorkommen müssen. Z.B. sollen bei der Suche

 

Chevron UND Ukraine

 

auftauchen.

 

OR: OR bzw. ODER werden eingesetzt, wenn mindestens einer der Begriffe vorkommen muss. Besonders bei Wörtern, bei denen häufig verschiedene Schreibweisen verwendet werden, ist dieser Operator hilfreich. Wenn z.B. Informationen über die von den Golfstaaten der Arabischen Halbinsel diskutierte Währung „Khaleeji“ gesucht werden, könnte auch die manchmal alternativ gebrauchte Schreibweise „Chalidschi“ eingebunden werden:

 

Khaleeji ODER Chalidschi

 

 

NOT: Bei der Eingabe von NOT bzw. NICHT werden bestimmte Wörter ausgeschlossen. Mal angenommen, ein Blogger hieße wie der berühmte Fußballer ebenfalls Neymar. Wer nach dem Blogger sucht, wird mit Millionen von Informationen über den brasilianischen Fußballstar überhäuft. Damit das Wort Fußball bei der Suche nicht vorkommt, würde Folgendes eingegeben:

 

Neymar NICHT Fußball

 

In diesem Fall kann anstatt des NICHT auch ein Minuszeichen verwendet werden: -Fußball

 

 

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass bei Neymar überwiegend Informationen zum Blogger erscheinen würden, aber nach dem Fußballer gesucht wird, kann das Pluszeichen verwendet werden: +Fußball

 

Die oben genannten Techniken funktionieren bei Google, der Suchmaschine, die weltweit am meisten genutzt wird. Prinzipiell funktionieren sie auch bei Yahoo, Bing oder anderen. Wer andere Suchmaschinen - oder Metasuchmaschinen - benutzt, kann sich bei Bedarf auf den jeweiligen Seiten informieren, wie sich die Suchanfragen präzisieren lassen. Wer richtig suchet, der findet schneller.

 

 

Magische Sieben oder Magische Vier?

Die so genannte Millersche Zahl, die nach dem amerikanischen Psychologie-Professor George A. Miller benannt wurde, besagt, dass das menschliche Kurzzeitgedächtnis aufgrund seiner verfügbaren Kapazität gleichzeitig nur sieben (± zwei) Informationseinheiten verarbeiten kann. In seiner 1956 erschienen Veröffentlichung nannte Miller sie die „Magische Nummer Sieben“. Die Verarbeitungskapazität des menschlichen Gehirns reiche aus, um sich für einige Sekunden eine siebenstellige Zahl zu merken. Der australische Psychologe Gordon Parker hat Millers These von der Magischen Sieben in Zweifel gezogen. In Versuchen zeigte er, dass die Probanden die siebenstellige Zahl in kleinere Einheiten herunter brechen. Die wahre Magische Zahl sei die Vier.

Auf dieser Grundlage wurden Faustregeln vorgeschlagen, die sich an derartigen „Magischen Zahlen“ orientieren. Eine besagt beispielsweise, dass nicht mehr als sieben Tabs parallel geöffnet sein sollten. Es muss nicht immer effektiv sein, solche Empfehlungen exakt zu befolgen, da die Verhaltensmuster individuell stark variieren. Doch es als Richtlinie zu betrachten, kann unter Umständen sehr sinnvoll sein. Vor allem für diejenigen, die dazu neigen zwei oder drei Dutzend Tabs - wenn nicht mehr - gleichzeitig geöffnet zu haben. Wenn sie versuchen mit maximal sieben aufgerufenen Websites zu arbeiten, wird es ihnen vermutlich sehr schwer fallen, weil es ihrer Gewohnheit zuwider läuft. Doch es kann entscheidend dazu beitragen, die eigenen irrationalen Verhaltensmuster diesbezüglich zu erkennen.   

