Von den viel zitierten und gescholtenen PIIGS ist an dieser Stelle schon seit Längerem nicht mehr die Rede gewesen. Aber es gibt sie natürlich noch. Es fing vor langer Zeit damit an, dass einige solvent geglaubte Staaten urplötzlich von den ähnlich häufig zitierten beziehungsweise gescholtenen Rating-Agenturen herabgewürdigt, pardon, -gestuft wurden. Die Reise verlief seither jedoch sehr ähnlich. Gemeinsamkeiten gibt es nach wie vor.
Die Ratings wurden immer schlechter. Mittlerweile ist besagten Staaten die Kapitalaufnahme am freien Markt entweder mangels Bonität komplett verwehrt – oder man sieht zumindest auf absehbare Zeit diese Problematik vor sich. Deswegen hat die EZB ein umfassendes Anleihen-Ankauf-Programm vorgestellt. Deswegen wurden und werden gemeinsame Rettungsschirme mit gemeinsamer Haftung aufgespannt. Alles nur Hilfen, alles vorübergehend.
Natürlich ist es niemals einfach, wenn man in die Schuldenecke gedrängt wird, aber man ist dort schließlich in guter Gesellschaft. Entsprechend werden die Leidensgenossen auch sehr genau beobachtet, denn wenn eine Sache nicht passieren darf, dann ist das die Benachteiligung. Nachdem Monti gestern eine Absage an erneute Auflagen an die EZB sendete, verpasste Spaniens Rajoy in den letzten 24 Stunden die Chance nicht, es dem Kollegen in Rom gleichzutun.
In etwa zeitgleich genehmigten die Troika-Kontrolleure in Portugal eine Lockerung der Sparauflagen. Das ist eine wichtige Information, vor allem für die weitere Troika-Kundschaft, falls sie demnächst wieder an der Reihe sein sollte. Die Auszeichnung für besonderen Einfallsreichtum geht allerdings nach Griechenland. Dort wurde nun eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die offene Rechnungen mit Deutschland prüfen soll, denn schließlich befand man sich dereinst im Krieg.
Wegen all dieser Keilereien stehen die Hardliner ja dafür ein, den Schuldensünder-Staaten gleich komplett ihre Haushaltssouveränität zu nehmen, denn diese wäre an zentraler Stelle besser aufgehoben. Kein sonderlich sympathisches Szenario, aber sogar in Karlsruhe wird ja tagesaktuell am letzten Feinschliff eben dorthin gearbeitet. Bald muss man vielleicht nichtmehr nach PIIGS-Staaten differenzieren. Dann, wenn die Währungsunion zur Farm der Tiere geworden ist…
Hinweis in eigener Sache: ik news ist der vorgestrigen Meldung zum vermeintlichen italienischen Bargeldverbot einmal nachgegangen und hat sie als deutlich harmloser entlarven können. Alles weitere in aller Ausführlichkeit bei ik news. Danke für die Aufklärung!
===== N E W S =====
GRIECHENLAND HOLT DIE KRIEGSFORDERUNGEN AUS DER MOTTENKISTE
Hatten wir bereits, aber jetzt wird tatsächlich eine 4-Mann-Arbeitsgruppe eingerichtet!
SPARAUFLAGEN FÜR PORTUGAL WERDEN GELOCKERT
Läuft gut, aber die Rezession hatte man nicht kommen sehen. Die Troika gibt sich tolerant.
RAJOY LEHNT BEI EZB-KÄUFEN KONKRETE VORSCHRIFTEN FÜR SPANIEN AB
Wie gestern Italien. Jaja, retten und gerettet werden, das ist schon ein Unterschied…
JAPANISCHER MINISTER FÜR FINANZAUFSICHT BEGEHT SELBSTMORD
Seit Juni erst im Amt, jetzt offenbar erhängt. Ausgerechnet Japan. Was ist davon zu halten?
ISRAEL LÄSST SICH ALLEINGANG NICHT VERBIETEN
Die USA hätten kein moralisches Recht zur Verhinderung der Handlung. Alles klar.
===== H I N T E R G R U N D =====
iPHONE 5 TRÄGT ANGEBLICH ZU EINEM HALBEN PROZENT US-BIP-WACHSTUM BEI
Wie gesagt, der (Pump-)Konsum ist die tragende Säule der US-Wirtschaft… Faszinierend.
US-STEUERBEHÖRDE ZAHLT VERURTEILTEM BETRÜGER 104 MILLIONEN DOLLAR
Er hat amerikanische UBS-Kunden ausgeliefert. Freund ist Freund. So kann’s gehen…
DAS RISIKO EINES 648-BIILLIONEN-DOLLAR-MARKTES
Welche Offenbarungen halten mögliche Liquiditätsverknappungen am Derivatemarkt bereit?
JA EBEN, SOOO SCHLECHT WAR DIE LIRA WIRKLICH NICHT!
[LZ 8.9.] Weiche Währungen sind wenigstens unterhaltsam. Genau wie dieser Beitrag.
ZU GUTER LETZT — EIN PAAR ERHELLENDE DATEN ZUM 11. SEPTEMBER
11. September 2001 relativ zum 11. September 2012. Das hat schon echt was…
Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.
