Vor geraumer Zeit wurden im Ostteil unseres schönen Landes gerne die zahlenmäßig schwer zu fassenden Erfolge des Beton gewordenen Sozialismus betont. Der stete Quell an guten Nachrichten führte schließlich zu einem vermutlich durch permanentes Feiern ausgelösten Kollaps.

An Ineffizienzen, maroder Infrastruktur und einer Mischung aus Blindheit und Lösungsunfähigkeit kann es freilich nicht gelegen haben, denn dann müsste es ja auch in der aktuellen Republik Probleme geben. Und die vermag zumindest der eingeborene Westler offenbar eher selten zu erkennen.

Zumindest bei den Zusammenhängen herrscht Unklarheit. Hier ist die Deutsche Bahn schuld, da der Stromkonzern (oder der finstere Markt!), dort ein Schlingel auf der Autobahnbaustelle, der sich ein paar Minuten ausruht und ansonsten ist es halt die unermessliche Komplexität der Aufgaben, die zu schultern sind. Bemerkenswerterweise schultert man vergleichbare Aufgaben andernorts durchaus erfolgreich. An mangelnden Jobchancen sind schließlich die Firmen schuld, die sich erdreisten, auf bestimmte Qualifikationen zu pochen. Wer braucht schon Mathematik oder Rechtschreibung für die technische Ausbildung – jibt’s doch allet im INTANET, wa? Da kann man aus dem Bildungssystem entspannt ein großes ideologisches Puppentheater machen. Ein paar englische Titel verleihen dem Ganzen dann einen müden Glanz.

Kurzfristig lustig, langfristig gefährlich

So kommt einiges an Blödsinn zusammen, der im Einzelfall belustigend klingen mag, jedoch langfristig üble Konsequenzen haben kann. Genannt seien hier als Glanzlicht das Abitur für geistig Behinderte, ein Vorschlag der SPD aus Bremen oder das große Inklusionsexperiment, das man ohne größere Testläufe schnell bundesweit ausgerollt hat. Sobald man derlei Dinge als Unfug bezeichnet, wird man gleich böse angeschaut, denn man müsse doch helfen.

Ja, das sollte man in der Tat, allerdings hilft es nicht unbedingt, wenn man mit ideologischen Radikalmaßnahmen daherkommt, die auch von vielen Eltern und Lehrern als realitätsfern und weder wünschenswert noch zielführend eingestuft werden. Zudem sollte man die Damen und Herren Entscheider, die diese Pläne gerne als menschenfreundlich und solidarisch verkaufen, daran erinnern, dass sie es waren, die als erstes die sonderpädagogischen Förderzentren eingestampft haben. Aber in der allumfassenden Gleichmacherei ist spezifische Hilfe offenbar nicht mehr erwünscht. Das alles ist nicht mal gut gemeint, es ist einfach nur eine erschreckende Mischung aus Ideologie und Weltfremdheit, Eigenschaften, die gerne Hand in Hand gehen.

Nebenbei darf man anmerken, wie schön der Versuch ist, jedem einen Abschluss auf dem Papier auszuhändigen. Jedoch gilt auch hier die alte Regel: Auf den Inhalt kommt es an. Ein Blatt Papier, auf dem „Abiturzeugnis“ steht, bedeutet allerdings mittlerweile nicht mehr zwingend das, was es einmal bedeutet hat. Aber, hey, new media, Mann! Die Fähigkeit zur Bedienung primatengerechter Elektrogeräte ist wohl eine der am meisten überschätzen Fähigkeiten. Dummerweise handelt es sich für Erwachsene kaum um eine Nischenbegabung, können doch schon sechsjährige auf dem Laptop oder Telefon herumtapsen. Diese Fähigkeit lernen Kinder an einem Tag. Mit der Integralrechung sieht das bei den meisten Menschen anders aus.