Das Bedürfnis viele Tabs zu öffnen, hängt in der Regel damit zusammen, dass die Neugierde oder der Wissens- bzw. Handlungsdrang so groß sind, dass wiederum neue Fragen auftreten, die beantwortet werden wollen. Aus fünf geöffneten Tabs werden dann mal schnell zehn, 20, 30 usw. usf. Der Recherchierende läuft beim Öffnen von zu vielen Seiten Gefahr, mit jeder neu geöffneten Website ein Stück mehr in den Informations-Strudel zu geraten. Grundsätzlich gilt, die Seiten geöffnet zu lassen, bei denen die Informationsdichte zu einem Thema am höchsten ist. Wenn man beispielsweise auf eine Seite zu einem Thema stößt, die aufgrund ihrer Aktualität viel detaillierter ist und die relevanten Informationen der anderen Seiten in sich enthält, sollten die allgemeiner gehaltenen Seiten gleich geschlossen werden. Sich auf diese Weise an der Zahl der geöffneten Tabs zu orientieren, trägt in diesem Sinne meist auch dazu bei, die Prioritäten besser im Auge zu behalten.

 

Notizen – für später

Um nicht in eine Informations-Spirale zu geraten, ist es notwendig sich zu fokussieren. Die Aufmerksamkeit auf relevante Informationen zu richten, ist also grundsätzlich einer übermäßig ausgedehnten Betrachtung vorzuziehen. Der Nachteil, sich auf eine Sache zu sehr zu konzentrieren, kann darin liegen, dass dadurch wichtige Informationen im Umfeld vernachlässigt oder ignoriert werden. Bei diesem als Focus Effekt bekannten Verhalten setzt sich der Rechercheur quasi selbst seine Scheuklappen auf. Wenn wichtige Puzzle-Teile außer Acht gelassen werden, wirkt sich die zu starke Fokussierung negativ aus.

Eine Methode, um solche Fallgruben zu umgehen, besteht darin, sich Notizen zu machen. So kann man sich auf die Aufgabe konzentrieren und verliert nicht Informationen, die gegebenenfalls notwendig sind, um das gesamte Bild erkennen zu können. Wenn dem Recherchierenden etwas einfällt, das nicht direkt mit dem Thema zusammenhängt in das er gerade vertieft ist, kann er die Gedanken stichpunktartig notieren. So kann er das nagende Gefühl unterbinden, etwas Wichtiges zu vergessen. Er hat es lediglich aufgeschoben und kann später wieder darauf zurück kommen. Die gesammelten Notizen sollten - am besten arbeitstäglich - systematisch geordnet werden. Diese Methode hilft, die Neugier zu zähmen und diszipliniert zu bleiben. So lassen sich potenzielle Ablenkungen eher vermeiden.

Wenn Teilaufgaben beendet sind, sollte man bei Möglichkeit nicht gleich an das nächste herangehen. Erstens kann die Pause genutzt werden, um sich das Ziel der Recherche wieder vor Augen zu führen; das verstärkt die Fokussierung auf die wichtigen Oberziele der nächsten Aufgabe. Zweitens lässt sich die Zeit sinnvoll nutzen, um die Informationen auf sich einwirken zu lassen. In der schnelllebigen und von Informationen überladenen Welt nimmt sich kaum jemand willentlich die Zeit, die aufgenommenen Informationen zu absorbieren.

 

Fazit

Kurz gesagt, lautet die Conclusio: Das Bestreben liegt darin, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen dem Focus Effekt und der Informations-Spirale herzustellen. Das klingt zunächst sehr abstrakt. Doch die beschriebenen Techniken, um effizienter mit Suchmaschinen umzugehen, die Recherche-Basis bzw. die geöffneten Tabs möglichst übersichtlich zu halten, wichtige Notizen systematisch zu verwerten oder Informationen bewusst auf sich einwirken zu lassen, bieten gute Möglichkeiten, dem Sog der Informations-Spirale entgegenzuwirken.

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