Können Sie sich noch an die Zeiten des Kalten Krieges erinnern? Damals war der Krieg zwar irgendwie ein Dauerzustand, doch man lernte sich damit zu arrangieren, so rein geistig, wie heute mit der Krise. Gut, es gab diese paar kleineren Scharmützel in Korea, Vietnam und auf den Falklandinseln, aber verglichen mit der Welt von heute ist das doch alles der reinste Kinderfasching gewesen. Die brennende Front reicht jetzt vom Atlantik bis nach Zentralasien.

 

Es scheint so, als brächte jedes normale Jahr von heute auch seinen neuen Krieg. Wir haben den ersten neuen. Vergesst Libyen, vergesst Syrien, vergesst den Irak und an den Iran denkt ohnehin keiner mehr. Wir sind jetzt in Mali. Wo das liegt? Im tiefsten Westafrika, Mali ist ein reiner Binnenstaat. Außerdem auf der ehemaligen französischen Kolonialachse Marokko-Algerien-Niger-Tschad. So ganz unverantwortlich fühlen sich die Franzosen auch heute noch nicht.

 

Der Fall wirft starke Ähnlichkeiten zum letzten französischen Kriegsgang auf, den mit Libyen. Plötzlich ist er da, plötzlich sind irgendwelche Kampfflugzeuge in der Luft und feuern auf Zivilisten, dann kommen die Bodentruppen und die internationalen Hilfszusagen. Im Unterschied zu Libyen waren die Flugzeuge sogar unbestritten französischer Herkunft. Und da wird nicht lange gefackelt! Da gibt es keine großen Verhandlungen, keine russische Schutzmacht. Alles selbstverständlich!

 

Wahrscheinlich werden doch nur wieder irgendwelche wirtschaftlichen Interessen gewahrt. Heute hat alles seinen Preis. Punkt. Wieso sonst sollten die Franzosen bei der drohenden Eskalation der heimischen Wirtschafts- und Währungskrise einen Waffengang riskieren? Auch gibt es irgendwie kein konkretes Ziel der Mission, wie zum Beispiel beim Kurzausflug an die Elfenbeinküste, außer der vage formulierten Wiederherstellung der alten Ordnung. Und worin bestand die wohl?

 

Der schwarze Kontinent ist schließlich bekannt für seine kulinarischen Kostbarkeiten tief aus dem Erdinneren. In der Gegend in und um Mali gibt es da auch ein paar. So leicht wird es nur vielleicht diesmal nicht werden, die viel zitierten Rebellen sind Dank ihrer Ausflüge nach Libyen ebenfalls gut ausgestattet, außerdem verfügen sie anscheinend über großen Rückhalt in der Bevölkerung. Was die sich wohl denken, die Rebellen? In Syrien die Guten, in Mali die Bösen? Was die wohl von uns halten und unserem Friedensnobelpreis? 

 

 

===== N E W S =====

 

FRANKREICH RÜCKT IN MALI MIT BODENTRUPPEN GEGEN DIE REBELLEN VOR

Wenn der Luftkrieg nicht ausreicht, dann muss eben das Heer ran. Aggressive Taktik!

Tagesspiegel

 

GRIECHENLAND VERSCHÄRFT SPARGESETZE — IWF GIBT SOFORT GELDER FREI

Hat der IWF nicht jungst festgestellt, dass das Sparen in die Krise doch nicht so gut ist?

n-tv

 

EU ERLÄSST HÄRTERE REGELN GEGEN DIE GROSSEN RATING-AGENTUREN

Nun ist Verurteilung bei Falschbe-Ratung möglich. Und wer kann das dann beurteilen?

FAZ

 

GEWINNE IM AMERIKANISCHEN INVESTMENTBANKING FEIERN COMEBACK

Kein Wunder, wenn die Börsen so hoch stehen, oder? Die Bankaktien jedenfalls legen zu.

Wall Street Journal

 

UNGARN SCHALTET VON HARTER AUF WEICHE WÄHRUNGSPOLITIK UM

Freundlicher Gruß an die Halter von Fremdwährungskrediten im Franken. Aber muss ja…

DWN

 

 

===== H I N T E R G R U N D =====

 

PKW-NEUZULASSUNGEN IN DER GESAMT-EU IM DEZEMBER MIT -16,3 PROZENT

Die erweiterten Einzeldaten der Länder sind zu beachten: Island +100 Prozent. Aha!

Querschuesse

 

EIN PAAR HINTERGRÜNDE ZUR FRANZÖSISCHEN OPERATION IN MALI

Erinnert irgendwie stark an die Aktionen in Libyen. Könnte eine zähe Angelegenheit werden.

TelePolis (heise.de)

                                                                                                            

EINE KURZE REISE DES ELENDS DURCH DAS EUROPA DER KRISE

Tuberkulose in Griechenland, Zwangsräumungen trotz Leerstand in Spanien, und mehr. Traurig!

der Freitag

 

ARTIKEL DER WOCHE — EIN NACHRUF AUF AUSNAHMEBANKIER KONRAD HUMMLER

Ein tragischer Fall. Individualismus hat in den hohen Sphären von heute nichts verloren.

Berner Zeitung

 

ZU GUTER LETZT — DIE WIRREN WERTVORSTELLUNGEN DES NESTLÉ-CHEFS

Wertvorstellungen sprichwörtlich. Trinkwasser sollte einen (privaten) Wert haben. Etc.

YouTube

 

 

Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.

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