Was kann man tun? Ganz einfach: Die Kurve bzw. den Chart auf den Kopf stellen. Das ist der echte Aufschwung. In der Politik funktioniert das doch auch, nicht nur in Venezuela!

Übrigens wird in wenigen Tagen die Lehman-Pleite zehn Jahre alt. Die Inhaber der damaligen Kobold-Zertifikate werden wohl wieder Kerzen in ihre Fenster stellen und leise seufzen. Was hat man aus der Krise gelernt? Nicht viel - und die Hälfte davon schon wieder vergessen. Damit Banken nicht wieder so viel Unsinn machen, hat man ihnen Aufpasser zur Seite gestellt. Es sind inzwischen wohl mehr, als die Banken Mitarbeiter zählen. Sicher ist sicher! Aber sicher geworden ist die Sache nicht. Wie sollte sie auch?

Die Ursache der Finanzkrise waren damals zu hohe Schulden, sagten führende Experten. Seitdem sind diese Schulden noch weiter gewachsen. Wir wissen ja: Die Schulden der einen sind die Guthaben der anderen. Irgendwoher müssen ja die gigantischen Guthaben von wenigen Leuten kommen.

Der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet sieht unterdessen eine ähnlich fragile Lage wie damals, was erstaunt. Das sagt er jetzt, wo er sich frei äußern kann wie auch seine früheren Kollegen. Was lehrt uns das? Diesmal sollte man ihn vielleicht ernster nehmen als damals.

Die führenden Experten in Sachen rotierender Meinung winken allerdings ab. Alles bleibt mindestens besser und diesmal ist ohnehin alles anders. Jede Delle im Dax nach unten wäre eine Einstiegschance, sagen sie. Wen dem so wäre, dann ist jede Delle nach oben eine gute Ausstiegsmöglichkeit, wobei der Chart im DAX-Kurs-Index sich gerade tief über die Kloschüssel beugt. Vielleicht ist er auch nur durstig. Oder er will tiefer tauchen.

Statt der neuen orakelten DAX-Rekorde wächst dagegen die Zahl der Tafeln in diesem Land, in dem wir gut und gerne leben. Und auch die Mietpreise steigen - trotz der Mietpreisbremse. Und weil dieses Politikmonster nicht wirkt, drückt die Politik aufs Gas, um jetzt noch stärker zu bremsen. Sie wissen ja, was passiert, wenn man Gas und Bremse im Straßenverkehr verwechselt. Wobei man sich doch fragt, woher die ganze Nachfrage nach Wohnraum kommt.

Unterdessen sind die Tage der Commerzbank im DAX gezählt. Sie war einst groß und auch Gründungsmitglied des DAX. In den MDAX wird sie absteigen und dort wohl erst einmal Ruhe vor so vielen öffentlichen Blicken haben. Als Nummer Acht wird sie dort bezüglich des Börsenwerts gelistet. Ersetzt wird das Commerz-Amt durch den Zahlungsdienstleister Wirecard. Das Bessere ist eben der Feind des Guten. Die Frage ist aber, wer später die Deutsche Bank aus dem DAX verdrängt.

Wird die Commerzbank wieder aufsteigen? Seit Wochen ranken sich Gerüchte um eine Fusion der früheren Großbanken mit ihrer Leistung aus Leidenschaft und den Ideen nach vorn mit der Bank an Ihrer Seite. Zumindest ergäbe die gelbe und blaue Farbe ein politisch korrektes Grün im Zeitalter von Diesel-Fahrverboten in Frankfurt. Not würde Elend heiraten und dann gemeinsam in der ersten Börsenliga mitspielen.

Dort war früher auch Karstadt gelistet, bevor mangelnde Kaufregung und überzeugende Managementfehler die Totenglöckchen bimmeln ließen. Jetzt aber wird der abgemagerte Kaufhof geheiratet. „Kaufstadt“ wäre doch ein passender Name um gemeinsam in die Zukunft ... zu stolpern.

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