Der Grund, warum sich das Chatten, Posten und sonstiges Herumschicken in der Breite blitzartig durchgesetzt haben ist eben die kinderleichte Bedienung. Näher an ein Informatik-Diplom bringt einen die Facebook-Dauernutzung ebenso wenig wie die Nutzung von Klopapier jemanden zum Drucker qualifiziert.

Wichtig ist aber nicht mehr was man weiß, sondern dass man sich unabhängig davon ob das viel oder wenig ist, nicht benachteiligt fühlt. Also, falls Sie etwas schwieriges beherrschen oder etwas besonderes wissen, sollten sie etwa Chemiker, Pianist oder Ingenieur sein, dann behalten Sie es besser für sich. Andere könnten sich benachteiligt fühlen, denn es liegt natürlich keinesfalls an Ihrem Fleiß und Einsatz, daran müssen Sie immer denken. An den Genen kann es freilich auch nicht liegen, denn das darf man nicht mal denken.

„Gender Studies“

Langfristig kommen bei so einem Experiment dann viele putzige Dinge heraus. Man bewegt sich auf eine dreistellige Anzahl an Geschlechtern zu, ganz genau möchte man sich da nicht festlegen, wie die SPD Abgeordnete Nadine Julitz auf Anfrage verlauten ließ. Auch neue Berufsbilder, wie etwa Professuren in „Gender Studies“ kommen dabei heraus, ein starkes Pfund sicher für das mentale Wohlbefinden und die wirtschaftliche Entwicklung.

Mit den Arbeitsergebnissen dieser Professoren kann man sicherlich den Mangel an Fachkräften und Handwerkern mehr als ausgleichen. In wenigen Jahren wird dann das beidhändige Würfeln mit Schweineknöchelchen zur akademischen Disziplin und wer weiß, vielleicht wird es sogar wenige Jahre nach der paritätischen Geschlechterquote im 100 Meter-Sprint auch olympisch. Die Hälfte aller Männer soll übrigens bis 2050 aus Frauen bestehen und umgekehrt. Darauf folgt die Einführung von – je nach bis dahin ermittelter Geschlechterzahl – die Einführung von rund 100 spezifischen Toiletten in jedem ICE und in allen öffentlichen Gebäuden.

1000 Jahre Bauzeit?

Schon jetzt zeigen sich erste nachhaltige Erfolge der letzten Dekaden. So ist man beispielsweise bei den Großprojekten fest entschlossen in Richtung Germania unterwegs. Zumindest was die Bauzeit angeht wirken 1000 Jahre mittlerweile durchaus machbar. Dieser Zeitraum entspricht rein zufällig ungefähr der mittleren täglichen Wartezeit der deutschen Bahnpendler. Störungen im Betriebsablauf (dreisprachig verkündet).

Unterdessen versöhnen sich die Hochbegabten Entscheider und Repräsentanten der noch Wählenden endlich mit dem elenden Pöbel. Während man noch während der Demonstrationen gegen Großbaustellen wie Stuttgart 21 oder den Berliner Flughafen aus der Politik mahnende Stimmen hörte, diese Unmutsäußerungen des Volkes seien gefährlich für den Standort Deutschland, so zeigt man nun was eine Harke ist. Vermutlich aus Rache lässt man die Bauwerke frei nach Kafka endlos der Fertigstellung entgegentaumeln ohne jemals fertig zu werden. Im aktuellen Neusprech ist dies freilich keine Unfähigkeit der Entscheider sondern eine nachvollziehbare Ehren-Schlamperei! Das Volk wollte die Bauten nicht, nun soll es wenigstens möglichst lange darauf warten. Was soll's, dank klima- und weltrettender Dieselfahrverbote und dem konsequent desolaten öffentlichen Nahverkehr könnten viele Bürger die neuen Einrichtungen ohnehin nicht erreichen.

