Im Kommentarbereich zu meinem gestrigen Beitrag Eurasien: Unbeachtetes Abkommen über das Kaspische Meer hat sich tatsächlich eine Diskussion über eine Toilettenschüssel bis hin zur Schreibweise des Wortes „Kloschüssel“ entwickelt.

Auslöser war der Kommentar des Lesers Baero21: „Russland ist der militärisch stärkste Staat obwohl die USA das Zehnfache für ihr Militär ausgeben. Wie kann das sein?“ Zunächst möchte ich die Interessierten bitten, einen Blick in meinen Beitrag Super-Satan“ bringt NATO-Verbündete ins Schwitzen sowie die Folgeartikel zum Thema zu werfen.

Der Artikel Sanktionen gegen Russland – Es hilft ja alles nichts! und der zweite Teil bringen dazu weiteres Licht ins Dunkel, denn dort findet man den wichtigen Hinweis auf das kaufkraftbereinigte BIP.

Gerne knüpfe ich aber direkt an die Kloschüssel an. Es war keine geringere als die Washington Post (WP), die im Juli schrieb:

A top Republican senator wants to know how the Pentagon ended up paying $10,000 for an airplane toilet seat cover. Sen. Chuck Grassley, Iowa Republican, sent a letter last month after DefenseOne.com reported on the C-5 toilet covers, which can be 3D printed for $300, but which the Defense Department had been planning to pay out $10,000 for.

Möglichst wortgetreue Übersetzung von mir:

Ein republikanischer Spitzensenator möchte wissen, wie das Pentagon dazu kommt, 10.000 $ für einen Flugzeugtoilettendeckel zu zahlen. Senator Chuck Grassley, Republikaner aus Iowa, schickte letzten Monat einen Brief, nachdem DefenseOne.com über C-5 Toilettendeckel berichtete, die für 300 $ im 3D-Verfahren gedruckt werden können, das Verteidigungsministerium aber vorhatte, 10.000 $ dafür zu zahlen.

WP: “It seems to me that there is no way to justify a $10,000 price tag for a toilet seat lid. It’s just not credible,” Mr. Grassley said, asking the department’s inspector general to investigate.

Möglichst wortgetreue Übersetzung von mir:

"Es scheint mir, dass es keine Möglichkeit gibt, einen Preis von 10.000 Dollar für einen Toilettendeckel zu rechtfertigen. Es ist einfach nicht glaubwürdig", sagte Herr Grassley und bat den Generalinspekteur des Departments um eine Untersuchung.

WP: In the DefenseOne piece Will Roper, an Air Force assistant secretary involved in acquisitions, described the $10,000 price tag. He said while the actual cost of the toilet cover is relatively low, it’s not something a manufacturer regularly produces. So the company ends up halting other production to make the cover, and the government ends up paying the costs of lost production.

Möglichst wortgetreue Übersetzung von mir:

Auf DefenseOne erklärte Will Roper, ein Assistenzsekretär der Luftwaffe, involviert in die Beschaffung, den Preis von 10.000 Dollar. Er sagte, dass zwar die tatsächlichen Kosten der Klodeckel relativ niedrig sind, es sich aber nicht um ein Produkt handelt, das ein Hersteller regelmäßig herstellt. So stoppt das Unternehmen andere Produktionen, um die Deckel herzustellen, und die Regierung zahlt die Kosten für die verlorene Produktion.

Unvorstellbare Korruption

Dieser Vorfall ist ein zarter Hinweis auf die unvorstellbare Korruption im militärisch-industriellen Bereich der USA. Da hat man es sich an den gigantischen Futtertrögen der Steuerzahler bequem eingerichtet. Und das seit Jahrzehnten.

Ich habe gerade den Taschenrechner nicht vorliegen. Aber Sie können ja mal selbst rechnen, wie viele Pentagon-Klodeckel eine russische MIG 24 kostet. Da relativiert sich der 10-fache Rüstungshaushalt zügig.

Kaffekanne für 7600 US-Dollar

Die horrenden Rüstungsausgaben des Pentagons beschränken sich nicht auf Klodeckel. 2016 listete The Nation eine Fülle irrer Ausgaben auf.

Beispielsweise schrieb William D. Hartung:

Despite the tens of billions being wasted on a project like the F-35, the examples that tend to draw the most attention from the media and the most outrage among taxpayers involve overspending on routine items. This may be because the average person doesn’t have a sense of what a fighter plane should cost, but can more easily grasp that spending $640 for a toilet seat or $7,600 for a coffee pot is outrageous. These kinds of examples—first exposed through work done in the 1980s by Dina Rasor of the Project on Military Procurement—undermined the position taken by President Ronald Reagan’s administration that not a penny could be cut from its then-record peacetime Pentagon budgets.

Möglichst wortgetreue Übersetzung von mir:

Trotz der vielen Milliarden, die für ein Projekt wie die F-35 verschwendet werden, sind die Beispiele, die die meiste Aufmerksamkeit von den Medien und die größte Empörung unter den Steuerzahlern hervorrufen, mit übertriebenen Ausgaben für Routineartikel verbunden. Dies mag daran liegen, dass eine Durchschnittsperson keine Vorstellung davon hat, was ein Kampfflugzeug kosten sollte, aber sie weiß, dass 640 $ für einen Toilettensitz (es handelt sich um einen anderen, Anm. d. Autors) oder 7.600 $ für eine Kaffeekanne aufzuwenden, unverschämt ist. Diese Art von Beispielen -zuerst entlarvt durch die Arbeit, die in den 1980er Jahren von Dina Rasor des Projekts zur militärischen Beschaffung geleistet wurde- untergruben die Position der Regierung von Präsident Ronald Reagan, dass kein Penny aus den damaligen Friedenshaushalten des Pentagons gestrichen werden konnte.

Sind die USA noch zweitstärkste Militärmacht?

Die eingangs gestellte Frage des Lesers Baero21 dürfte beantwortet sein. Sie können selbst in der US-Presse weiter recherchieren. Sie werden erstaunt sein über die Abgründe, die sich dort auftun und sich möglicherweise die Frage stellen, ob die USA überhaupt noch die zweitstärkste Militärmacht der Welt sein können.

Meine persönliche Vermutung ist: Sie sind es. Aber nur noch in Hollywood. In der realen Welt sind sie es längst nicht mehr. Das US-Militär ist bestenfalls noch drittklassig und taugt höchstens um viert- und fünftklassige Länder zu bombardieren.

Interessant wäre es noch die Frage zu klären, an welcher Stelle die Bundeswehr mit Schwangeren-tauglichen Panzersitzen unter der brillanten aktuellen Verteidigungsministerin einzuordnen wäre.

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