Aktuell scheint die allgemeine Stimmung nicht mehr ganz so schlecht zu sein wie noch vor ein bis zwei Monaten. Seither haben sich die internationalen Aktienmärkte deutlich erholt. Der Vertrieb der Zertifikate- und Fondsindustrie hat wieder Unterwasser bekommen und preist günstige Einstiegsniveaus.

Die wieder gestiegenen US-amerikanischen Arbeitsmarktzahlen werden zwar mit Bedenken zur Kenntnis genommen, doch mehr auch nicht! Dem deutschen Arbeitsmarkt geht es ja noch relativ gut. Ohnehin, Deutschland schneidet im Vergleich mit anderen Staaten noch ziemlich gut ab.

Staatsanleihen der Bundesrepublik verbuchen bei weitem noch keinen so hohen Risikoaufschlag wie Anleihen anderer europäischer Staaten. Die Inflationserwartung für die kommenden Jahre hält sich auch noch in Grenzen, das Vertrauen in die Geldwertstabilität der Europäischen Zentralbank ist ungebrochen.

Doch lohnt es sich, einmal genau zwischen den Zeilen zu lesen, um die aktuelle Situation einmal realistischer einzuschätzen. Vor wenigen Tagen wurden die Auftragseingänge im Maschinen- und Anlagenbau veröffentlicht.

Die Auftragseingänge haben sich geradezu halbiert – mit einem so hohen Einbruch hatte der Industrieverband nicht gerechnet! Für weniger Aufträge werden leider zukünftig auch weniger Angestellte benötigt.

In dieses Bild passt, dass die Stahlproduktion im März um 50 Prozent eingebrochen ist. Das ist ein ganz eindeutiges Indiz dafür, dass sich weltweit Investoren mit großen (Bau-)Projekten stark zurückhalten– übrigens trotz der ganzen Konjunktur- und Finanzspritzen der Regierungen! Es würde mich auch wundern, wenn es in der aktuellen Krise nicht so wäre.

Die japanische Wirtschaft leidet noch mehr unter der Krise als andere Industriestaaten, der Einbruch der weltweiten Nachfrage macht dem Land der aufgehenden Sonne schwer zu schaffen. Und das, obwohl der Export lediglich 15 Prozent am Bruttoinlandprodukt ausmacht. Die Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft sind so tiefgehend, dass nun ein weiteres Konjunkturpaket mit der Rekordsumme von 10 Billionen Yen (74 Milliarden Euro oder zwei Prozent des BIP) beschlossen wurde.

Die zwei Stützpfeiler der japanischen Exportwirtschaft sind die Automobil- und Elektronikindustrie. Lesen wir hier wieder zwischen den Zeilen und bringen den Übertrag, was das für Deutschland bedeutet.

In der Automobilindustrie sind noch nicht so viele Arbeiter freigesetzt worden wie in anderen Ländern. Kurzarbeit und Abwrackprämie sei dank. Doch leider sind dies keine Effekte für die Ewigkeit. Japan zeigt wie die weltweite Nachfrage momentan aussieht. Das wird auch die Deutsche Automobilindustrie treffen, und mit ihr die Zulieferer, Händler usw.

So kann man Branche für Branche durchforsten und erkennt eigentlich immer wieder ein ähnliches Bild. Auftragsrückgänge! Absatzprobleme! Investitionszurückhaltung! Einbrechende Nachfrage!

Das alles sind Belastungsfaktoren, die noch gar nicht auf dem deutschen Arbeitsmarkt angekommen sind, bzw. die erst noch verarbeitet werden müssen, bevor die Wirtschaftskrise überwunden ist.

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