Mehr als eine halbe Millionen indische Soldaten im Kaschmir

Im indischen Teil von Kaschmir bäumt sich eine muslimische Bevölkerungsmehrheit gegen die Bevormundung der hindunationalistischen BJP Regierung in Delhi auf. Mehr als eine halbe Millionen indische Soldaten sind daher in der Krisenregion rum um Srinagar konzentriert. Bei dem Kampf gegen die Separatisten, die wahlweise einen eigenen Staat oder einen Anschluss an Pakistan propagieren, kommt es nahezu täglich zu Toten auf beiden Seiten.

Das Jahr 1947 - die Teilung des Subkontinents

Der Kaschmir-Konflikt geht auf das Jahr 1947 zurück, als der britisch beherrschte Subkontinent in zwei feindliche Staatswesen auseinanderbrach - nämlich Pakistan und Indien. Kaschmir sollte wegen seiner muslimischen Mehrheit nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich an Pakistan fallen, aber es fiel Indien zu, weil der damalige Machthaber, der Maharadscha Hari Singh, ein Hindu war.

Seit diesem Zeitraum hat es drei Kriege, allerdings auch Phasen der Entspannung zwischen Delhi und Islamabad gegeben.

Afghanistan-Krieg und 9/11 wirkten sich auf Kaschmir aus

Mit dem Rückzug der Roten Armee aus Afghanistan intensivierte sich der Terror islamistischer Fanatiker auf der indischen Seite Kaschmirs. Delhi reagierte darauf - besonders nach dem 11. September 2001 - in der Weise auch jeden gerechtfertigten Prozess als „War on Terror“ zu bekämpfen um sich Rückendeckung aus den USA für das Vorgehen vor Ort zu sichern.

Was für die USA der 11. September 2001 darstellte, war für Indien der Überfall auf das Parlament in Delhi am 13. Dezember des gleichen Jahres, wo nur durch einen Zufall ein Massaker unter den Abgeordneten verhindert werden konnte. Da die Attentäter über Rückzugsbasen in Pakistan verfügten, drohte Indien dem Nachbarn mit ernsten Konsequenzen, was wiederum den USA nicht in die Planung passte, die Islamabad bei dem Wirrwarr in Afghanistan als Verbündeten aufzubauen dachten.

US-Taktik geht wieder einmal nicht auf

Hierbei offenbart sich wieder einmal das Chaos und die globale Unordnung, welche(s) durch den von Washington gestarteten Krieg gegen den Terror verursacht wurde. Der Schatten des Afghanistan-Konflikts lastet auf dem Subkontinent, besonders in einem Zeitalter, in dem es keine geographisch isolierten Konflikte mehr gibt.

Die USA sahen sich gezwungen auf die Wünsche Delhis einzugehen, da Indien als Atommacht und Milliardenvolk dringend als Gegengewicht zur explosiv erstarkten Volksrepublik China aufgebaut werden sollte.

Allerdings, eine systematische Erniedrigung Pakistans, welche ohnehin durch die permanenten US-Drohnen-Angriffe auf das Staatsgebietes Pakistans vorliegt, die tausende Tote unter der Zivilbevölkerung fordern, durchkreuzte die Strategie der USA. Aufgrund des indischen Aufmarsches an seiner Ostgrenze, sah sich Pakistan gezwungen die Grenze nach Afghanistan im Westen zu entblößen, was Taliban-Führern die Flucht und ein größeres Rückzugsgebiet einbrachte.

Dieser Tage hat Indien seine militärische Präsenz in der Krisenregion deutlich erhöht. Flankiert von einer Terrorwarnung für Kaschmir, die Touristen in die Flucht schlug, wurde in der regionalen Hauptstadt Srinagar und in umliegenden Gebieten von den Behörden eine Ausgangssperre verhängt. Internetdienste wurden blockiert, das Handynetz und das Festnetz abgeschaltet, Lokalpolitiker unter Hausarrest gestellt.

Pakistan bittet Trump um Vermittlung - Indien lehnt das ab

Beobachter rätseln darüber, was die Regierung in Delhi zu diesem einschneidenden Schritt bewogen haben mag. Indien - im Westen häufig als „größte Demokratie der Welt“ gelobhudelt, kämpft mit vielen Problemen. Rund ein Drittel des Staatsgebietes steht nicht unter der Kontrolle der Regierung, sondern wird von maoistischen Rebellen gehalten. Pakistan bat US-Präsident Trump um Vermittlung, was von den Indern schroff abgelehnt wurde. Auch hier zeigt sich ein eklatanter Bedeutungsverlust der USA auf globaler Ebene.

Fazit: Die Spannung steigt – Peking könnte profitieren

Das Vorgehen Indiens verschärft die Spannung in der Region, die mit einem bedrohlichen Atomwaffenarsenal, über das sowohl Pakistan als auch Indien verfügen, zu den gefährlichsten der Welt zählt.

Die indischen Atomwaffen selbst gelten als sicher. Nicht aber die pakistanischen – dort stehen die US-Geheimdienste bereit, um im Notfall zu verhindern, dass sie in die Hände von Terroristen gelangen. In Indien dürften sich die innenpolitischen Spannungen erhöhen, da über 150 Millionen Muslime im Land leben, die unter Druck der hindunationalistischen Regierung stehen, welche wiederum von dem hindufaschistischen Welt-Hindu-Rat inspiriert wird.

Profiteur der Entwicklung wird wieder einmal Peking sein, denn schon bald werden Inder und Pakistanis Peking um Vermittlung bitten.

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