Schäuble fliegt, in seiner Eigenschaft als Bundestagspräsident - und somit protokollarisch als die Nummer zwei der Staatsorgane und als Vertreter Deutschlands zur Trauerfeier des verstorbenen US-Senators John McCain.

Die Zeremonie wird am Samstag stattfinden. John McCain ist, so wird zumindest behauptet, einer Krebserkrankung erlegen. Spiegelonline schreibt, dass die Reise Schäubles die hohe Wertschätzung unterstreiche, die er hierzulande genoss.

Er war gegen Trump – also ein Held

Wenn es nach mir ginge, könnte man dem Steuerzahler das Geld für Schäubles Reise gerne sparen.

Aber das geht heute nicht mehr. McCain war ein Gegner Trumps. Zumindest wird das behauptet. So genau weiß man das nicht. Dass sich Trump und McCain nicht mochten, scheint aber zu stimmen. Dazu gibt es doch einige glaubwürdige Hinweise.

Die Tatsache, dass ein Politiker Donald Trump nicht mag, scheint inzwischen bei unseren Hofberichterstattern schon dafür auszureichen, diesen komplett zu überhöhen und zum Helden zu stilisieren.

So schreibt spiegelonline (nicht nur dieses Propagandablatt, auch die Zeit ganz ähnlich) „Der letzte Held John McCain überlebte Folter, Invalidität und politische Anfeindungen. Den unvollendeten Kampf des US-Senators müssen nun andere weiterführen - gegen Donald Trump“.

Ich kann nicht widerstehen, ich muss weiter zitieren. Sehen Sie es mir bitte nach. Der Mainstream-Journalismus ist sich für nichts mehr zu schade. Es ist so krass, dass man nicht mehr weiß, ob man lachen oder weinen soll. Persönlich habe ich mich dann doch für das Lachen entschieden.

Lesen Sie:

Held und Patriot: Das sind die zwei meiststrapazierten Worte Amerikas, vor allem für Verstorbene und Uniformträger. Sie sind längst so obligatorisch, so sehr Klischee geworden, dass sie den Blick auf das wahre Lebenswerk vernebeln. John Sidney McCain III. ist jedoch einer der wenigen Menschen, die beide Titel verdient haben.

Nicht unbedingt wegen seiner langen Karriere in Washington, in der er oft mit der Idee des Helden spielte, diese aber ebenso oft wieder verspielte. Nein, John McCains Charakter zeigte sich viel früher, lange vor dem politischen Hickhack - im Vietnamkrieg, als der Preis für die Wahrheit seine Zukunft hätte sein können.

Fünfeinhalb Jahre saß der damalige Kampfflieger in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft. Er wurde fast zu Tode gefoltert und schließlich invalide heimgeschickt. Für viele wäre das das Ende gewesen. Für ihn war es der Anfang.

Zumal zur gleichen Zeit ein jüngerer Vertreter der Vietnamgeneration - einer, der McCain bis in den Tod verfolgen würde - ebenfalls seinen Anfang suchte. Doch anders als McCain drückte sich Donald Trump vor dem Krieg und begann lieber eine ebenso lukrative wie dubiose Laufbahn als "Geschäftsmann", die ihn bis ins Weiße Haus führte - jenes Ziel, das McCain versagt blieb.(…)

Zurück bleibt sein letztes öffentliches Statement, das in die gleiche Richtung ging: "Eine der beschämendsten Vorstellungen eines amerikanischen Präsidenten", schrieb er nach Trumps Auftritt mit Wladimir Putin in Helsinki.

Das war Mitte Juli. Seither schwieg er, konfrontiert mit seinem letzten Feind, der ihn schließlich besiegte. Am Samstag erlag McCain mit 81 Jahren einem Krebsleiden, in Arizona umgeben von Familie und Freunden.“

Der tapfere McCain

McCain III. zog also tapfer in den Vietnamkrieg, vor welchem sich Donald Trump drückte.

Vielleicht hat Putin McCains Vietnameinsatz ja richtig eingeschätzt. McCain erklärte gegenüber der BBC einen Tag nach der Ermordung Gaddafis durch die USA „Ich denke, dass Diktatoren auf der ganzen Welt, einschließlich Bashar al-Assad, vielleicht sogar Putin, vielleicht einige Chinesen, vielleicht alle, ein bisschen nervöser sind. Es ist der Frühling, nicht nur der arabische Frühling.“

An Präsident Putin schob er über Twitter hinterher: „Lieber Vlad, der arabische Frühling kommt in Deine Nähe.

