Deshalb spielt man ja auch lieber Lotto.

Für die meisten sind Aktien eine Art von Luxusproblem, für einige ist die Börse der moderne Sparschwein-Ersatz. Mal nimmt es zu, mal nimmt es ab, am Ende wird es ohnehin geschlachtet. Dabei geht es uns so gut wie noch nie, so die täglichen Parolen.

Berlin hat letztes Jahr 36 Milliarden Euro Überschuss „erwirtschaftet“ beziehungsweise hat der Staat seinen undankbaren Bürgern 36 Milliarden Euro zu viel geraubt. Weil es uns in den bald blühenden Frühlingslandschaften noch viel besser gehen wird, stieg letztes Jahr die Zahl der Tafeln mit 934 auf einen neuen Rekord.

Trotz der 5,7 Prozent Arbeitslosenquote gelten 14,7 Prozent der Menschen als arm.

Sieben Millionen Leute erhalten staatliche Hilfe, anderthalb Millionen Leute holen sich Essen von Tafeln, die bald ihr 25-jähriges Jubiläum feiern – wobei es nichts zu feiern und jubeln gibt.

Darf man fragen, warum es vor 25 Jahren noch keine Tafeln gab? Oder ist es nur eine Schande, dass so viel Essen weggeworfen wird im angeblich reichsten Land der Welt? Doch die Tafeln sorgen auch für etwas Ruhe, denn mit vollem Bauch protestiert es sich doch nicht gut. Für den täglichen Frust gibt es doch Facebook! Wobei man dort nicht alles schreiben sollte, was man weiß und auch wissen muss, was man schreibt. Wer nämlich Wahrheiten ausspricht, braucht wie früher ein schnelles Pferd bzw. einen schnellen Diesel.

Die Aussichten sind weniger rosig als die Farbe, mit der unsere modernen Probleme überpinselt werden. Aber jede Farbe bröckelt irgendwann. Dann geht es oft schnell abwärts – wie in dieser Woche beim DAX.

© Frank Meyer, Kolumne aus den Lübecker Nachrichten

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