Statt mit kickenden Integrationswundern sollte man sich lieber öfter mit so bemerkenswerten Erfolgsgeschichten wie dem Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) beschäftigen. Gerade jetzt wo man eine Art Geburtstag feiern darf. Der Bau des Hauptterminals des BER begann vor mehr als zehn Jahren. Außer einem Abstellplatz für unverkäufliche Fahrzeuge deutscher Hersteller ist dabei nicht viel herausgekommen. Das Chefbüro war hingegen ein Abstellplatz für anderweitig überforderte Spitzenkräfte, wie das eben in der Politik so ist. Das Resultat ist entsprechend. Kaputt, nur leider nicht sexy.

Wie man es besser macht zeigen (mal wieder) die Asiaten. Man schaue etwa auf den Flughafen Hong Kong:

(wikipedia) Am neuen Flughafen wurde von 1990 bis Juli 1998 gebaut. Die Arbeiten verliefen ohne größere Vorkommnisse. Die Baukosten betrugen insgesamt rund 20 Milliarden USD. Zunächst wurde die Insel Lap Kok abgetragen, anschließend die ersten Flughafengebäude sowie der Transportkorridor aus jeweils zwei Tunneln, Brücken und Hochgeschwindigkeits-Bahnanlagen errichtet. Am Bauprojekt beteiligten sich vier Hauptparteien, darunter die Regierung Hongkongs. Es wurden über 200 Verträge mit Bauunternehmen abgeschlossen.

So etwas ist natürlich in der Enge des Berliner Umlandes viel schwieriger!

Wer diesen oder andere asiatische Projekte kennt, der läuft Gefahr sich für die erschreckende Entwicklung der Infrastruktur hierzulande geradezu zu schämen. Das gilt umso mehr, als vielen Menschen die in den letzten 20 Jahren immer stärker gewachsene Diskrepanz der Entwicklungen nicht einmal aufzufallen scheint. „Es ist ja immer noch ein sehr hoher Standard“ hört man dann eine allseits beliebte Floskel. Darüber kann man nur bitter lachen, wenn man sich regelmäßig auf den  Straßen oder Schienen des Landes bewegt, sich den Nahverkehr und die Nahverkehrsmittel oder den Zustand des Datennetzes anschaut.

Dabei gibt es weltweit zahllose Beispiele, wie man es anders macht. Vergleicht man etwa das, was man hierzulande Strukturwandel nennt mit den Entwicklungen in einigen Regionen, die vor 50 Jahren noch mehr oder weniger armselige Landstriche waren, dann darf man vom hohen Ross des gefühlten Technologieführers getrost absteigen. An den beeindruckenden Entwicklungen andernorts sind oft auch deutsche Fachkräfte beteiligt, die lieber gleich im Ausland arbeiten, statt sich dem grassierenden Wahnsinn und der debilen Regulierung hierzulande auszusetzen. Gleiches gilt in zunehmenden Maße für Firmengründer.  Schade, denn nicht nur Fachleute für Infrastruktur könnte das Land ebenso gut gebrauchen wie Politiker, die Mut haben, und sich nicht einem immer schwachsinnigeren Zeitgeist unterwerfen.

Warum gilt eigentlich ein Rekordsteueraufkommen bei gleichzeitig maroder Infrastruktur, einem bröselnden Bildungs- und Gesundheitssystem als Zeichen für einen funktionierenden Staat mit fähigen Politikern? Ist es nicht eher umgekehrt? Uns beeindruckt ein Staat mit niedrigen Steuerquoten und einer zeitgemäßen Infrastruktur, in dem nicht zentralistische Dogmatiker darüber bestimmen, wie jemand seinen Job zu machen, seine Firma zu leiten oder sein Leben zu hat. Aber einige sind offenbar in ihren alten Systemträumen hängen geblieben. So bleibt es beim anerkannten Irrsinn, immer mehr auszugeben und immer weniger dafür zu bekommen.

Angesichts der nachlässigen Pflege durch die oberste Repräsen-Tante in Berlin und ihr twitterndes Kaffeekränzchen fragt man sich nur noch, wann genau der geschundene Gaul eigentlich tot umfällt.

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