Das ist an Dreistigkeit kaum mehr zu überbieten. Da sind Unternehmen in solchen existenziellen Schwierigkeiten, dass sie die Steuergelder der Bürger erbetteln um ihren (aus eigener Schuld) in Schwierigkeiten gekommenen Betrieb weiterführen zu können.  Und dann schütten diese Unternehmen Milliarden dieser Steuergelder als Gewinnbeteiligung (Dividende) an ihre Besitzer (Aktionäre) aus.

Das schlägt dem Fass den schon längst nicht mehr vorhandenen Boden aus. Wo kein Gewinn, da kann auch nichts ausgeschüttet werden. Das gilt für Dividenden genauso wie für Bonuszahlungen an Mitarbeiter. Bonus kommt aus dem lateinischen und bedeutet „gut“. Es ist eine Zahlung für eine besonders gute Leistung. Wenn eine Bank Milliardenverluste gemacht hat. Insbesondere im Investmentbanking-Bereich. Wieso bekommen dann diese Investmentbanker eine zusätzliche (extrem hohe) Zahlung für besonders gute Leistung?

Wenn sie diesen Bonus scheinbar unabhängig vom echten Ergebnis bekommen, warum bekommen sie das dann nicht einfach als normale Gehaltszahlung?

Aktionäre sind Eigentümer des Unternehmens. Sie können über die Hauptversammlung und als Großaktionäre über weitergehende Maßnahmen direkt Einfluss auf die Unternehmenssteuerung nehmen. Sie sind am Erfolg und am Misserfolg des Unternehmens beteiligt. Das weiß der Aktionär. Wieso schüttet ein Unternehmen, das Milliardenverluste gemacht hat, jeden Cent zum Überleben bräuchte und sogar Steuermilliarden als Hilfe annimmt Milliarden als „Gewinnbeteiligung“ an diese Aktionäre aus? 

Ganz einfach. Weil diejenigen, die über diese Ausschüttungen entscheiden (Vorstände und Aufsichtsrat) meist selbst sehr große Aktienpositionen eben dieses Unternehmens besitzen. Wenn sie also die Dividende streichen, streichen sie damit direkt mehrere Millionen Euro vom eigenen privaten Konto. Würden Sie das freiwillig tun? Aber wieso greift der Staat nicht ein? Ihr wollt Steuergelder? Dann schüttet Ihr weder Dividenden noch Boni aus und seht auch sonst zu, dass ihr unnötige Ausgaben wie Dienstwagen,  Firmenjets und Büroausstattung des Chefs zurückfahrt.

So werden Steuergelder – einbezahlt auch von Menschen mit kleinsten Einkommen, die nicht wissen, wie sie ihre Familie über die Runden bringen sollen- als Milliardengeschenke an  ohnehin hoch bezahlte Mitarbeiter (denn nur die haben meist einen Bonusvertrag) und Aktionäre ausgeschüttet, die zwar am Gewinn stets voll beteiligt sein wollen, aber das Risiko soll bitteschön der Steuerzahler übernehmen. Und weil das schon so schön klappt, soll er auch gleich noch den entgangenen Gewinn bezahlen. Blöd genug ist er ja.

Doch Freunde des gepflegten Effektensports. Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe. Wenn man den Menschen aufmerksam zuhört, dann merkt man: es brodelt! Wenn man in die Gesichter der Menschen vor den Fabriken in England, Griechenland und Frankreich schaut, die uns über die Bildschirme gezeigt werden, dann bekommt man das beklemmende Gefühl, dass sich da etwas zusammenbraut. Wenn zu dem Misstrauen in die Politik, der Angst um die eigene Existenz auch noch der ohnmächtige Zorn über solch schreiende und offensichtliche Ungerechtigkeit und Ausbeutung kommt, dann ist das eine ganz unheilvolle Allianz, die zu Zuständen führen kann, wie wir sie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Griechenland hat uns vor einigen Wochen einen Vorgeschmack gegeben. Wir können Politik und Wirtschaft nur aufrufen hier dringend gegenzusteuern, bevor ein Flächenbrand entsteht, den keiner mehr stoppen kann. Und ein solches Gegenlenken muss anders aussehen als kurzfristig 50 Milliarden „Schweigegeld“ auf die Straße zu kippen. Das ist schnell vergessen.

Was jetzt gefragt ist sind Anstand und Ehrlichkeit. Das haben aber scheinbar noch nicht alle verstanden. Vielleicht muss man lauter rufen.

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