Worauf der russische Präsident entgegnete:

Herr McCain hat in Vietnam gekämpft. Ich denke, dass er genug Blut von friedlichen Bürgern an seinen Händen hat. Es muss unmöglich sein, ohne diese ekelhaften Szenen weiter leben zu können. Herr McCain wurde gefangen genommen, und sie hielten ihn nicht nur im Gefängnis, sondern in einer Grube für mehrere Jahre. Jeder an seiner Stelle würde verrückt werden.“

Röttgen, unser Held

Die Tatsache, dass Röttgen, der alte Transatlantiker, der die Zeichen der Zeit noch immer nicht erkannt hat, ebenfalls zur Trauerfeier reist, ist eigentlich den Hinweis gar nicht wert, wenn es nicht die Steuerzahler wären, die dafür zahlen.

McCain I., McCain II.

Ohne McCains Vater und Großvater, also McCain II. und McCain I., beide Vier-Sterne-Admirale, so wird gemunkelt, wäre er wohl nicht mal in der US-Army aufgenommen worden.

In vietnamesischer Gefangenschaft soll er ganz schnell Geheimnisse preis gegeben haben. Als er nach seiner Gefangenschaft die USA zurückkam, ließ er sich von seiner ersten Frau, die auf ihn gewartet hatte, nach einem Unfall, der ihr Aussehen in Mitleidenschaft zog, scheiden. All dies kann man moralisch einordnen, wie man möchte. Aus Pietätsgründen soll an dieser Stelle auch nicht weiter Privates aufgewühlt werden.

Bomb, bomb, bomb…

Während seiner Präsidentschaftstour 2008 wurde seine Karaoke Singerei „Bomb bomb bomb, bomb bomb Iran“ beinahe zum Kandidatenschlager.

Die Liste der Schandtaten McCains ist so lang, dass ich an dieser Stelle nur wenige beispielhaft nenne.

Mitte der 90er Jahre unterstützte er gewalttätige Radikale in den Randgebieten Europas. Viele der Muslime, die sich damals in Bosnien den Mudschaheddin anschlossen, gehören heute zum Islamischen Staat. McCain unterstützte solcherart Takfiri-Bewegungen muslimischer Fanatiker, die andersdenkende Muslime zu Ungläubigen erklären und sie demzufolge töten.

Später unterstützte er die Kosovo-Befreiungsarmee, eine Dschihad-Organisation mit Verbindungen zu Al-Kaida unter Osama Bin Laden. McCain als Mitglied des Senate Armed Services Committee wollte nach 9/11 (nine eleven, sprich: neeiin ileven) mehr, als nur den US-Überfall auf Afghanistan. Bei MSNBC sagte er: „Und es geht nicht nur um Afghanistan – wir reden über Syrien, Irak, Iran, vielleicht Nord-Korea, Libyen und andere.

Kurz nachdem der sogenannte „Arabische Frühling“ im Februar 2011 in Syrien „ausgebrochen“ war, suchte der Senator Kontakte zur „syrischen Opposition“, forderte Waffenlieferungen für die Freie Syrische Armee sowie „Rebellengruppen“.

Obwohl ihn ein Foto neben Mohammad Nur von der Terrororganisation Al-Nusra-Front zeigt, log der Senator, Mohammad Nur nicht zu kennen. Es gibt noch mehrere solcher Aufnahmen mit anderen mehr als fragwürdigen Personen. Terroristen, sogar jene, die die USA selbst auf der Fahndungsliste hatte, bezeichnete er als „moderate Leute“.

Nach dem hinlänglich bekannten Victoria Nuland-„Fuck the EU“-Putsch in der Ukraine, dessen Blut der Opfer vom Maidan an den Händen der USA und einigen Westeuropäern, vor allem deutscher Politiker klebt, kooperierte McCain ab Januar 2014 in Kiew ganz offen mit ukrainischen Neonazis, mit den sogenannten Todesschwadronen. McCain ließ sich gerne mit dem Chef der Swoboda-Partei, fotografieren. Wörtlich sagte der Senator: „Die Ukraine wird Europa besser machen, und Europa wird die Ukraine verbessern!

Ausführungen zu seinen Beziehungen zur Volksmudschahedin der Exil-Iraner, seine Nähe zu Soros und einige pikante Dinge mehr, eben jene Dinge, die einen wahren Helden ausmachen, erspare ich Ihnen und mir.

Fazit

Ich habe keines. Ich bin mir aber nicht sicher, ob der Tod des Senators ein echter Verlust für die Menschheit ist.

Vor ein Tribunal kommt er nun jedenfalls nicht mehr. Wäre ohnehin nicht passiert, da auch die „mächtigste Frau der Welt“ (Angela Merkel, falls Sie es vergessen haben sollten) ihm den Rücken stärkt, indem sie zu seinem Ableben über ihren Sprecher verlauten ließ: „Wir verlieren mit ihm einen Menschen, dessen persönlicher Mut und dessen Aufrichtigkeit auch sein politisches Wirken prägten. John McCain war geleitet von der festen Überzeugung, dass der Sinn jeglicher politischer Arbeit im Dienst für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu finden sei. Sein Tod ist ein Verlust für alle, die diese Überzeugung teilen."

Doch ein Held?

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