John Bolton – der Architekt des gescheiterten „War on Terror“ darf weiter mitmischen

Syrien geriet in den Focus der westlichen Geostrategie, da es als enger Verbündeter Irans/Teherans einen Zugang zum Mittelmeer erbrachte.

Dieser schiitische Gürtel - bzw. dessen Entstehung – der vom Iran, über den Irak, bis hin nach Syrien und zum Libanon und durch die Hisbollah bis direkt an die Nordgrenze Israels reicht, war ein direktes Ergebnis des von Washington 2002 ausgerufenen „War on Terror“ der heute das beispiellose Scheitern eines großangelegten strategischen Entwurfes darstellt.

Iran konnte seine geostrategische Bedeutung als Regionalmacht, die er vorher schon besaß, erst durch die von den Amerikanern betriebene Beseitigung seiner schlimmsten Feinde, der radikalsunnitischen Taliban im Osten in Afghanistan, sowie Saddam Husseins im Westen, also im Irak, erreichen.

Die Unterstützung der sogenannten oppositionellen Kräfte in Syrien begünstigte den Aufstieg des Islamischen Staates, dessen Terrorherrschaft sich aus den in Saudi-Arabien, dem engen Verbündeten der USA, vorherrschenden wahabitischen und salafistischen  Strömungen speiste.

In einer perfekten Welt wären die Verursacher dieses Krieges von der Bildfläche verschwunden oder würden sich auf den Anklagebänken eines internationalen Gerichtshofes befinden, angesichts der Hunderttausenden von Toten, zerstörten Staaten, vor allem angesichts der Tatsache, dass das große Ziel - nämlich „Leuchttürme der Demokratie“ in Irak und Afghanistan zu errichten und den Terror zu vernichten - die Welt nicht sicherer machte, sondern wesentlich gefährlicher als zuvor.

Wir leben aber nicht in einer perfekten Welt, weshalb John Bolton - einer der großen Architekten dieses „War on Terror“ - als nationaler Sicherheitsberater von Donald Trump wieder das große Wort schwingen darf, der in seinem Wahlkampf genau das Gegenteil versprach, was er jetzt außen- und verteidigungspolitisch betreibt, oder wohin er sich treiben lässt.

Am vergangenen Dienstag endete eine Konferenz in Jerusalem, an der neben John Bolton und Benjamin Netanjahu auch der Sekretär des russischen Sicherheitsrates Nikolai Patruschew teilnahm.

Trilaterale Verhandlungen zu Syrien ohne syrische Vertreter

Diese trilateralen Verhandlungen fanden ohne Vertreter der syrischen Regierung, aber auch ohne Vertreter Irans, jenen Landes, welches - neben Russland - einen aktiven Beitrag  an der Zerschlagung des Islamischen Staates in Syrien hatte, statt.

Während der israelische Ministerpräsident dieses Treffen als „beispiellos und historisch“ aufzuwerten versuchte, oblag es dem Leiter der russischen Delegation, die Ausgangsage in eine realistische Perspektive zu richten.

Russlands Vertreter rückte die Dinge ins rechte Licht

Patruschew wies diesbezüglich darauf hin,  dass die  Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität Syriens gewährleistet sein müsse, was einen Seitenhieb auf die israelischen Gastgeber darstellte.

Der Russe ließ es sich dadurch auch nicht nehmen, Positionen der syrischen Regierung zu vertreten.

Nikolai Patruschew wies darauf hin, dass Russland die Sorgen Israels verstehe und daran interessiert sei, bestehende Sicherheitsbedrohungen zu beseitigen. Allerdings kritisierte er israelische Militärschläge in Syrien. Das Lächeln von Bolton und Netanjahu verwandelte sich endgültig  in eingefrorene Masken, als der Vertreter Russlands daran erinnerte, dass Teheran ein verlässlicher Partner sei und zusammen mit Russland den Kampf gegen den Terror in Syrien betreibe.

Patruschew würdigte den Einsatz der Iraner

Diesbezüglich wies Patruschew darauf hin, dass es den Iranern zu verdanken sei, dass der radikalsunnitische Terrorismus  ausgeschaltet wurde, weshalb es sich verböte und nicht hinnehmbar sei, was Bolton und Netanjahu versuchten: Iran mit dem IS gleichzusetzen.

Immerhin konnten sich die USA,  Russland und Israel in Jerusalem darauf einigen, dass Syrien in Zukunft, am Ende ihrer Mitarbeit, ein friedliches und sicheres Land sein soll. John Bolton entgegnete darauf hin, dass die USA die iranischen Streitkräfte Syrien verlassen sehen möchten - als Teil eines breiteren Rückzugs aus den ausländischen Territorien.

Gemäß Bolton sind die USA nicht daran interessiert, einen Regimewechsel im Iran voranzutreiben, was weder der von Bolton konzipierten Anti-Iran-Agenda entspricht, noch zahlreichen Äußerungen, die er in der jüngeren Vergangenheit tätigte. Was nun das formulierte Ziel des Treffens angeht, so ist dieses im Endeffekt wertlos, wenn man zukünftig Vertreter Syriens davon ausschließt. Ansonsten erinnert so eine Vorgehensweise an die dunkelste Epoche des Kolonialismus, deren Zeit aber endgültig vorbei ist.

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