Und das gerade zu einer Zeit, in der sich der US-Präsident - teils aus Unwissen und Inkompetenz im Bereich Politik und Geschichte, vor allem aber auf Betreiben seines Außenministers Pompeo und seines Sicherheitsberaters Bolton - in eine gefährliche geopolitische Sackgasse am Persischen Golf manövriert hat.

Trumps Prioritäten: Geschäfte statt Geopolitik

Bis heute ist kein einziger Afghane mit dem Attentat von 9/11 in Verbindung gebracht oder juristisch belangt worden. Das hat einen einfachen Grund: Kein Afghane hatte je etwas mit dem Einsturz der Türme des World Trade Centers zu tun. Das Attentat von New York City war ein von überwiegend saudischen Staatsbürgern geplantes und vollzogenes Attentat.

„Die Saudis kaufen unsere Produkte“, hatte Trump geäußert, womit er seine engen Beziehungen zu dem reaktionären Königreich zu rechtfertigen suchte, bei allem Patriotismus, dem er sich angeblich verpflichtet fühlt - welcher aber in Wirklichkeit seinen Geschäftsinteressen untergeordnet bleibt.

Trump offenbarte damit eine Strategie, die auch bei seinen Vorgängern Gültigkeit hatte: Wirtschaft über Politik - wodurch die US-Unterstützung der Saudis erklärbar wird, obwohl diese weltweit erhebliche Sicherheitsprobleme fördert.

Man muss daher kein Kommunist sein, um den Ausspruch “Der Kapitalist sägt auf dem Ast, auf dem er sitzt“, welcher Karl Marx zugeschrieben wird, als von beklemmender Aktualität zu empfinden.  

USA und Taliban - alte Bekannte trafen sich erneut in Katar

Dieser Tage verhandelten die USA im Emirat Katar wieder, inzwischen bereits zum siebten Mal,  mit den Taliban - vermittelt durch deutsche Stellen. Was noch vor einigen Jahren als Sakrileg gegolten hätte - mit den Taliban direkt zu verhandeln - wird inzwischen von Washington massiv forciert. In Katar trafen sich alte Gesprächspartner. Schon Mitte der 1990er Jahre befanden sich die USA und die Taliban in intensiven Verhandlungen.

Der ehemalige CIA-Agent Robert Baer schreibt dazu in seinem lesenswerten Buch „Die Saudi-Connection“:

"Das State Departement verschloss nicht nur die Augen vor der radikal-islamischen Außenpolitik, die Saudi-Arabien betrieb - gelegentlich leistete es dieser Politik sogar noch Vorschub. Es wusste, dass der Plan der Saudis, Erdgas- und Erdöl-Pipelines von Zentralasien bis nach Pakistan quer durch Afghanistan hindurch zu führen, den Taliban dabei helfen würde, an der Macht zu bleiben - und auf diese Weise zugleich dafür zu sorgen, dass Osama Bin Laden ein sicheres Schlupfloch behielt. Trotzdem ermunterte es sogar noch die amerikanische Gesellschaft United Oil of California (UNOCAL) sich daran zu beteiligen."

Amerikaner besorgten den Aufstieg der Taliban

Zu jener Zeit war es nach der Ermordung von einigen iranischen Diplomaten in der westafghanischen Stadt Herat durch die sunnitischen Steinzeit-Islamisten fast zu einem militärischen Schlagabtausch zwischen Iran und Taliban-Afghanistan gekommen.

Zu Beginn des „War on Terror“ nahm man daher in Teheran erfreut zur Kenntnis, dass die Amerikaner nicht nur den Feind im Westen - den national-arabischen Saddam Hussein, sondern auch die radikalsunnitischen Taliban  im Osten aus dem Weg räumte, um so Irans Aufstieg zu fördern, der heute von Washington und seinen Söldnern bekämpft wird.

Bolton & Pompeo: Trump verplapperte sich im Interview

Trump ist nervös, drückt auf das Tempo, versucht den Abzug der US-Truppen vom Hindukusch zu beschleunigen, bevor ihm sein Außenminister und sein Sicherheitsberater in die Quere kommen. In einem Interview mit einem US-Medium verplapperte sich Trump neulich, als er von sich gab:

“Ich wollte sie alle raushaben. Und wissen Sie, ich habe viele rausgebracht. Wir waren bei 16.000. Wir sind (jetzt) runter auf etwa 9.000, was viele Leute nicht wissen. Wir haben also die Truppen in Afghanistan sehr substanziell reduziert, darüber rede ich nicht so viel, und das ist okay.“

Pakistan ist nicht der richtige Partner!

In völliger Ahnungslosigkeit stützt sich Trump dabei auf die Unterstützung Pakistans, einem höchst fragilen Staat und einer Atommacht, in der ebenfalls die Taliban ein gewaltiger Machtfaktor sind. Ein neuer Fehltritt.

Trump wäre gut beraten, wenn er diesbezüglich auf Iran setzen und zumindest den Versuch eines Ausgleiches mit Teheran anstreben würde, doch dem ist nicht so. Alternativ sollte sich der US-Präsident mit amerikanischen Soldaten unterhalten.

Diesen Soldaten war bei ihrem Einsatz im Norden Afghanistans die Vielzahl der zerstörten sowjetischen Tanks aufgefallen. Dieses ausgebrannte Kriegsgerät eines Imperiums, vor dem vor 30 Jahren die Welt noch erzitterte, beziehungsweise dessen Ideologie ein Fünftel der Menschheit - von Ost-Berlin bis Pjöngjang - beherrschte, ist dort wie eine historische Mahnung anzusehen.

Und zwar als eine Mahnung für das Scheitern von Supermächten, in der rauen Gebirgslandschaft von Afghanistan, die man schon seit den Zeiten Alexanders des Großen den „Friedhof der Imperien“ zu nennen pflegte.

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