Griechenland wurde in den vergangenen Jahrzehnten nicht für den Tierschutz gerühmt. Touristen können zahlreiche Geschichten über Rudel herumstreichender, herrenloser Hunde erzählen, die einen nächtlichen Spaziergang in einen Wald zum ungewollten Abenteuerurlaub verwandelt haben.

Was für ein Hundeleben!

Zahlreiche Besucher des Landes nahmen bei ihrer Abreise einen adoptierten Vierbeiner mit. Viele Hunde werden immer noch von Jägern ausgesetzt, sobald diese meinen, dass das Tier -aus welchem Grund auch immer- seinen Zweck nicht mehr erfüllt. Auf der Straße landen auch die Haustiere, deren Familien sie nicht mehr ernähren können oder wollen.

Ebenso wie in anderen europäischen Staaten gibt es in Griechenland zudem das Phänomen, dass kleine niedliche Welpen als Geschenk gekauft werden und später als ausgewachsenes Tier, für die Familien ein nicht vorhergesehenes Problem darstellen.

Drakonische Strafen für Tierquäler & enormes Interesse der Bevölkerung

In den vergangenen Krisenjahren hatte sich das Klima für die Vierbeiner im Land geändert. Für Tierquälerei gelten nun drakonische Strafen, welche neben empfindlichen Geldstrafen auch zu mehreren Jahren Gefängnis führen können. Die Regierung versuchte, der großen Anzahl im Land herumstreunender Tiere Herr zu werden. Sie griff dabei zu drastischen Maßnahmen.

Mehr als 1500 Bürger hatten sich auf der öffentlichen Diskussionsplattform der Regierung zum Gesetzesvorschlag geäußert. Zum Vergleich: bei Gesetzen zur Steuerpolitik fanden sich knapp 650 Kommentare. Für den Vorschlag verantwortlich zeichnete der zu den mit SYRIZA kooperierenden Grünen gehörende Vizeminister für Agrarentwicklung und Ernährung, Giannis Tsironis. Die SYRIZA-Fraktion und der übergeordnete Minister Vangelis Apostolou zeigten sich angesichts der Reaktionen auf das Gesetz überrascht und ließen Tsironis buchstäblich im Regen stehen.

Streuner dürfen nicht mehr behandelt oder vermittelt werden

Zu den strittigen Regelungen von Tsironis gehört das Verbot für Tierärzte, verletzte, streunende Vierbeiner zu behandeln, wenn diese nicht mit Mikrochip markiert und sterilisiert sind. Das gleiche Verbot gilt für Bürger. Zudem dürften nach Tsironis die Bürger keine Annoncen in sozialen Netzwerken über gefundene, herrenlose Streuner, die ein neues Zuhause suchen, veröffentlichen.

Die Strafen für solche „Verbrechen“ reichen von 5.000 bis 15.000 Euro, sowie einem Jahr Gefängnis pro Tier. Denn gemäß Tsironis wäre jeder, der ein herrenloses Tier bei sich zuhause aufnimmt, es aufpäppelt und danach an einen Bekannten gibt ein illegaler Tierhändler. Wo herrenlose Tiere doch noch gefüttert werden dürften, würde durch die jeweilige Stadtgemeinde entschieden. Damit wäre auch das auf den Bürgersteig stellen von Tiernahrung für herrenlose Katzen – in Athen ein übliches Procedere – eine Straftat.

Bildrechte: Wassilis Aswestopoulos

Ein wirklich unstimmiges Maßnahmepaket

Pro sechzig Quadratmeter Wohnung dürften gemäß Tsironis nur zwei Tiere gehalten werden. In der Praxis heißt das, drei Katzen wären verboten, zwei Molosser (Hunderasse) dagegen nicht. Wer nicht sterilisierte Tiere hält, müsste dem Minister gemäß sowohl ein Männchen als auch ein Weibchen halten. Bei Nachwuchs müsste der Besitzer einen DNA-Test machen lassen. Anders als in vielen europäischen Staaten war von Tsironis keine Eignungsprüfung für Halter von Kampfhunden vorgesehen.

Jeder Tierbesitzer, der seinen Vierbeiner nicht sterilisieren lässt, müsste 100 Euro jährlich zahlen. Alle Tiere, Hunde oder Katzen müssten anstelle des Gesundheitszeugnisses einen staatlichen Pass haben, der bei jedem Ausgang mitzuführen wäre.

Die Strafen für Tiermisshandlungen wurden dagegen halbiert. Die bereits mehrfach verlängerten Lizenzen für Delphinshows, eigentlich seit 2012 verboten, sollten noch einmal verlängert werden. Ausgerechnet die Jäger, auf deren Konto ein Großteil der streunenden Hunde geht, sollten in Ausschüssen der Stadtgemeinden über Leben oder Tod der Tiere entscheiden dürfen, während den Tierschutzorganisationen faktisch die Hände gebunden wären. Schließlich sollte die Verantwortung für die herrenlose Tiere auf die Stadtgemeinden übertragen werden, ohne dass diese über eine Infrastruktur verfügen. Dafür war jedoch eine Abgabe auf Tiernahrung vorgesehen.

Auch an anderer Stelle bräuchte es Erfolge für die Zivilgesellschaft

Dass es den Griechen gelang, diesen Gesetzesvorstoß zumindest kurzfristig zu stoppen, ist sicherlich ein Erfolg der Zivilgesellschaft. Fraglich bleibt, warum es bei anderen, zumindest ebenso unsinnigen Gesetzen nicht gelang.

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