Mal ehrlich, die Aprilscherze von heute waren früher doch wesentlich besser. Das mag daran liegen, dass sich das Arsenal der Möglichkeiten inzwischen fast erschöpft hat. Oder man heute nur noch inmitten von Aprilscherzen lebt…?

Etwas verspätet, aber immerhin, hat man jetzt Briefkastenfirmen in Panama entdeckt. Oh nein! Oh ja! Und alle bösen Menschen dieser Welt sind mit dabei! Allen voran der böse Putin. Und auch die HSH Nordbank. Angeblich. Nein, dieser Aprilscherz war wirklich gut! Welcher Depp geht schon nach Panama! Gute Steueroasen sind doch die im US-Bundesstaat Delaware oder auf irgendwelchen britischen Kanalinseln. Nur echte Deppen zahlen offenbar noch Steuern!

Früher konnte man über Aprilscherze noch lachen, wenn sie andere betrafen. Heute ist man selbst immer das Opfer. So nutzen sich die Scherze ab. Seit langem heißt es täglich, dass es uns immer besser ginge. Das ist der Deutschen Lieblings-Aprilscherz, erhoben von uns in einer exklusiven Umfrage unter 1.000 repräsentativ ausgewählten Flaschensammler auf dem Frankfurter Bahnhof. Die anderen würden optimistisch in die Zukunft schauen. Und sei es auch in ein tiefes Schnapsglas. Und dabei wollten wir am letzten Wochenende doch nur Frühling. Was aber bekam ich? Wetter.

Ich betete die dichte Wolkendecke an und flehte, sie möge sich verziehen. Dabei dachte ich an eine Frau Käßmann. Die sagte, man solle dem Wetter mit Liebe begegnen. Oder so ähnlich. So viel war aber gerade nicht vorhanden. Die letzten Reste dafür reichten, dass mich das Wetter nicht auch noch anpiselte.

Meteoro-Lügner und andere Scharlatane

Einen viel klareren Blick in die Zukunft bot bislang der Blick auf die Wetter-App. Seit dem Wochenende ist aber klar, das ist Betrug. Ich hege den dringenden Verdacht, dass Wetter neuerdings auch vom Statistikamt produziert wird. Da gibt es eine offizielle Variante und die bittere Realität. Sie sagten neulich den Sommer voraus wie Wirtschafts-Experten ewiges Wachstum und Analysten eine Dauer-Hausse an der Börse. Dort hat man sich an den groben Unsinn längst gewöhnt, vor allem daran, dass es trotz immer mehr Experten immer ganz anders kommt. Nicht mal vorm Wetter hat man Respekt.

Seit dem letzten Wochenende nenne ich Meteorologen nur noch Meteoro-Lügner. Vielleicht war ich nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Also zu Hause. Frühling vom Feinsten wurde versprochen. Dann aber kam der Saharastaub.

„Man will uns muslimisieren!“, rief der Nachbar jenseits des Gartenzauns. Klaro! (Warte mal, wenn der nächste rostige Blutmond mit halber Sichel wieder scheint, dann sehe ich Dich garantiert nachts um halb drei auf dem Dachgiebel als Werwolf heulen, dachte ich)

Mein Auto sah aus wie nach einem Vulkanausbruch, so staubig wie damals ein Musikantenstadl oder die Aktuelle Kamera von 1983. Der Himmel blieb schwarz. Der Staub muss aus dem Vulkan der guten Laune hochgeschleudert worden sein, direkt neben dem Finanzministerium in Berlin, wobei Freudentänze nur mein sich selbstständig gemachter Wasserschlauch aufführte.

Nein, das war kein Wetter. Das war Mist – und wie an der Börse. Der DAX befindet sich nicht in einer Hausse, was da läuft, ist eine Bullshit-Rally ohne Bullen, sagen Händler. Die angesetzte Grillparty geriet bei 13 Grad zum Desaster. Von Glühwein-Notkäufen war die Rede. Mich wunderte, dass die ARD keinen Brennpunkt sendete.

Das mit dem Wetter ähnelt inzwischen immer mehr der Politik oder der Börse. Wie beim DAX ständig, wurden jetzt auch die Temperaturen nach unten korrigiert. Es sähe auch doof aus, wenn man offiziell 20 Grad meldet und das Thermometer bei 14 Grad eingefroren bleibt. Fachleute würden einwenden, das Thermometer wäre kaputt – oder der Sehnerv. Womöglich hat sich wegen dieser Unzulänglichkeiten inzwischen auch die „gefühlte“ Temperatur durchgesetzt.

Wetter und Börse haben sicherlich eines gemeinsam: Ihre mangelnde Prognostizierbarkeit. Charttechniker würden sagen, nach dem jüngsten gefühlten Doppelhoch auf dem Thermometer hat ein Bärenmarkt begonnen, der in drei Wochen seinen Boden bei -15 Grad findet. Gibt es darauf auch Zertifikate zu handeln?

Ich fragte neulich einen Charttechniker, wohin der Ölpreis läuft. Die Vorräte sind fast alle, so viel wie man derzeit spart, wenn man doppelt so viel verbraucht. Die Geissens machen das so mit dem Strom – und zwar sehr glaubwürdig. Der Lineal-Akrobat war sich nicht sicher. Ich meinte, dann könne er seinen Job auch an den Nagel hängen und Meteorologe werden. Schließlich wäre ziemlich sicher, dass es auch in einer Stunde noch regnen würde. Aber wo steht dann der DAX?

Zurück zu den Prophezeiungen: Sie wissen, ich traue denen „da oben“ recht wenig und mir noch weniger. Warum sollte ich auch? Weil das fast jeder tut? Wer sich ständig Aprilscherze jeder Art ins heimische Wohnzimmer oder Oberstübchen strahlen lässt, muss ständig lüften und aufräumen – ein sehr anstrengendes Unterfangen, wobei die medialen Sprühmittel wie duftendes Raumspray mit Glyphosat wirken. Kein Wunder, dass sogar Wetterstationen ihren Dienst quittieren.

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